Hemul hat geschrieben:Ach so, das Christentum ist ein neuer Bund
Ja. Wenn Gott ein Problem mit Ikonen hätte, dann hätte er niemals seinem Sohn in die Welt geschickt. Die Inkarnation, der Abstieg des göttlichen Geistes in die Materie, ist übrigens wesentlich provokanter, als ein paar Ikonen

schalte mal deinen Verstand ein. Wer Ikonen ablehnt, der muss dann konsequenter Weise erst Recht die gesamte Inkarnationslehre und damit das Christentum ablehnen. Dann kannst Du gleich zum Islam konvertieren, denn die Inkarnationslehre ist die entscheidende Differenz. Darum gibt es im Glauben der Muslime eher ein Bilderverbot aus religiösen Gründen, während Christen aufgrund der Inkarnation dafür argumentieren. Hinter dem byzantinischen Bilderstreit stehen wichtige theologische Debatten, bei denen es letztlich um die Verteidigung des Christentums ging.
Der byzantinische Bilderstreit war eine Zeit der leidenschaftlichen theologischen Debatte in der orthodox-katholischen Kirche und dem byzantinischen Kaiserhaus während des 8. und 9. Jahrhunderts, in der es um den richtigen Gebrauch und die Verehrung von Ikonen ging.
Wikipedia
Schau Dir mal die historische Einordung an. Der Bilderstreit kam erst auf,
nachdem der Islam entstand, wurde also vom Islam beeinflusst. Muhammad hat in Mekka die Zerstörung der Götzenbilder in der Kaaba angeordnet (am 11. Januar 630, nachdem die Muslime Mekka erobert hatten) im Grunde gehst Du eher von einer islamischen Denkweise aus. Siehe dazu
Bilderverbot im Islam. Die Verteidigung der Ikonen wird noch heute von orthodoxen Christen gefeiert, als großer Triumph. Warum, was ist daran so wichtig? Eine Niederlage in diesen Debatten hätte vermutlich zum Triumph des Islam geführt, weil es wirklich die christliche Kirche in ihrem Innersten erschütterte und sie wäre beinahe zu Fall gekommen. Heute sind wir wieder in einer ähnlichen Situation.
Helmuth hat geschrieben:Erst ein Anbeten von Götzen oder ein Gottesläster, der wird zu einem ernstzunehmenden Problem, und zwar nicht für mich, sondern dieser für sich selbst. Die 10 Gebote zu missachten wird sich für jedermann einmal rächen, der sie ignoriert.
Das ist sehr islamisch gedacht, ist Dir das bewusst?

es ist interessant den Protestantismus mit dem Islam zu vergleichen. In vielerlei Hinsicht vertreten sie islamische Sichtweisen. Beispielsweise das Sola Scriptura (allein durch die Schrift) die Salafisten argumentieren genau dafür. Der Koran und die Aussprüche des Propheten und die daraus abgeleitete Sunna (Lebenspraxis) sind für sie die alleinige Quelle des Glaubens. Die fundamentalistische Strömung im Islam und die fundamentalistische Strömung im Christentum ähneln sich sehr in ihren Argumentationsweisen und Glaubensverständnis. Sie sind in Wahrheit Brüder im Geiste. Besonders deutlich wird das, wenn man nach Amerika schaut:
Im Unterschied zu den meisten Kirchen in den USA, nicht nur die historischen Friedenskirchen, haben die Fundamentalisten ihre vorbehaltlose Zustimmung zur Irak-Politik des amerikanischen Präsidenten gegeben. Nach Einschätzung des deutschen Konfessionswissenschaftlers Prof. Dr. Erich Geldbach seien die amerikanischen Fundamentalisten "durchaus auch zu Gewalt bereit. Wie allen religiösen Fundamentalisten geht es auch den christlichen letztlich um Macht, damit sie die Welt in ihrem Sinne gestalten können": Auch Bischof Huber, Vorsitzender des Rates der EKD, beklagt kürzlich in einem Interview, dass "wiedergeborene Christen oft die Vorstellung haben, es sei legitim, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten gegebenenfalls mit Gewalt zu regeln". Der Konflikt über diese Haltung zur Gewalt - sagte er - sei zuletzt am Beispiel des Irak-Kriegs aufgebrochen.
Wir müssen in Zukunft davon ausgehen. dass die Strömung der "Christian Coalition" zumindest in den USA, politische Dimensionen angenommen hat, der christliche Fundamentalismus zunehmend zu einem unübersehbaren Faktor der internationalen Politik wird.
Verband für Internationale Politik und Völkerrecht e. V. Berlin (VIP)
Christliche und islamische Fundamentalisten betreiben beide in einer regelrecht manischen Weise einen Kampf gegen Gotteslästerer, Ungläubige oder in ihren Augen Falschgläubige und halten Gewalt und die Bedrohung Andersglaubender (selbst wenn sie der eigenen Religion angehören) für ein angemessenes Mittel, um die Welt in ihrem Sinne zu gestalten. Als orthodoxer Christ werde ich übrigens nicht von Muslimen angegriffen (die meisten Muslime respektieren meinen Glauben und ich kann mir entspannt mit ihnen unterhalten

) sondern - was mich immer wieder erstaunt -
am meisten von Christen. Die Christen brauchen also noch nicht mal einen äußeren Feind, sie bekämpfen sich einfach gegenseitig.