Christian41285 hat geschrieben:Wissenschaft kann heute ,,nicht,, jeden Mechanismus erkennen. Als Beispiel nenne ich alle offenen wissenschaftlichen Fragen,wo der Wissenschaft etwas entgeht.
Richtig - aber auch Fragen, die grundsätzlich nicht (natur-) wissenschaftlich erreichbar sind - das ist überal da, wo die Existenz transzendenter Entität ("Gott") mitspielt.
Anton B. hat geschrieben:Woher willst Du wissen, ob sich die "Wirklichkeit" oder das "Phänomen" hinter dem Kopf kratzt?
Im konkreten Fall weiß ich es nicht - aber da die Lücke zwischen methodischer Erkenntnis-Möglichkeit und "Wirklichkeit" ganz offensichtlich ist, wird es auch den Fall geben, wo sich beide aus großer Ferne zuwinken, WENN die Vertreter methodischer Erkenntnis beanspruchen damit automatisch auch Vertreter der "Wirklichkeit" zu sein. - Und das ist halt in der öffentlichen Wahrnehmung die Regel.
Anton B. hat geschrieben:Dieser Bezug auf die Wirklichkeit ist Deine Position, Deine Weltanschauung.
Widerspruch: Ist die Aussage, dass "Wahrnehmung" (also auch Wissenschaft) und "Wirklichkeit" (Heidegger würde sagen: Seiendes und Sein) kategorial unterschiedlich und somit NICHT von Natur aus koinzident sind, eine "weltanschauliche" Aussage? - Ich würde so etwas "Grundlage des Denkens/der Philosophie" nennen - BEVOR man über Weltanschauungen nachdenkt.
Anton B. hat geschrieben:Mag so sein. Aber ist das die Intersubjektivität?
Wenn die jeweiligen Begründungen systematisch und schlüssig sind, also von jedem Wissenschaftler als fehlerfrei nachvollzogen werden können, würde ich das als "intersubjektiv" bezeichnen.
Anton B. hat geschrieben:m "Geschichtsbuch" wird aber immer noch allen post-modernen Tendenzen in bestimmten Geisteswissenschaften zum Trotze immer noch die geschichtlichen Vorfälle zwar aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet
Was ist da der Unterschied? - Anton und Closs würden es in ihren Schriften doch genau so tun: "Ich beleuchte die Geschichte, also das, was nachweisbar geschehen ist, aus MEINER Perspektive - einmal aus AfD- und das andere Mal aus-kommunistischer Perspektive".
Du klingst so, als sei jegliche Geschichtsschreigung postmodern - das meinst Du natürlich nicht, aber das kommt raus, wenn man so tut, als wäre Geschichtsschreibung nicht von der Gegenwart des Geschichtsschreibers beeinflusst.
Anton B. hat geschrieben:In dem Artikel zu Geschichtswissenschaft lese ich das hier:
Die Geschichtswissenschaft zeichnet sich durch eine kritische Methode aus, das heißt, ihre Voraussetzungen, Methoden, Gedankengänge und Ergebnisse müssen rational diskutierbar bzw. intersubjektiv nachprüfbar sein (und zumindest prinzipiell falsifizierbar sein), und man geht stets prüfend und mit dem Streben nach weitgehender Objektivität vor (siehe Historisch-kritische Methode).
Wie kommt denn sowas?
Das ist kein Widerspruch. - Denn wie in den theologischen Wissenschaften gibt es auch in den Geschichtswissenschaften einen reinen Sach- und einen Bewertungs-Teil.
Um es ganz platt zu sagen: Kein Geschichtswissenschaftler kann in die Welt setzen, dass Bismarck im Jahr 1849 ein homosexuelles Verhältnis zum preußischen König hatte, wenn es dazu keine kritisch-rational überprüfbare Hinweise gibt. - Genauso wie kein Theologe behaupten kann, für Jesus sei das Gottesreich fern gewesen - wo doch überall im NT steht, dass es nah sei.
Aber: Dieses kritisch-rational zugängliche Terrain wird überschritten, wenn es zu Bewertungen kommt. - Stell Dir vor, ein überzeugter Ex-DDRler und ein überzeugter Ex-BRDler würden im Sinne ihrer Überzeugungen eine deutschen Geschichte von 1949 - 1989 schreiben: Selbst wenn beide die selben Quellen hätten und beide wissenschaftlich gleich sauber arbeiten würden, käme etwas ganz anderes an Bewertung heraus!!!