fin hat geschrieben:...unsere persönlichen Ansichten relativieren nicht die Tatsache, daß sich die Erde um die Sonne dreht...
Unsere persönlichen Ansichten nicht, aber die Tatsache, dass jede bisherige Weltwahrnehmung, jedes Weltbild, seine Zeit hatte und von einer anderen Zeit mit deren neuer Anschauung relativiert oder gar völlig widerlegt worden ist. Was gibt dir die Gewissheit, dass unser heutiges wissenschaftliches Weltbild nicht dereinst dasselbe Schicksal ereilen wird? In hundert oder zweihundert Jahren wird man möglicherweise die Aussage, die Erde drehe sich um die Sonne ebenso amüsiert belächeln wie wir Heutigen die Anschauung, die Sonne drehe sich um die Erde belächeln. Man wird vielleicht ein ganz anderes, mehrdimensionaleres Weltbild entwickeln als unser heutiges ist, vielleicht auch ein weit energetischeres, das überhaupt nicht mehr mit materiellen, vermeintlich "festen" Grössen rechnet.
Entscheidend ist die jeweilige Haltung, ob der Person das eigene Selbst- und Weltbild wichtiger ist als die Wahrheit.
Eine Person kann nichts anderes als Wahrheit wahrnehmen - eben für wahr nehmen - als ihre Wahrnehmung und die Bedeutung, die sie dieser Wahrnehmung beimisst. Wahrheit ist relativ, subjektiv. Was du als
die Wahrheit postulierst, ist
deine Wahrheit, nicht mehr und nicht weniger.
Die Frage ist, wie er reagiert, wenn man ihm darlegt, daß es sich nicht so verhält.
Ja, das ist die Frage. Wie reagierst du also, wenn ich dir eine andere Interpretation von Wahrheit darlege als diejenige, die du vertrittst? Du bleibst bei deiner Anschauung:
Wahrheit (Wahrhaftigkeit) ist also keine subjektive Größe, auch wenn der Mensch (auch) eine subjektive Größe darstellt.
Und ich bleibe bei meiner Terminologie, die besagt: Wirklichkeit ist die objektive Grösse, die subjektiv wahrgenommen und erkannt wird. Die subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit wird dann als Wahrheit kommuniziert. Und dabei geschieht es eben oft und gerne, dass Wirklichkeit und Wahrheit als dasselbe betrachtet werden, was sie nicht sind. Die objektive Erkenntnis der Wirklichkeit ist dem Subjekt nicht möglich. Das Subjekt hat nie mehr als seine subjektive Wahrnehmung, sein subjektives Erleben, seine subjektive Wahrheit. Es bedeutet Demut, dies zu akzeptieren. Es bedeutet dagegen Hybris, Grössenwahn, das Bollwerk der Wirklichkeit erkenntnismässig erstürmen zu wollen und die grenzenlose Wirklichkeit in die Grenzen unserer Erkenntnis einfangen und einsperren zu wollen.