Das ist definitiv eine unsinnige Verschwörungstheorie. Wer historische Forschung betreibt, der ist automatisch wissenschaftlichen Kriterien verpflichtet, die nicht durch irgendwelche Glaubensentscheide ausgehebelt werden können.Roland hat geschrieben:Ein Witzbold ist, wer tatsächlich glaubt die Forschung mit der historisch-kritischen Methode würde faktische "Ergebnisse" auf dem Tisch bringen. "Ideologisch eingefärbte Vermutungen und Spekulationen" wäre der richtige Ausdruck.sven23 hat geschrieben:Ratzinger ist ein Witzbold. Genau das tut die Forschung mit der historisch-kritischen Methode. Nur wenn die Ergebnisse auf dem Tisch liegen, kriegt er die Krise und faselt vom Antichristen.Roland hat geschrieben: Würde das für den christlichen Glauben gelten, dann wäre dieser für mich ein No-go.
"Das historische Faktum ist eine Grunddimension des christlichen Glaubens. Die Heilsgeschichte ist keine Mythologie, sondern wirkliche Geschichte und muß deshalb mit den Methoden ernsthafter Geschichtswissenschaft untersucht werden."
Papst Benedikt XVI.: Apostolisches Schreiben Verbum Domini (2010)
Auch hier siehe oben.Roland hat geschrieben:Genau. Aufklärung darüber, dass die HKM keine ersthafte, objektive Geschichtswissenschaft betreibt sondern dass sie ein Forschungsprogramm zur Unglaubhaftmachung der biblischen Texte darstellt.sven23 hat geschrieben:Deshalb ist Aufklärung so wichtig…Roland hat geschrieben: Und der zweihundert Jahre andauernde Versuch ihn mittels der HKM und der "Entmythologisierung" zu zerstören, hat zwar viel Schaden angerichtet, kann aber als gescheitert angesehen werden.
Freud sprach mal von den Kränkungen, die die Aufklärung dem voraufklärerischen Welt- und Menschenbild zugefügt hat.
Die historisch-kritische Methode scheint für viele Gläubige eine weitere Kränkung darzustellen. Berger hat darüber vielsagend polemisiert.
Nein, da brauche ich gar nichts zuzugeben, sondern das ist eine Selbstverständlichkeit, dass Wissenschaft die Existenz von Göttern nicht voraussetzen muss, um den Glauben an sie untersuchen zu können. Aber wie schon gesagt: der Glaube an Götter belegt nicht die Götter, sondern lediglich den Glauben an sie.Roland hat geschrieben:Du gibst also zu, dass die HKM bei der Erforschung des Buches, das von A-Z von einem handelnden Gott berichtet, nicht davon ausgeht, dass dieser existiert. Und ich sage nicht, dass es verboten ist, so vorzugehen.sven23 hat geschrieben:Welche "ernsthafte Geschichtswissenschaft" setzt denn den Glauben an Götter voraus? Du verwechselst das mit katholischen Glaubensdogmatikern.Roland hat geschrieben: Wem es wirklich nur um die historische Wahrheit geht, der merkt sehr schnell, dass die HKM weltanschaulich voreingenommen agiert. Sie ist eben nicht die von Ratzinger geforderte ernsthafte Geschichtswissenschaft sondern der Versuch einen handelnden Gott aus dem Christentum zu verbannen.
Aber dann ist es eben AUCH Glaubensdogmatik, nur eben eine atheistische. Und die "Ergebnisse" sind nicht objektiv sondern es sind weltanschaulich eingefärbte Theorien.
Das ist eine Binsenweisheit, weshalb die Wissenschaft die Existenz von Göttern nicht voraussetzt, wie closs das immer wieder uninnigerweise fordert. Das ist das Spielfeld der Glaubendogmatiker.Roland hat geschrieben:Sag ich ja. Weder die Existenz, noch die Nichtexistenz Gottes sind beweisbar.sven23 hat geschrieben:Die Zeit hätte er sich auch sparen können…Roland hat geschrieben: Thomas von Aquin war einer der Hauptvertreter der Scholastik, also dem Versuch "Gottesbeweise" zu erbringen. Vor diesem Hintergrund ist das Zitat zu verstehen. Für den damals Ungebildeten reichte Offenbarung und er musste sich nicht mit der philosphischen Beweisführung für die Existenz Gottes beschäftigen.
Die Hoffnung stirbt wohl zuletzt. Es kann aber auch sein, dass dienigen, die im Diesseites keinen Sinn sehen, sich gerade deshalb an ein Jenseits klammern.Roland hat geschrieben: Es gibt wissenschaftlich nicht den geringsten Beweis gegen die Wahrheit der Bibel - und gleichzeitig kann man auch ihre Wahrheit nicht beweisen. Wir sind heute in unserer Entscheidung, nach sehr langer Zeit, wieder frei.
Nackte Affen, die in ein Stück Erde gekrallt durch ein sinnloses Universum kreiseln und dann spurlos wieder verschwinden, also absolute Sinnlosigkeit – oder geliebte Geschöpfe mit Jenseitsperspektive.
Nein, es ist ein sehr gut belegtes Argument der historischen Jesusforschung, das sogar ein David Friedrich Strauss schon vor 150 Jahren erkannt hat. Die Forschung hat dies immer wieder bestätigt. Das ist nun mal die Befundlage.Roland hat geschrieben:Natürlich. Das ganze 24. Kapitel des Matthäusevangeliums ist dann eben gefälscht, denn es passt nicht zum Bild des Jesus, den ich mir zurechtgebastelt habe. Belege für eine Fälschung? Fehlanzeige. Sehr schwaches Argument.sven23 hat geschrieben:Das ist eben die Verfälschung der Lehre Jesu, zugegeben aus der Not heraus geboren, dass sie ein Irrtum war.Roland hat geschrieben: Lies Matthäus 24 selbst und die Vorzeichen der Wiederkunft Jesu. Das beschreibt zwangsläufig einen sehr langen Zeitraum, mit vielen weitreichenden, weltweiten Ereignissen und einer weltweiten Verkündigung des Evangeliums an ALLE Völker.
Genau deshalb wurde er geschrieben, um die ausleibende Erfüllung der Naherwartung zu rechtfertigen. Um dem Ganzen apostolische Autorität zu verleihen, bediente man sich des Petrusnamens. Natürlich auch eine Fälschung. (verharmlosend Pseudepigrafie genannt)Roland hat geschrieben: Offenbar kennst du ihn nicht, den 2. Petrusbrief. Ein Bruchteil dieses Briefes handelt überhaupt von der Wiederkunft Jesu und zwei-drei Verse davon, dass sie bisher ausgeblieben ist, nämlich im dritten Kapitel:
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.
9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.
Du musst schon genauer lesen. Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst. Er erwartete die Gottesherrschaft desjenigen Gottes Jahwe, an den er, wie alle Juden, glaubte.Roland hat geschrieben:Genau so habe ich es gemeint. Dass er eine solche Naherwartung hatte ist nur mit riesigen Scheuklappen belegbar oder mit vielen Fälschungsvorwürfen in den Evangelien, ohne dass man diese belegen oder auch nur vernünftige Gründe dafür vorbringen könnte.sven23 hat geschrieben:Auch hier zur Richtigstellung: Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst, sondern auf die Gottesherrschaft/Königsherrschaft, die jeder gläubige Jude hat und hatte. Als diese ausblieb, deutete man die Naherwartung auf ihn selbst um. Der Verkünder wurde zum Verkündeten.Roland hat geschrieben: Natürlich haben Christen immer gehofft, dass ihr Herr bald wiederkommt. Und dieses Bereitsein für seine Wiederkunft mahnt Jesus auch an, etwa im Gleichnis von den 10 Jungfrauen. Und manch einer mag schon damals ungeduldig geworden sein, alles richtig, das bestreitet doch keiner. Bestritten wird eine irrtümliche Naherwartung Jesu Christi selbst. Eine solche ist nur mit riesigen Scheuklappen belegbar oder mit vielen Fälschungsvorwürfen in den Evangelien, ohne dass man diese belegen oder auch nur vernünftige Gründe dafür vorbringen könnte.
Später wurde diese enttäuschte Naherwartung auf Jesus selbst umgedeutet.
Man kann sich natürlich fragen, warum die Gläubigen nicht misstrauischer wurden, als die Erfüllung der Naherwartung ausblieb? Aber wie so oft bei Glaubensideologien kommt man hier mit rationalen Argumenten nicht weiter.
Ein sehr schönes Beispiel dafür sind die Zeugen Jehovas. Als ein Prophet die Wiederkunft Christi voraussagte, versammelten sich die Gläubigen auf einem Feld und erwarteten ihren Herrn. Als dieses Ereignis ausblieb setzte man einen neuen Termin an. Dieses Mal kamen sogar noch mehr Gläubige zusammen. Und wenn sie nicht gestorben sind, glauben sie noch immer, wie man auch hier im Forum sehen kann.