Thaddäus hat geschrieben:Und leider ist Jesu angenommene Göttlichkeit auch keine "maximal robuste modale Entität"
Das Annehmen der Göttlichkeit natürlich nicht - meine Aussage war ganz anders: "WENN Jesus göttlich ist, DANN ..." - "WENN es eine Buche ist, DANN ändert mein Verständnis davon nichts daran".
Thaddäus hat geschrieben:Maximal robuste modale Entitäten betreffen ausschließlich die DINGE, die sind, was sie sind, unabhängig davon, welche Überzeugungen ich über sie habe.
Exakt - genau so habe ich es geschrieben: "WENN Jesus göttlich 'ist', dann ..."/"WENN es eine Buche ist, dann ..."
Thaddäus hat geschrieben:Denn ob Jesus als historische Person auch noch göttlich gewesen sein KÖNNTE, hängt allein von meiner Einstellung dazu ab.
Nein - ob die Buche eine Buche "ist", hängt eben NICHT von meiner Einstellung ab.
sven23 hat geschrieben:Dass Bultmann ein Atheist war, ist ja auch falsch.
Ich weiß - mir ist die Ironie nicht entgangen.
sven23 hat geschrieben:Da das, "was ist" niemand auch nur annähernd definieren kann, ist es so eine jener Formulierungen, die Tiefgang vorgaukeln, aber bei genauer Betrachtung nur heiße Luft sind.
Nein - es ist das einzige, was zählt. - Wie auch immer sich das Wildschwein an der Eiche (= Wahrnehmung) kratzt, juckt das die Eiche (= das, was ist) NICHT.
Guck Dir mal das Video vom Gabriel-Vortrag an, den Thaddäus eingestellt hat - vielleicht glaubst Du es dann. - Ich habe den Vortrag zu Ende angeguckt, weil er ein Paar Grundlagen bringt, die ich eigentlich voraussetzen würde - ich schließe daraus, dass Gabriel sie heute nicht mehr voraussetzt. - Durchaus unterhaltsam und flott - man schläft nicht ein. - Aber das gehört in den Thaddäus-Thread.
sven23 hat geschrieben:Die Aufteilung in historischer Jesus und kerygmatischer Christus gem. Bultmann wird nicht nur von der historisch-kritischen Forschung bestätigt, sondern auch von der Systematischen Theologie.
Meine Herren, es bestreitet doch keiner, dass die HKM Jesus in seiner Wirklichkeit anders versteht als die Fundamental-Theologie - insofern macht diese Unterscheidung doch Sinn und ist anerkannt.
Der Schmerzpunkt ist, ob die HKM darauf bestehen kann, das, was Jesus wirklich gedacht und gemeint hat, mit ihrer Methodik besser erschließen kann als die Systematische Theologie - einfaches Beispiel:
a) "Rezeption Jesu im 4.Jh = späte Rezeption: Ergo: Frühere Rezeptionen sind authentischer zur geistigen Wirklichkeit zu Jesus" - das wäre grob-gesagt ein klassisches HKM-ERgebnis.
b) "Rezeption Jesu im 4.Jh. erkennt im Erkennis-Prozess (Hermeneutischer Zirkel) etwas, was man vorher nicht erkannt hat - das wäre ein klassisches Ergebnis der Christlichen Hermeneutik.
Wer ist nun näher an dem, was Jesus wirklich (also historisch) im Jahr 30 gedacht und gemeint hat? - Die HKM würde sagen: "Nix da - Platzhirsch sind in solchen Fragen wir" - andere würden sagen: "Nix da - unter geistigen Gesichtspunkten spricht viel dafür, dass WIR näher dran sind". - In anderen Worten: Der "kerygmatische" Jesus kann der geistigen Wirklichkeit Jesu historisch näher sein als der historisch-kritisch erschlossene Jesus. - Trotzdem sind natürlich "historischer Jesus" (das ist eine irreführende Abkürzung für "historisch-kritisch erschlossener Jesus) und "kerymatischer Jesus verschieden.
sven23 hat geschrieben:Auch hier mahne ich wie Thäddäus zu logisch sauberem Denken.
Das ist auch mein Wunsch - und zwar seit langem.
sven23 hat geschrieben:Das bedeutet aber nach den Gesetzen der Logik, dass nur einer von beiden der "echte" Jesus sein kann.
Da "historisch"(ontisch gemeint) ein eindeutig definierter Begriff ist, ist Deine Aussage richtig. - Aber das beantwortet nicht die Frage, wer bei welchen Fragen näher am historischen (hier nicht abkürzend für "historisch-kritisch", sondern ontisch gemeint) Jesus ist. - Begründung s.o.
sven23 hat geschrieben:Auch wer ständig mit philosophischem Halbwissen hantiert, könnte das eigentlich wissen.
Wenn Du wüsstest, welch großes Wort Du hier gelassen aussprichst.
sven23 hat geschrieben:Genau, ein Kanoniker hat noch nie im Leben was von der Bibel gehört und ist völlig überrascht, dass da ein gewisser Jesus zum Sohn Gottes erklärt wurde. ...

Meinst Du, Theißen hat die Bibel erstmals gelesen, als er sie auf konkrete Fragen untersucht hat?
sven23 hat geschrieben:Tut es aber, und wenn du wenigstend die Bibel kennen würdest, wüßtest du das auch. Dein Unkenntnis ist manchmal erschütternd.
Ich weiß - auch die großkirchliche Theologie hat eine erschütternde Kenntnis von der Bibel - es ist nicht zum Aushalten.
sven23 hat geschrieben:Wie, kommen sie denn zu dem Schluss, dass Jesus nicht göttlich ist?
Gar nicht, weil sie aus hermeneutischem "Vorwissen" (so sagt man) setzen, dass Jesus göttlich ist. - Sie kennen doch die Bibel bereits, bevor sie konkrete Fragen untersuchen - so wie Theißen auch. - Mit dem Unterschied, dass er nicht zum Ergebnis kommen kann, dass Jesus göttlich war - weil das in seinem hermeutischen "Vorwissen" nicht vorgesehen ist. - Zur Erinnerung:
Würde die römische Geschichtsschreibung und die Bibel davon wimmeln, dass Jesus göttlich war, könnte die HKM nicht zum Ergebnis kommen "Jesus war göttlich" - es geht nicht aufgrund der HKM-Grundlagen.
sven23 hat geschrieben:Nein, ich meine, dass du dich auf deine früheren Einsichten besinnen solltest, dass Wissenschaft keine Beweise für oder gegen Gott erbringen kann.
Das heißt: Die historisch-kritische Wissenschaft kann nicht zum Ergebnis kommen, dass Jesus göttlich ist, selbst wenn er historisch göttlich ist - meine Rede. - Wie vereinbarst Du dies mit Deinem Anspruch auf "Ergebnisoffenheit"?
sven23 hat geschrieben:Zum Glück bestimmen closs oder Glaubensdogmatiker nicht, was zur Sachebene gehört.
Doch - das macht die Theologie, zumindest in der Praxis, schon, indem sie nur Sachergebnisse der HKM ernst nimmt. - Aber eigentlich sollte es eine Sache der HKM selbst sein, nur auf Basis der Grundlagen zu forschen, die sie sich selber gegeben hat.
sven23 hat geschrieben:Die man dann in den Texten bestätigt findet. Das nennt man Zirkelschluss.
Auch das ist nicht so einfach - denn dann muss man erst mal interpretieren, was "göttlich inspiriert" eigentlich heißt - sicherlich NICHT, dass jedes Wort göttlich inspiriert ist, sondern eher WELCHES Wort göttlich inspiriert ist.
Schauen wir auf die andere Seite: In Deiner Denke (nicht in meiner!) wäre die HKM zirkelschlüssig, weil sie aufgrund ihrer Grundlagen Wunder und Auferstehung als historisch NICHT real interpretieren KANN. - Wenn man hier Zwänge entdecken will, muss man sie beidseitig entdecken. - Alles andere ist Halbzeug und - nach Deinem Wortschaft - "wissenschaftlich unredlich".
sven23 hat geschrieben:Es bedarf keiner großartigen Interpretation, dass
Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
ein astreiner Zirkelschluss ist.
So ist es.

Aber das war von Anfang an klar und ist wirklich nicht verwendbar für das Thema hier, weil es eine Fehlleistung von Paulus, aber nicht Grundlage der Theologie ist.
sven23 hat geschrieben:Auch da gibt es lobenswerte Ausnahmen, unabhängig vom breiten Konsens in der Forschung.
Rahner hat das gemeint, was in seine Zeit des HKM-Hypes gepasst hat - deshalb muss er nicht recht haben.
sven23 hat geschrieben:Natürlich, weil nur diese den Namen Forschung zu Recht trägt.
Genau - jetzt wieder diese Orwell-Nummer: "Man definiere Wissenschaft so, dass man nur selber übrigbleibt, bezeichne dadurch alles andere als unwissenschaftlich und mache dann einen auf Pippi-Langstrumpf". - Längst durchschaut - die Theologie achtet auf diesen Zirkus seit einigen Jahrzehnten überhaupt nicht mehr (wenn ich den Theologen aus katholischen und evangelischen Universitäten folge, die es so aus der Praxis berichten).
sven23 hat geschrieben:Tun die Evangelen denn das?
Die Evangelen sind extrem heterogen aufgebaut - insofern: Ja, ein erheblicher Teil tut das, aber im Widerspruch von diametral entgegenstehenden Strömungen. - Eigentlich haben die Evangelen gar keine richtige Fundamental-Theologie mehr - so ist mein Eindruck.
sven23 hat geschrieben: Legenden und Mythen sagen höchstens was darüber aus, wie man gerne hätte, was "ist".
Das wäre jetzt wieder die anthropozentristische Nummer - jeder, wie er kann.
