closs hat geschrieben: Die Frage nach der Schöpfung des Menschen durch Gott ist naturalistisch nicht beantwortbar.
Wäre auch ein Widerspruch in sich.
closs hat geschrieben: wir sprechen hier also mit unseren Vorstellungen des Daseins über etwas, was nur mit göttlicher Vernunft original-getreu gesagt werden könnte - WIR können es also nicht.
Hm. So weit, so gut.
closs hat geschrieben: Die Paradies-Geschichte, so wie sie in der Bibel dargestellt wird, ist Ausdruck der damaligen menschlichen Vorstellung: "Wie drücke ich etwas Geistiges so aus, dass es 'die Leute' verstehen können" - also drückt man es naturalistisch aus - einen idealen "Garten Eden" mit Bäumen, Flüssen, Pflanzen und Tieren kann sich jeder vorstellen.
Das, WAS damit geistig ausgedrückt werden soll, ist meiner Ansicht nach folgendes:
Der Mensch wurde ursprünglich ideal erschaffen - und damit NICHT naturalistisch (es gibt keine naturalistische Welt, in der Löwe und Lamm friedlich nebeneinander leben).
Bei mir blinken immer innere Warnleuchten auf, wenn ein Christ sagt, dass es das, was die Bibel klar beschreibt bzw. vorhersagt, gar nicht gibt…
closs hat geschrieben: Unter "ideal" würde ich verstehen, was theologisch mit "Geistleib" verstanden wird: Da ist eine unverwechselbare, individuelle Person, der der Name "Roland" gegeben wird, als der er von Gott geschaffen ist ("Ich rufe Dich mit Deinem Namen").
Ja. Aber wir waren noch bei der
anfänglichen Schöpfung.
closs hat geschrieben: Dementsprechend ist erst der "Sündenfall" (ein Wort, das aus meiner Sicht oft dramatisch fehlverstanden wird) der Eingang in das, was wir "naturalistische Welt" nennen. - Erst dort gibt es die Dialektik aus gut und böse, plus und minus, Yin und Yang, etc. - Umgekehrt: In der Geistleib-Welt gibt es keinen Strom, der von Plus nach Minus läuft, weil es kein Plus und Minus gibt.
Was wäre denn gewesen, wenn der Mensch, statt der "Schlange" nachzugeben, zu Gott geflüchtet wäre und ihn um Rat gefragt hätte? "Da ist etwas, das mich lockt, dein Gebot zu übertreten, erklär mir das mal." Plus und Minus, gab es doch offensichtlich für den Menschen schon vor dem Sündenfall. Die Entscheidung der Schlange zu glauben oder nicht, lag doch allein beim Menschen.
closs hat geschrieben: Wiederum umgekehrt: In der Geistleib-Welt ("Alles in Einem") gibt es keine Entwicklung, die aber nötig ist, wenn der Mensch von seinem unschuldig-bewusstlosen Zustand in Gott ("Embryo") in einen bewussten Stand kommen soll - dieses Bewusstsein kann nur im dialektischen Raum (= Entwicklungs-Raum) entwickelt werden. -Warum das überhaupt? Weil (und das ist nun Glaubenssache) Gott will, dass seine (ebenbildliche) Schöpfung ihn bewusst erkennen kann.
Der Sündenfall , als
notwendiger, gottgewollter Übergang hin zum Bewusstsein des Menschen, ohne den der Mensch Gott nicht bewusst erkennen könnte?
closs hat geschrieben: Nebenbei: Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Adam Gott erstmals adressiert (= Ich zu Du), NACHDEM der "Fall" stattgefunden hat? Warum? Weil es vorher nicht ging - vorher war sein Ich im Du Gottes verschmolzen (Embryo - Mutter). - Erst durch den "Fall" erhält Adam ein erstes Ich-Bewusstsein ("Cogito" - "Ich bin Adam") - vorher ist es etwas anderes (auch eine schwierige Frage, die man separat besprechen müsste).
Gott gab Adam und Eva ein Gebot, das sie offensichtlich auch verstanden hatten. Also: Ich Gott, gebe Dir Mensch ein Gebot. Und umgekehrt: Ich Mensch haben verstanden, dass Du Gott mir ein Gebot erteilt hast. Klingt für mich nicht nach einem bewusstlosen Verschmolzensein im Du Gottes.
Und warum gibt Gott überhaupt dieses Gebot, wenn er den "Fall" wie du den Sündenfall nennst, gewollt hat und er notwendig war?
Außerdem:
"Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen." (1. Mose 2, 19)
Das zeigt doch: Der Mensch war nach dem Bilde Gottes erschaffen, er war mit Bewusstsein und Entscheidungsfähigkeit ausgestattet. Es fehlte allein der Hang zum Bösen.
closs hat geschrieben: Zurück zu Deiner Frage: Dieser "gefallene Raum" der naturalistischen Welt (Zeit/Materie) ist natürlich mit eigenen Gesetzen (Naturgesetze/Evolution/etc.) ausgestattet - und wenn nach diesen Gesetzen der Mensch BIOLOGISCH ein Trockennasenaffe ist, sehe ich darin kein Problem - das hat mit "Geistleib" (also den originalen Schöpfungs-Zustand) nichts zu tun.
Wenn man es nur als taxonomische Einordnung und nicht als Abstammung sieht, hab ich auch kein Problem damit.
Das beißt sich auch nicht mit biblischen Aussagen. Mensch und Tier sind aus demselben Material erschaffen (1.Mose 2, 7 + 19).
Es geht mir ja auch um die Aussage einiger, der Mensch sei von Gott mithilfe darwinsitischer Methoden erschaffen worden.
closs hat geschrieben: 1) "Ihr seid verantwortlich für das, was Ihr wählt", oder
2) "Ich zeige Euch etwas, was Ihr verstehen könnt oder nicht: Sobald Eure geistige Erkenntnis weit genug ist, werdet Ihr mir folgen"
Ist das ein Gegensatz? Das eine schließt das andere mE nicht aus. Wobei es Menschen gibt, die bewusst, trotz Erkenntnis, Gott nicht folgen wollen.
closs hat geschrieben: (1) ist typisch "modern" und anthropozentrisch interpretiert - daraus wird dann: "Irgendjemand muss schuld sein - und da es Gott nicht sein kann, gehen wir auf die Schiene 'Selbstverantwortung des Menschen' "
(2) ist typisch zeitgenössisch und phänomenologisch: "Es ist, wie es ist - egal wer oder ob jemand verantwortlich ist".
Wenn du diesen Gegensatz aufbaust, klingt das für mich so, als ob du den Menschen nicht als erlösungsbedürftigen Sünder ansiehst. Ich zitiere nochmal:
Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben…. Wie nun durch die Sünde des Einen (Adam) die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen (Christus) für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt."(Römer 5, 12+18)
Wofür starb Christus, wenn der Sündenfall nur ein gottgewollter, notwendiger "Fall" war, durch den der Mensch Gott erst bewusst erkennen konnte? Wenn durch den Sündenfall nicht, wie Paulus sagt "Verdammnis" sondern "Erkenntnis" im positiven Sinne über den Menschen kam?
sven23 hat geschrieben:Metzinger meint damit sicher nicht jenseitige Welten, sondern bezieht sich auf unsere Welt, in der wir leben. Und er hat ja Recht. Wir haben nun mal keine Sinnesorgane für Magnetismus, Röntgen- oder Infrarotstrahlung. Diese Welt blieb unseren Vorfahren verborgen.Nur dank unserer kognitiven Fähigkeiten sind wir in der Lage, Werkzeuge zu bauen, die es uns erlauben, das Spektrum unserer Wahrnehmung deutlich zu erweitern.
Und es wäre aberwitzig zu glauben, dass ausgerechnet dort nichts mehr existieren kann, wo unsere Werkzeuge nichts mehr messen können und unsere kognitiven Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen. Das zu glauben, wäre anthropozentrischer Größenwahn.
Ich verweise einmal mehr auf meine Signatur.
sven23 hat geschrieben:Sicher gibt es Ungleichheit und auch Ungerechtigkeit.
Aber fühlt man sich besser, wenn man glaubt, dass ein (zynischer?) Gott dies herbeigeführt hat?
Nein, wenn man Gott als zynisch empfindet, sicher nicht.
Schaut man dagegen auf Jesus, wie ihn die Bibel schildert und glaubt,
dass so Gott ist, so kann man in diesen Gott Vertrauen fassen. Egal wie ich bin und wer ich bin.
Lukas 15, 2: "Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen..."
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:…oder den armen Hiob quälen läßt…
Millionen Menschen haben sich an Hiob ein Beispiel genommen und darin Trost gefunden.
"Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!" Hiob 1, 21
Was für ein Glaubensgigant!
Aber nur ein literarischer.
Behauptest du!
sven23 hat geschrieben: Und er wird am Ende für seinen Glauben belohnt/bzw. entschädigt, wie praktisch, gell.
Weiß nicht ob "praktisch" der richtige Ausdruck ist, jedenfalls ist es gut, wenn am Ende alles nochmal auf den Tisch kommt, es sei gut oder böse.