... und damit kommen wir wieder -- ganz unabhängig von jedweder Fachlichkeit und auch unabhängig vom Hemul und vom Pluto als Personen -- auf das zentrale Problem dieses Threads zurück.Hemul hat geschrieben:Ich mag in Deinen Augen ja ahnungslos sein werter Pluto-folgender Mathematiker hat aber sogar etwas was Du nicht hast-nämlich ein Doktorhütchen.
In meiner Diskussion mit Novalis bedeutet mir dieser kleine Schriftwechsel sehr viel:
Weil hier ja ein rechtes Dilemma behandelt wird: Mit gewissem Recht verweist der Anton auf die Spezialisten und Experten, die ja alles besser wissen wollen und vor allem auch sollten. Das lässt sich ja mit unserer sehr arbeitsteilig organisierten Gesellschaft begründen. Der Anton z.B. , obwohl ansonsten hoch gebildet, weiß über das Mauern nicht halb so viel, wie der Maurer aus dem Bautrupp. Auch tut sich der Anton schwer, Kritik an Einsteins Theorien oder verschiedenen Aspekten der Quantenmechanik zu üben. Also unmittelbar einsichtig ist dem Anton weder das eine, noch das andere. Anton ist ausgebildeter Naturwissenschaftler und kann dennoch nicht so richtig aufgrund seiner autonomen Vernunft eine fachlich qualifizierte Meinung (mitunter auch "Senf" genannt) beisteuern.Novalis hat geschrieben:Ich denke lieber selbstständig mit der Kraft meiner autonomen Vernunft, lieber AntonAnton B. hat geschrieben:Um es böse zu formulieren: In gewisser Weise die Rache des kleinen Mannes an den bösen Spezialisten und Experten ...
Sollte das Projekt des Novalis, "Ich denke lieber selbstständig mit der Kraft meiner autonomen Vernunft" damit ad acta gelegt werden? Stattdessen sei das, was der Spezialist sagt, für mich Gesetz? Kann ich das als Individuum akzeptieren?
Die Frage ist doch dann, wie ich als Individuum mit meinen persönlichen Limitationen den von von Innen und Außen gegebenen Verpflichtungen nachkommen soll? Denn diese Ansprüche lassen sich ja auch nicht einfach so abstreifen; So ist mir (und Dir) eine Verantwortung gegeben -- z.B. am Tage der Bundestagswahl -- die durchaus Auswirkungen auf andere Menschen haben kann. Es kann auch die Verpflichtung gegenüber Gott (wenn ich gläubig bin), meiner Familie oder allgemein einfach nur gegenüber meinem eigenen Selbstverständnis sein.
Das alles kam mir in den Sinn, als ich den letzten Disput von Hemul und Pluto las. Hier haut der Hemul ja eigentlich in die Kerbe des Anton. Oder wahlweise -- im Falle des Ganser als Historiker mit Doktorhütchen -- in die Kerbe vom Novalis. Wobei der Pluto das auch gerne tut. Der Doktorhut als Maßstab der erkannten Wahrheit. Im Falle vom Anton die Wissenschaft als heilige Kuh. Das Drollige ist ja, es lassen sich immer Doktorhüte mit passenden dezidierten Aussagen zitieren und "Google ist Dein Freund" liefert immer auch das, was Du gerade hören möchtest
Wie lässt sich Teilhabe, und ich meine hier insbesondere kritische und gleichzeitig "qualifizierte" Teilhabe, an Wissen erhalten, was ich als Mensch aufgrund meiner individuellen Situation vielleicht gar nicht rechtfertigen kann?
Haben wir darauf vielleicht jeweils unterschiedliche -- aber doch jeweils "legitime" -- Antworten gefunden?