Da bin ich mir nicht sicher, ob man diese Stelle für eine angebliche Missionierung mißbrauchen darf. Das Judentum betreibt bis heute keine Missionierung und hat es auch zu Zeiten Jesu nicht getan. Der Wanderprediger kann nur im Kontext der jüdichen Tradition verstanden werden. Das ist heute Konsens in der Forschung.Raiauer hat geschrieben: Hallo...zum Judentum gehörte das sich Hinwenden zu anderen Nationen. Abraham sollte zum Segen werden für alle Menschen.
Du drückst es richtig aus: das Messiasbild wird so von den Schreibern entworfen. Das ist aber bereits christliche Rezeption/Veränderung des historischen Jesus. Die historische Jesusforschung hat den Anspruch, diesen Unterschied zwischen Überlieferung und Historie herauszuarbeiten. Und da gibt es erhebliche Diskrepanzen.Raiauer hat geschrieben: Auch das messiasbild schloß am Ende alle Nationen und alle menschen ein. Jesus ist für alle menschen gestorben, nicht nur fürJuden. Das war ein zentales Bild der Botschaft Jesu.
Das Johannesevangelium gilt in der Forschung als weitgehend freie Erfindung eines unbekannten Schreibers.Raiauer hat geschrieben: In Johannes 10 spricht er davon, dass er auch noch andere Schafe hat, die nicht aus der Schafherde der Juden sind. Insofern passt der Missionbefehl zu dem was jesus sagte und verkörperte, besonders seine Heilstat, die für alle Menschen galt.
Auch ist sich die Forschung einig, dass Jesus keine Missionierung wollte. (Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel....)
Jesus vertrat einen jüdischen Nationalismus und einen religiösen Partikularismus mit Thoraverschärfung.
Logisch, sie ist ja auch ein späteres, christliches Produkt. Die sog. Offenbarung des Johannes war schon zu Zeiten der Kanonisierung sehr umstritten. Sicher eines der schwächsten Bücher des NT.Raiauer hat geschrieben: Die Offenbarung beschreibt die Rettung der Menschheit, nicht der Juden.
"Als Kennzeichen einer heiligen und bewahrenswerten Schrift galt die Apostolizität, also die
Abstammung von einem Jünger Jesu. So wurde das Johannes- und das Matthäusevangelium seit der
Antike auf Jünger Jesu zurückgeführt, das Markus- und das Lukasevangelium auf Begleiter des
Paulus. Paulus hat sich selbst betont als Apostel verstanden, obwohl er Jesus nie getroffen hat. Von
der Urgemeinde wurde sein Anspruch auf das Apostelamt zurückgewiesen, kirchengeschichtlich hat
er sich aber durchgesetzt. Die Petrusbriefe hielt man für Schriften des Petrus, der Jakobusbrief sollte
ein Brief des leiblichen Bruders von Jesus sein, der die Urgemeinde bis zu seinem Tod im Jahre 62
leitete. Die Apokalypse des Johannes wurde dem Autor des Johannesevangeliums und Jünger
Johannes zugeordnet.
Alle diese Zuordnungen gelten in der Forschung schon seit Langem als nicht mehr haltbar. Man ist
heute der Meinung, dass es vor allem der Wille späterer Zeiten war, die als wertvoll erachteten
Schriften mit dem ersten Jüngerkreis Jesu in Verbindung zu bringen. Keiner der Evangelisten war ein
Augenzeuge, die Synoptiker verwenden eindeutig Quellenmaterial, das Johannesevangelium im
Wesentlichen durch den Evangelisten selbst erfundene Reden Jesu mit wenig Anklängen an die
Historie. Viele Briefe sind als Fälschungen erkannt, darunter auch sechs der angeblich dreizehn
Paulusbriefe, die Petrus- und die Johannesbriefe sowie der Jakobusbrief. Auf der anderen Seite
führte das Argument der Apostolizität auch dazu, dass an sich hochwertige, aber eben
nichtapostolische Schriften wie die Clemensbriefe es nicht in den neutestamentlichen Kanon geschafft
haben. Sie wären für die kirchliche Verkündigung viel nützlicher gewesen als z. B. der Hebräer- oder
der Jakobusbrief oder die Johannesoffenbarung."
Kubitza, Der Dogmenwahn