Jenseits von Gut und Böse?

Philosophisches zum Nachdenken
Novas
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#191 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Novas » Fr 24. Mär 2017, 12:17

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben: die "bösen Naturalisten"
Unter einem "Guten Naturalisten" verstehe ich, dass sich einer herstellt und sagt "Ich GLAUBE, dass die Welt als Ganzes naturalistischer Natur ist, und ich GLAUBE somit nicht, dass etwas darüber ist." - Da habe ich echt keine Probleme - ich schwör's.

Der Ideologie-Vorwurf kommt daher, dass Naturalistien dazu neigen, sich nicht zu ihrem Glauben zu bekennen, weil sie meinen, ihr Glaube sei kein Glaube". - Denn dann - und das ist oft der Fall - werden "Glaube" (= Illusion, Erfindung, etc) und "Naturalismus (= "Realität", Wissen) gegenübergestellt, als sei der Naturalismus etwas ganz anderes als andere - naja - Glaubens-Bewegungen. - Nur DAS begründet den Vorwurf der Ideologie - würde man sich zu seinem Glauben als Glauben bekennen, wäre alles in Butter.
Wie wäre es mit folgender Formulierung?

Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.

Das ist falsch, schließlich lässt sich nachweisen, dass es in der gesamten Geschichte der Menschheit Menschen mit religiösen Empfindungen gab. Alle Kulturen besitzen Religion und jede Religion spricht von einer geistigen Wirklichkeit. Siehe dazu: Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Du leugnest alle Hinweise und dann behauptest Du, dass es keine gibt, tolle Vorgehensweise, so arbeiten Ideologen ;) · Getreu der kindlichen Annahme „was ich nicht sehe, existiert auch nicht“.

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NIS
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#192 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von NIS » Fr 24. Mär 2017, 12:27

sven23 hat geschrieben:Wie wäre es mit folgender Formulierung?
Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.
Das Gesetz ist der Gottesbeweis.
(Ohne Intelligenz gäbe es keine Naturgesetze.)
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sven23
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#193 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Fr 24. Mär 2017, 12:44

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.

Das ist falsch, schließlich lässt sich nachweisen, dass es in der gesamten Geschichte der Menschheit Menschen mit religiösen Empfindungen gab. Alle Kulturen besitzen Religion und jede Religion spricht von einer geistigen Wirklichkeit. Siehe dazu: Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Du leugnest alle Hinweise und dann behauptest Du, dass es keine gibt, tolle Vorgehensweise, so arbeiten Ideologen ;) ·
Dass es tausende von (verschiedenen) Religionen gab und gibt, ist bekannt. Das wäre aber ein Argument nach dem Motto: Was wir schon immer so gemacht haben, muss ja wohl richtig sein. Man vergißt dabei, dass die meisten Religionen in einer Zeit entstanden, als man noch keine besseren Erkärungen für die Welt um uns hatte. Das hat sich mittlerweile fundamental geändert.


"Zur Illustration ein Beispiel: Gegeben sind zwei Fakten: 1. Es gab einen
Wirbelsturm. 2. Ein Baum wurde entwurzelt. Wissenschaftlich sinnvoll, wäre es, die
Entwurzelung des Baumes auf den Wirbelsturm zurückzuführen. Prinzipiell denkbar
wäre es aber natürlich auch, zu behaupten, Außerirdische hätten die Erde inspiziert,
dabei sei ein technischer Defekt an einem der Ufos aufgetreten, die plötzlich
versagende Antriebstechnik habe einen Wirbelsturm ausgelöst und beim Herabfallen
des Ufos sei auch der Baum beschädigt worden. Daraufhin seien Spezialagenten der
CIA gekommen und hätten alle Spuren des Ufos beseitigt, um das Geheimnis
außerirdischen Lebens vor der Öffentlichkeit zu verbergen und weiter ungestört mit
extraterrestrischer Technik experimentieren zu können. Letztere Erklärung, obgleich
sie denkmöglich ist, entspricht ganz gewiss nicht dem wissenschaftlichen
Sparsamkeitsprinzip und ist daher zu verwerfen (zumindest solange wir keine neuen
Fakten kennen). Gleiches gilt auch für die Gotteshypothese, die viel zu viele
unbewiesene Annahmen einführt, um Phänomene zu erklären, die auf andere Weise
weit besser, nämlich wissenschaftlich eleganter, gedeutet werden können."

Dr. Michael Schmidt-Salomon


Novalis hat geschrieben: Getreu der kindlichen Annahme „was ich nicht sehe, existiert auch nicht“.
Das sagt ja auch niemand. Trotzdem wirst du Hinweise auf Röntgenstrahlung erhalten, wenn du zu lange einer hohen Dosis ausgesetzt warst, egal, ob du weißt, dass es Röntgenstrahlung ist oder nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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NIS
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#194 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von NIS » Fr 24. Mär 2017, 13:08

sven23 hat geschrieben:Dass es tausende von (verschiedenen) Religionen gab und gibt, ist bekannt. Das wäre aber ein Argument nach dem Motto: Was wir schon immer so gemacht haben, muss ja wohl richtig sein. Man vergißt dabei, dass die meisten Religionen in einer Zeit entstanden, als man noch keine besseren Erkärungen für die Welt um uns hatte. Das hat sich mittlerweile fundamental geändert.
Vielleicht hat sich nur unser Verständnis von Gott im Lauf der Zeit gewandelt?
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#195 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Fr 24. Mär 2017, 13:49

NIS hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dass es tausende von (verschiedenen) Religionen gab und gibt, ist bekannt. Das wäre aber ein Argument nach dem Motto: Was wir schon immer so gemacht haben, muss ja wohl richtig sein. Man vergißt dabei, dass die meisten Religionen in einer Zeit entstanden, als man noch keine besseren Erkärungen für die Welt um uns hatte. Das hat sich mittlerweile fundamental geändert.
Vielleicht hat sich nur unser Verständnis von Gott im Lauf der Zeit gewandelt?
Das ist auf jeden Fall so. Die Gottesbilder sind immer ein Spiegel der jeweiligen Zeit. Heute gibt es nur noch Minderheiten, die dem alttestamentarischen Gottesbild anhängen und eventuell? nachtrauern.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#196 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 14:07

closs hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:Aber auch Geisteswissenschaften basieren auf Logik und sollten auch, wenn möglich, Empirie mit einbeziehen.
Das ist leicht einlösbar - das Problem: Logik ist IMMER Folge der Setzung, auf die sie angesetzt wird. - Und um dieses Problem zu minimieren, gibt es Hermeneutik. - Und da kaum einer weiß, was Hermeneutik eigentlich ist, wird sie von Materialisten verachtet. :lol:
Wenn die Setzung falsch ist, ist die beste Hermeneutik für die Katz´. "Hermeneutik" ist kein Zauberstab, mit dem man Irreales in die Realität bringen kann.

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#197 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Detlef » Fr 24. Mär 2017, 14:08

Novalis hat geschrieben:An dieser Reaktion kann ich ablesen, dass ich ins Schwarze getroffen habe :P und doch, Materialismus ist eine Weltanschauung, die heute auf so ziemlich allen Kanälen verkündigt wird. Das beinhaltet die systematische Abwertung anderer Betrachtungsweisen und die Erziehung ist heute primär materialistisch. Wenn ich mir den Zustand der heutigen Welt anschaue, so komme ich zu der Auffassung, dass es dringend einen moralischen Kompass braucht (wie Hans Küng mit seinem Projekt Weltethos versucht). In den spirituellen Traditionen finden wir die positiven moralischen Werte, die in Zukunft die Grundlage für ein globales Gemeinwesen bilden werden.
Unbelegte Pauschalunterstellungen und Jubel über deine eigene Unfähigkeit, dein Gegenüber differnziert zu betrachten: Wenn du Küng nicht nur als Autoritätsargument betrachtet-, sondern sein Anliegen auch verinnerlicht hättest, wäre dir das nicht passiert. Zudem, die "spirituellen Traditionen" haben dieses unsägliche Unterteilen in "Gut" und "Böse" erst manifestiert. Zu einem "moralischen Kompass" gibt es meiner Ansicht nach bessere Alternativen, so wie sie beispielsweise von den evolutionären Humanisten geboten werden.
Novalis hat geschrieben: Eine Beispiel für eine typische Sichtweise, die gerne als unhinterfragbare Wahrheit verkauft wird: die Sicht, dass das Gehirn Erzeuger des Bewusstseins ist. Dabei handelt es sich um eine Interpretation, aber es gibt keinen Beweis dafür. Oder um ein weiteres Beispiel zu geben: der Spiegel veröffentlichte mal einen Artikel mit dem Titel "Der gedachte Gott" (Heft 21/2002) in dem beschrieben wurde, dass die Erfahrung, einem Gott nahe zu sein, mit einer speziellen Aktivität im Gehirn verbunden sei. Das ist zweifellos richtig, aber allein aus dieser Korrelation haben Wissenschaftler in dem Artikel geschlossen, dass dies ein Beweis für die Nicht-Existenz Gottes sei. Was für ein erbärmlicher logischer Fehlschluss :silent:
Cleverere Glauber als du wissen, dass sie damit nur einen Lückenbüsergott in Stellung bringen würden. Denen ist im Gegensatz zu dir klar, dass diesem Lückenbüsergott dann nur ein weiterer von vielen Rückwärtsschritten bevorstehen würde, wenn die Hirnforschung irgendwann mal in der Lage ist, Aussagen zu einem neuronalen Korrelat des Bewusstseins zu treffen. Du weißt nicht mal, dass es in der Naturwissenschaft keine Beweise gibt, wer sich das Attribut "ebärmlich" tatsächlich eingehandelt hat, is wohl klar...
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#198 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Fr 24. Mär 2017, 14:20

sven23 hat geschrieben:Wie wäre es mit folgender Formulierung?

Wir haben nicht die geringsten Hinweise darauf, dass es außerhalb der naturalistischen Welt "supranaturale Phänomene" (Götter etc. eingeschlossen) gibt.
Kleine Konkretisierung: "Wir haben unter kritisch-rationalen Gesichtspunkten nicht ..." - dann passt es und ist wissenschaftlich.

Münek hat geschrieben:Wenn die Setzung falsch ist, ist die beste Hermeneutik für die Katz´.
So ist es. - Allerdings kann man hermeneutisch mit der Zeit rausfinden, OB eine Setzung wahrscheinlich falsch ist oder wahrscheinlich wahr ist. - Letzte Sicherheit gibt es nicht.

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Münek
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#199 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Münek » Fr 24. Mär 2017, 14:22

closs hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:Den vermisse ich dann bei den meisten Religionsvertretern (auch bei Franziskus, als Beispiel).
Man weiß in der Theologie, was kritischer Rationalismus ist, weiß aber auch (ein logisch ziemlich einfaches Unterfangen), dass "die Welt" nicht nur kritisch-rational erklärt werden kann.
Das kann man nicht wissen, sondern sich nur einbilden, es zu wissen. An die Stelle von "Wissen" tritt lediglich der Glaube, der allerdings den Makel der Beliebigkeit in sich trägt...

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#200 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Fr 24. Mär 2017, 14:25

Münek hat geschrieben: An die Stelle von "Wissen" tritt lediglich der Glaube
Nee - da noch nicht. Das geht auch mit Logik. - Nicht mal Kant hat das "Ding an sich" losgekriegt.

Die Interpretationen daraus sind allerdings dann glaubens-bedingt. Aber der Glaube der Materiösen ist es auch. - Warum sollte man da gegenseitig mit Dreck werfen?

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