Jenseits von Gut und Böse?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#111 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Di 21. Mär 2017, 15:38

1Johannes4 hat geschrieben:welche Aussagen des AT sprechen gegen diese Naherwartung?
Weder pro noch contra, sondern nur "dass". - Ähnlich ist es im NT.

Das hat damit zu tun, dass "Zeit" in heilsgeschichtlichen Dingen in Bezug auf die Überzeitlichkeit Gottes überhaupt keine Rolle spielt. - Aus Gottes Sicht ist ein Jahr dasselbe wie 10 Milliarden Jahre, weil es für ihn nur Gegenwart gibt - allerdings aus UNSERER Sicht Gegenwart in verschiedenen Zeiten.

Dazu kommt: Es ist auch für den Menschen vollkommen wurscht, ob die Apokalypse in 100 Jahren oder in 10 Millionen Jahren kommt - jeder Mensch hat seine eigene Apokalypse am Ende seines Lebens (wobei Apokalypse nicht als Bedrohung gesehen werden muss).

Mit anderen Worten: Die Diskussion über Naherwartung an sich ist vollkommen verdreht, da irrelevant. Allerdings damals (und vielleicht auch noch) für Menschen wichtig, die nicht kapieren, dass diese Diskussion unwichtig ist. - Und weil sie unwichtig ist, sagt ja Jesus irgendwo so was Ähnliches wie "Die Stunde kennen wir nicht". - Er könnte auch sagen: "Es ist scheiß-egal - macht Euch lieber HEUTE auf, weil es für Euch um dasselbe geht, ob die Apokalypse morgen oder in 10 Millionen Jahren kommt".

Und genau das ist wieder mal so ein geistiger Gedanke, den die Vertreter der HKM methodisch nicht nachvollziehen können - und dementsprechend sind die Deutungen.

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sven23
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#112 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Di 21. Mär 2017, 16:07

closs hat geschrieben: Die theologische Musik spielt woanders. - Nur hört man sie selten, weil deren Vertreter in aller Regel als inkompetent abgetan werden ("Ein Dogmatiker kann die Bibel nicht beurteilen"). Siehe Svens aktueller Post:
Moment, ich habe nicht gesagt, dass Dogmatiker die Bibel nicht beurteilen können. Aber sie beurteilen sie anders, weil bei ihnen das Glaubenskontrukt, so wie es die Kirche überliefert hat, im Vordergrund steht. Ganz im Sinne des Paulus haben sie kein Interesse an der Historie. (Der Jesus im Fleische geht uns nichts an). Dass der Wanderprediger sich in der Erwartung des nahen Gottesreiches getäuscht haben könnte, ist für sie per Glaubensentscheid ausgeschlossen. Kann man machen, aber das hat dann nichts mit ergebnisoffener Wissenschaft zu tun, die in der historischen Jesusforschung unabdingbar ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie <die einschlägigen Bibelstellen> werden aber einfach ingnoriert, bzw. weggeglaubt nach dem Motto: was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.
Die "säkulare Fraktion" hat ein besseres Marketing (davon abgesehen, dass die "spirituell-theologische Fraktion überhaupt kein Marketing haben will - egal, ob das gut oder schlecht ist).
Da hat nichts mit Marketing zu tun, sondern mit plausiblen Begründungen. Wenn es solche elementaren Widersprüche in den Texten gibt, muss man sie erklären können, es sei denn, man hat keinen wissenschaftlichen Anspruch.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie werden aber einfach ingnoriert, bzw. weggeglaubt nach dem Motto: was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.
Sie werden NICHT ignoriert, sondern anders verstanden - und zwar offenbar auf eine der HKM nicht nachvollziehbaren Art anders verstanden.
Genau da liegt das Problem. Man kann nicht soeben mal alles "anders verstehen", nur weil es fürs Glaubenskonstrukt opportun ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Viele Theologen neigen dazu, mangelnde Substanz durch sprachliche Nebegranaten und Sprachverschwurbelung zu verschleiern.
Wie willst Du das beurteilen? - Das ist alles Ad-Hominem-Gedöns aus Kompetenz-Hilflosigkeit.
Nein, für Theologengeschwafel habe ich dir schon genügend Beispiele genannt. Der Theologe Eilert Herms ist so ein Exemplar.

„Als Offenbarung bezeichnen wir umgangssprachlich [sic!] … das Zustandekommen des
Wirklichkeitsbezuges von welthaftem Personsein, wie es sich in all denjenigen
Erschließungsvorgängen vollzieht, in die sich Personen schlechthin einbezogen erleben. Als
religiöse Offenbarungen bezeichnen wir diejenigen – ebenfalls rein passiv erlebten –
Erschließungsvorgänge, in denen eben der Sachverhalt dieses schlechthin passiven
Zustandekommens des Spielraums menschlicher Handlungsmöglichkeiten … selbst
erschlossen wird und in denen somit der spezifische Sach- und Wirklichkeitsbezug einer
religiösen Gestalt menschlichen Lebens zustande kommt. Als religiöse Offenbarung
bezeichnen wir also eine Klasse von Erschließungsvorgängen, die … durch einen ganz
spezifischen Inhalt ausgezeichnet sind (nämlich: die passive Teilhabe menschlicher Macht
an der überlegenen Ursprungsmacht)."


Kubitza schreibt dazu:
"Sprachliche Vernebelung kommt in der Theologie gerne im Gewand von Definitionen daher. Wenn
man schon nichts Greifbares vorweisen kann, möchte man wenigstens niveauvoll darüber reden. Und
der Gegenstand selbst, wie fragwürdig er auch an sich sein mag, wird dadurch aufgewertet. Obige
Definition will ja möglichst allgemein sein und nicht nur vom Christentum reden. Grotesk wird es,
wenn man sie liest und dabei an die bei den Maya beliebte Sitte denkt, den Göttern Menschenopfer in
großer Zahl darzubringen. Versuchen Sie es mal!
Theologische Sprachgymnastik wird uns als Disziplin noch häufiger begegnen."


closs hat geschrieben: 1) HKM ist die richtige Methodik, wenn Jesus nichts als eine Wanderprediger war und es Gott als Entität nicht gibt.
Nein, die HKM ist die richtige Methodik, wenn man wissen will, was historisch der Fall war.

closs hat geschrieben: 2) Theologische Hermeneutik ist die richtige Methodik, wenn Jesus göttlich war und es Gott als Entität gibt.
Theologische Hermeneutik ist immer dann richtig, wenn man ein theologisches Glaubenskonstrukt zirkelreferent bestätigt sehen will.

closs hat geschrieben: Ein Triumph aus purem Unvermögen - und das wird dann "Aufklärung" genannt.
Aufklärung tut Not, denn Conzelmann ist immer noch aktuell.

Je religiöser ein Mensch, desto mehr glaubt er; je mehr er glaubt, desto weniger denkt er; je weniger er denkt, desto dümmer ist er; je dümmer er ist, desto leichter kann er beherrscht werden. Das gilt für Sektenmitglieder ebenso wie für die Anhänger der großen Weltreligionen mit gewalttätig intolerantem "Wahrheits"-Anspruch. Dagegen hilft, auf Dauer, nur Aufklärung.
(Adolf Holl, Religionssoziologe)


closs hat geschrieben: Kannst Du nun verstehen, wie düpiert man da als außenstehender intellektueller und/oder geistiger Mensch ist? - "HÄ??", sagt man da: "Haben die nicht mehr alle Tassen im Schrank?".
Da fällt mir ein Witz ein: Was sagst du als Unbeteiligter zum Thema Intelligenz? :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nur gehen sie an der Historie völlig vorbei.
Woher willst Du das wissen? - Wenn die theologische Hermeneutik zum Ergebnis kommt, dass Jesus in einem Naherwartungs-Umfeld selber aus folgenden ... Gründen KEINE Naherwartung hatte, ist das eine Aussage zur Wirklichkeit
Allerhöchstens zur Glaubenswirklichkeit. Mit der historischen Wirklichkeit hat das wenig zu tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Josi
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#113 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Josi » Di 21. Mär 2017, 16:56

sven23 hat geschrieben:Viele Theologen neigen dazu, mangelnde Substanz durch sprachliche Nebegranaten und Sprachverschwurbelung zu verschleiern. Beispiele dafür gibt es genügend.
So ist es!

Hallo zusammen,

mit Nebelgranaten (Begriffe und Sätze ohne Wirklichkeitsentsprechungen) werfen aber nicht nur Theologen um sich, sondern überhaupt alle Menschen, die kaum bis gar nicht danach fragen, was denn tatsächlich der Fall ist.
Allein die Tatsache, dass die Natur mit keinem Lebewesen eine Art "Handel" betreibt, mutierte zu einem weltumspannenden Tabuthema.
Nicht tabuisiert sind und werden hingegen Werttheorien aller Art - zumindest unter uns Menschen.
Was Außerirdische, wie bspw. Gott, Engel u.s.w. von unseren aktuellen Börsenkursen, Zinssätzen, Versicherungsklausel etc.pp. halten, wissen wir nicht >wirklich<, so wir eher wissen, dass nicht die Natur alles menschliche Treiben auf Erden regiert, sodern das liebe Geld bzw. die von Adam Smith (1723 - 1790) konstatierte >Unsichtbare Hand<!

Mir scheint die jenseitige Seite die primäre bzw. einzig existierende Ereignisfläche zu sein, darauf dualistische Thesen wie Unkrautgewächse wuchern - unkontrolliert, um keinerlei negative Einwirkung, Nutzlosigkeit u.s.w. ahnend...
Und warum auch bei all den Unsichtbarkeiten, die uns Menschen ohnehin ungleich mehr faszinieren und beschäftigen, als alles Sehbare bzw. Offenkundige "der Welt" (erst recht für Leute, die noch nicht mal mehr Sichtbares sehen)?
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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#114 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Di 21. Mär 2017, 17:02

sven23 hat geschrieben: Aber sie beurteilen sie anders, weil bei ihnen das Glaubenskontrukt, so wie es die Kirche überliefert hat, im Vordergrund steht.
Welches selbst wiederum Folge der Exegese ist.

sven23 hat geschrieben:Ganz im Sinne des Paulus haben sie kein Interesse an der Historie.
Da hast Du Paulus genauso mißverstanden wie in Röm. 8,7. - Paulus meint mit seinen Aussagen in etwa, dass der auferstandene Jesus der Orientierungspunkt ist und nicht der leibliche. - Natürlich steht Paulus zur Historizität des leiblichen Jesus.

sven23 hat geschrieben:Kann man machen, aber das hat dann nichts mit ergebnisoffener Wissenschaft zu tun, die in der historischen Jesusforschung unabdingbar ist.
Non sequitur. - Da gehen jetzt ein paar Sachen durcheinander.

sven23 hat geschrieben:Da hat nichts mit Marketing zu tun, sondern mit plausiblen Begründungen.
"Plausibel" im Sinne der eigenen weltanschaulichen Prädisposition. - "Unplausibel" im Sinne christlicher Prädisposition.

sven23 hat geschrieben: Wenn es solche elementaren Widersprüche in den Texten gibt, muss man sie erklären können, es sei denn, man hat keinen wissenschaftlichen Anspruch.
Das wird doch gemacht - nur sind die Erklärungen beiderseits unterschiedlich begründet.

sven23 hat geschrieben:Genau da liegt das Problem. Man kann nicht soeben mal alles "anders verstehen", nur weil es fürs Glaubenskonstrukt opportun ist.
Nee - das muss Hand und Fuß haben. - Theologische Begründungen sind doch keine "willkürlichen" Begründungen, nur weil sie der HKM nicht in die Methodik passen.

sven23 hat geschrieben:für Theologengeschwafel habe ich dir schon genügend Beispiele genannt. Der Theologe Eilert Herms ist so ein Exemplar.
Super-genial finde ich diesen Text auch nicht, aber es ist fundiert, was der sagt. Der letzte Satz ist der wichtigste, weil er das etwas Umständliche vorher klar zusammenfasst.

Was Du "Geschwafel" und Kubitza "Vernebelung" nennen, ist nichts anderes als der Ausdruck eigener Verständnis-Hilflosigkeit.

sven23 hat geschrieben: die HKM ist die richtige Methodik, wenn man wissen will, was historisch der Fall war.
Nicht generell, sondern nur dann, wenn Jesus als "Nur-Wanderprediger" gesetzt wird. - Insofern ist Deine Behauptung falsch, weil auch der Fall historisch sein könnte, dass Jesus göttlich ist.

sven23 hat geschrieben:Adolf Holl, Religionssoziologe
Das ist ideologisches Gewäsch ohne jeglichen Anspruch auf Niveau - das ist Ausdruck von Trump-Wissenschaft.

sven23 hat geschrieben:Allerhöchstens zur Glaubenswirklichkeit. Mit der historischen Wirklichkeit hat das wenig zu tun.
:lol: Doch. - Auch eine HKM kann methodisch nicht ausradieren, was wirklich der Fall ist.

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#115 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Di 21. Mär 2017, 18:07

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ganz im Sinne des Paulus haben sie kein Interesse an der Historie.
Da hast Du Paulus genauso mißverstanden wie in Röm. 8,7. - Paulus meint mit seinen Aussagen in etwa, dass der auferstandene Jesus der Orientierungspunkt ist und nicht der leibliche. - Natürlich steht Paulus zur Historizität des leiblichen Jesus.
Nein, das Desinteresse des Paulus am historischen Jesus ist schon sprichwörtlich. Warum? Weil der historische Jesus seiner eigenen Theologie im Wege stand. Nur ein toter Jesus, der nicht mehr widersprechen konnte, war für ihn ein guter Jesus. Wie wir ja inzwischen wissen, war für Paulus so ziemlich alles erlaubt, wenn es nur der Verherrlichung Gottes diente. Deshalb schreckte er wohl auch nicht vor Veränderung der Lehre Jesu zurück.

"Jesus stand in der jüdischen Tradition, war von antirömischer Gesinnung, glaubte an das baldige Ende der bestehenden Welt und das unmittelbar bevorstehende Anbrechen des irdischen Gottesreiches. Mit der Auffassung des Christentums ist dieser Befund unvereinbar." ... "Wie konnte nun aus dieser ethnozentrisch- apokalyptischen Lehre des Nazareners die Weltreligion des Christentums werden? Entscheidend war hier in erster Linie Paulus: Er, der Jesus nicht mehr persönlich kennenlernte, prägte die weitere Geschichte der Religion so maßgeblich, dass man eigentlich vom paulinischen Christentum sprechen muss." ... "Entscheidend für das Überleben des Christentums, war die massive Veränderung und Adaptierung der Lehre, sodass am Ende vom ursprünglichen Kern nichts mehr übrigblieb. Während die paulinische Variante zur Weltreligion avancierte, verschwanden die Anhänger der Urlehre sehr bald im Dunkel der Geschichte."
Dr. Ronald Bilik


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:für Theologengeschwafel habe ich dir schon genügend Beispiele genannt. Der Theologe Eilert Herms ist so ein Exemplar.
Super-genial finde ich diesen Text auch nicht, aber es ist fundiert, was der sagt.
Natürlich, mindestens so fundiert wie Dogma 153. :lol:


closs hat geschrieben: - Insofern ist Deine Behauptung falsch, weil auch der Fall historisch sein könnte, dass Jesus göttlich ist.
Unwahrscheinlich, erst recht nicht nach Auswertung der Quellen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Adolf Holl, Religionssoziologe
Das ist ideologisches Gewäsch ohne jeglichen Anspruch auf Niveau - das ist Ausdruck von Trump-Wissenschaft.
Für Trump wäre das zu hoch. :lol:
Holl hat schon recht, wenn er sagt:

Je religiöser ein Mensch, desto mehr glaubt er; je mehr er glaubt, desto weniger denkt er; je weniger er denkt, desto dümmer ist er; je dümmer er ist, desto leichter kann er beherrscht werden. Das gilt für Sektenmitglieder ebenso wie für die Anhänger der großen Weltreligionen mit gewalttätig intolerantem "Wahrheits"-Anspruch. Dagegen hilft, auf Dauer, nur Aufklärung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Allerhöchstens zur Glaubenswirklichkeit. Mit der historischen Wirklichkeit hat das wenig zu tun.
:lol: Doch. - Auch eine HKM kann methodisch nicht ausradieren, was wirklich der Fall ist.
Im Gegenteil präpariert die HKM die Historie heraus, die unter glaubensdogmatischem Rezeptionskleister verborgen ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Scrypton
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#116 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Scrypton » Di 21. Mär 2017, 20:13

Hallo closs,
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb sagte ich ja auch: in der Theologie läßt sich alles hermeneutisch begründen.
Das kommt auf die Qualität der Theologie an.
An der Aussage von Sven ändert das nur >>nichts<<. Auch deine konsequente Überbewertung der Hermeneutik als auch der Dialektik ändert daran nichts, die du sowieso nie korrekt anwendest weil du eben immer wieder beliebige Glaubens-Annahmen und Tautologien einpflegst.
Philosophische Kompetenz ist bei dir jedenfalls nicht so viel zu erkennen.

closs hat geschrieben:Wenn man geistige Texte säkular interpretiert, kann herauskommen, dass Jesus eine Naherwartung hatte.
Ganz richtig.

closs hat geschrieben:Wenn man dieselben Texte geistig interpretiert, kann herauskommen, dass er keine Naherwartung hatte.
Ähm, nö. Dazu kommt man nur wenn man beliebige Glaubens-Annahmen vorausgehend gesetzt hat, beispielsweise dass Jesus gleich Gott ist. Damit wird ein Irrtum von Jesus und damit seine Naherwartung bereits durch Wunsch|Fantasie aus dem Spiel genommen, mit Interpretation eines Textes hat das dann auch nichts mehr zu tun.

In deinem Fall entspricht "geistige Interpretation" alleine deiner Willkür dessen, was du glaubst und das es ja gerade zu behandeln ginge. Wie Sven richtig konstatierte lassen sich so sämliche religiösen Texte|Legenden|Mythen "bestätigen".
Dass du all deine Begründungs- und Logikfehler die dir von so vielen anderen Forenteilnehmern übereinstimmend vor Augen geführt werden einfach nicht sehen willst spricht für sich, auch wenn du die Fehler bei dir wie immer bei allen anderen finden willst. Wie war das noch, wie hast du das bezeichnet? Selbst-Immunisierung?

Darin bist >>du<< ein absoluter Experte.
Darum halte ich weiter dagegen und behaupte: Nicht Jesus sondern mein ehemaliger Nachbar ist Gott.

closs hat geschrieben:1) HKM ist die richtige Methodik, wenn Jesus nichts als eine Wanderprediger war und es Gott als Entität nicht gibt.
Ähm, nein völlig falsch.
HKM ist die richtige Methode, weil|wenn Jesus nichts weiter ist als ein Wanderprediger. Ob es irgendeinen Gott als Entität gibt oder nicht ist dabei nicht von Belang.

closs hat geschrieben:2) Theologische Hermeneutik ist die richtige Methodik, wenn Jesus göttlich war
Doch weil der Umstand dass Jesus gleich Gott ist nur eine Wunschfantasie ist entspricht dies keiner Methodik und eine Begründung dafür konntest du nach dutzenden Versuchen ebenfalls nicht liefern. Weder logische, noch ontologische oder hermeneutische.
Und noch viel wichtiger: Es gibt nicht nur das Christentum, viele Theologen unterschiedlicher Religionen und viele Philosophen mit unterschiedlichen Weltanschauungen kommen auch dialektisch|hermeneutisch zu gänzlichst anderen Ergebnissen. Dein Produkt, dass Jesus gleich Gott wäre ist ein Produkt deines beliebigen Geistes|Glaubens und damit nichts, womit du argumentieren könntest.

closs hat geschrieben:Da beide Setzungs-Apparate nicht falsifizierbar sind, also auch nicht nachweisbar sind, gleichzeitig jedoch historische Realität sein können
Das ist in etwa so sinnvoll als würde "man" behaupten, Klabautermänner und 2m große unsichtbare Hasen könnten historische Realität sein.

closs hat geschrieben:Viele HKM-Vertreter weigern sich, so weit zu denken
Ähm, viel mehr denken sie sogar weiter als du und erkennen, dass >>deine<< persönlichen und beliebigen Setzungen nur für dich von Bedeutung sind während sie tatsächlich weiter keine Bedeutung haben.

closs hat geschrieben:Ein Triumph aus purem Unvermögen - und das wird dann "Aufklärung" genannt.
Wenn nur beliebige und persönliche Glaubens-Annahmen geltend gemacht werden könnte es anders auch gar nicht sein als dass man von Aufklärung ohnehin kaum etwas versteht. Du lebst in einem längst verworfenen Weltbild und hängst in der Vergangenheit fest während du dich auf philosophische Spielerei der selben Zeit zu beziehen versuchst und als Begründungen nur deine Annahmen und deine Tautologien vorweisen kannst.

closs hat geschrieben:Wenn die theologische Hermeneutik zum Ergebnis kommt, dass Jesus in einem Naherwartungs-Umfeld selber aus folgenden ... Gründen KEINE Naherwartung hatte, ist das eine Aussage zur Wirklichkeit
Nein, das ist eine Aussage als Produkt geglaubter Dogmen.
Merke: Deine Versuche geglaubte Dogmen mit der "Wirklichkeit" gleichzusetzen kann nicht funktionieren.

closs hat geschrieben:Aus Gottes Sicht ist ein Jahr dasselbe wie 10 Milliarden Jahre, weil es für ihn nur Gegenwart gibt
Das ist doch albern closs. Du erfindest jetzt sogar Begriffe denen du >>willkürlich<< irgendwelche eigenen Bedeutungen zu sprichst. Ich kann dich nicht mehr ernst nehmen.
Als würde es für eine personelle Entität und dessen Handlungen keine Chronologie geben. Das ist völlig ausgeschlossen, selbst wenn du auch das wie gewohnt anders sehen willst.

Ich bin mir jetzt schon sicher dass du auch diese Unplausibilität mit >>gar nichts<< begründen kannst, mehr als Tautologien zusätzlicher Annahmen wird es nicht geben.

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#117 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Di 21. Mär 2017, 21:06

sven23 hat geschrieben:das Desinteresse des Paulus am historischen Jesus ist schon sprichwörtlich.
Aber doch nicht in dem Sinne, wie es kolportiert wird.

sven23 hat geschrieben:Dr. Ronald Bilik
Deine Zitate geben einen umfassenden Überblick darüber, wie man heute umher-meint. Echte Zeitzeugnisse.

sven23 hat geschrieben:Unwahrscheinlich, erst recht nicht nach Auswertung der Quellen.
Wieder mal zirkelreferent: Man wähle eine Methodik, die nur im Rahmen dessen funktioniert, dass Jesus nur ein Wanderprediger ist, und wundere sich dann, dass herauskommt: "Jesus war nur ein Wanderprediger". :lol:

sven23 hat geschrieben:Holl hat schon recht
Auch ein Zeitzeugnis.

sven23 hat geschrieben:Im Gegenteil präpariert die HKM die Historie heraus, die unter glaubensdogmatischem Rezeptionskleister verborgen ist.
Das KANN im Einzelfall sogar richtig sein, kann aber genauso grottenfalsch sein. - Wir leben in einem Zeitalter des "Methodik schlägt Realität".

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#118 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Scrypton » Di 21. Mär 2017, 21:12

closs hat geschrieben:Man wähle eine Methodik, die nur im Rahmen dessen funktioniert, dass Jesus nur ein Wanderprediger ist
Eine objektive Methodik kann und darf eben nicht auf beliebigen und subjektiven Glaubenswünschen basieren. Das wäre der Rahmen, in dem sich Legenden und Mythen finden.
"Deine Methodik" könnte man auf alles anwenden und man "müsste" dann immer setzen, dass das zu Behandelnde tatsächlich Realität sei. Was es auch sei. Erkenntnisgewinn von 0, Ergebnis gleich Tautologien.

closs hat geschrieben:Wir leben in einem Zeitalter des "Methodik schlägt Realität".
Du hast wirklich >>nichts<< verstanden.

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#119 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Novas » Di 21. Mär 2017, 21:34

closs hat geschrieben:
1Johannes4 hat geschrieben:welche Aussagen des AT sprechen gegen diese Naherwartung?
Weder pro noch contra, sondern nur "dass". - Ähnlich ist es im NT.

Das hat damit zu tun, dass "Zeit" in heilsgeschichtlichen Dingen in Bezug auf die Überzeitlichkeit Gottes überhaupt keine Rolle spielt. - Aus Gottes Sicht ist ein Jahr dasselbe wie 10 Milliarden Jahre, weil es für ihn nur Gegenwart gibt - allerdings aus UNSERER Sicht Gegenwart in verschiedenen Zeiten.

Dazu kommt: Es ist auch für den Menschen vollkommen wurscht, ob die Apokalypse in 100 Jahren oder in 10 Millionen Jahren kommt - jeder Mensch hat seine eigene Apokalypse am Ende seines Lebens (wobei Apokalypse nicht als Bedrohung gesehen werden muss).

Mit anderen Worten: Die Diskussion über Naherwartung an sich ist vollkommen verdreht, da irrelevant. Allerdings damals (und vielleicht auch noch) für Menschen wichtig, die nicht kapieren, dass diese Diskussion unwichtig ist. - Und weil sie unwichtig ist, sagt ja Jesus irgendwo so was Ähnliches wie "Die Stunde kennen wir nicht". - Er könnte auch sagen: "Es ist scheiß-egal - macht Euch lieber HEUTE auf, weil es für Euch um dasselbe geht, ob die Apokalypse morgen oder in 10 Millionen Jahren kommt".

Und genau das ist wieder mal so ein geistiger Gedanke, den die Vertreter der HKM methodisch nicht nachvollziehen können - und dementsprechend sind die Deutungen.


:thumbup:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unwahrscheinlich, erst recht nicht nach Auswertung der Quellen.
Wieder mal zirkelreferent: Man wähle eine Methodik, die nur im Rahmen dessen funktioniert, dass Jesus nur ein Wanderprediger ist, und wundere sich dann, dass herauskommt: "Jesus war nur ein Wanderprediger". :lol:


Das ist sicher eine mögliche Perspektive. aber man kann Jesus aus zahllosen Perspektiven betrachten. Er betonte selbst immer wieder, dass er der „ Menschensohn“ ist.
Zuletzt geändert von Novas am Di 21. Mär 2017, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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#120 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Di 21. Mär 2017, 21:39

Stromberg hat geschrieben:Eine objektive Methodik kann und darf eben nicht auf beliebigen und subjektiven Glaubenswünschen basieren.
Also untersucht man Gott, als gäbe es ihn nicht. :lol: - Was soll das?

Stromberg hat geschrieben:Ich bin mir jetzt schon sicher dass du auch diese Unplausibilität mit >>gar nichts<< begründen kannst
Es wird wie üblich hinauslaufen auf "Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht".

Dagegen habe ich nichts - einzig wurmt mich, dass methodisch vorgegebene Verengungen des Sichtfeldes als "aufgeklärt" gefeiert werden. - Statt zu sagen "Wir wählen jetzt die Methodik x, die sich nur mit Falsifizierbarem beschäftigen kann, wissen aber, dass dies überhaupt nichts darüber aussagt, ob und was darüber hinaus 'real' ist", wählt man den Weg "1984". - "Gott" ist der unsichtbare Staatsfeind, nur dass dieser in "1984" "Goldstein" heisst.

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