erbreich hat geschrieben:
Und um – endlich… - zum Threadthema zu kommen: In diesem selbstlosen Erleben des bedingten Seins liegt der Grund, liegt die Begründung, liegt das Motiv für das liebevolle, wohlwollende, mitfühlende Wirken in Gedanke, Wort und Tat der tatsächlich und ernsthaft praktizierenden Buddhistin, des tatsächlich und ernsthaft praktizierenden Buddhisten.
Hallo @erbreich,
im Buddhismus hat wohl auch schon Gender Einzug genommen.
Bei Christus scheint dieses selbstlose Erleben des bedingten Seins in seiner Demut auf: Er, der Gott ist, macht sich zum Geschöpf und gibt sein Leben für andere. Das bedingte Sein wird als "nicht von dieser Welt" bezeichnet. Des Menschen Heimat ist im Himmelreich, erst dort wird seine Sehnsucht gestillt. Die Begründung liegt in der Person Christi. Ihm zu folgen und ihn tatsächlich zu verinnerlichen - vielmehr: Jesu Wille sich in uns zu verinnerlichen zuzulassen - stärkt, um liebevoll, wohlwollend und mitfühlend zu wirken in Gedanke, Wort und Tat.
In dieser Hinsicht ist Christentum nicht nur eine Religion der Liebe, sondern auch der Glaube an die personifizierte Liebe.
Wenn man Beiträge einiger atheistischer User liest, dann ist es, als blicke man in einen dunklen Raum voller Unerlöstheit. Da ist nur mehr Zweifel, Kritikaster, Verlust der Fähigkeit vertrauen zu können und Wahrheit auch tatsächlich zuzulassen. Natürlich will ein solch unerlöstes Leben nicht in der Ewigkeit fortgesetzt werden. Ein Buddhist ist eigentlich der reinste Atheist, aber der Buddhismus zeigt einen Weg auf zwar gelassen das Leben "aushalten" zu können, aber auch durch Schulung der Achtsamkeit, Dankbarkeit das Leben im Dasein einem oftmals atheistischen Nihilismus zu entreißen. Für einen "unerlösten Atheisten" ergibt sich im Buddhismus eine Lebensschule, die ihm wieder ein Vertrauen ins Leben geben kann. Dies auch, weil man aktiv selbst besonders durch spürbare körperliche Übungen daran arbeiten kann.
Der Sinn des Lebens liegt nicht im Leben an sich, sondern im Sinn selbst, der für uns ist, weil wir nach ihm suchen.
Es ist wie beim Lesen der Bibel, beim Gottesbild oder beim erlebten Selbst voll Leid und Unerlöstheit im Buddhismus: Man wird immer das finden, der man ist. Den zornigen Gott, weil man es selbst ist, die Angst vor Gott, weil man selbst zutiefst verunsichert ist, das Verdrängen von Leid, weil es nicht seinen Ansprüchen genügt, das Verzweifeln an Wünschen, weil sie treiben, statt hoffen zu lassen. Buddhismus und Christentum schulen die Liebe, die den Menschen aus diesem kreisen um sich selbst, aus dem ewigen finden nur seiner selbst, herausführen kann. Zu einer Existenz, die sich aus dem anderen nährt durch Liebe.
So mag im Christentum die Angst vor Gott die Ewigkeit verneinen wollen. Doch auch im Buddhismus gelingt keine Auflösung ohne Erlösung. Mag Gott im Christentum das Unerlöste aufheben, der Buddhist wird dies in einem weiteren Leben tun müssen. Und für jemanden, der das Leben jetzt schon als Last erlebt, weil ihm das Vertrauen in das Leben fehlt, kann das auch Angst machen.
Servus
