R.F. hat geschrieben:
http://www.si-journal.de/jg14/heft1/sij141-4.html
Ich kann beim Vergleich der Arbeiten von WW z.B. mit den in Zeitschriften wie “Science†oder “Nature†veröffentlichten Arbeiten, zu denen ich leichten Zugang habe, kein Niveau-Gefälle ausmachen.
Der Artikel von Manfred Stephan berichtet über den Fund eines sehr gut erhaltenen Fossils mit dem Namen Juvenator in Oberbayern. Dieser Fund ist insofern aussergewöhnlich, dass das Exemplar keine Federn besaß, ungewöhnlich deshalb, weil bei vielen verwandten Arten Federn nachgewiesen wurden.
Stephan stellt diesen Fund daher in den Kontext der unter Evolutionsbiologen heiss diskutierten Frage nach der Evolution der Federn und des Fluges. Dies ermöglicht ihm, neben den Zitaten der normalen Wissenschaftler (Tischlinger, Göhling) auch die Versuche der Wort&Wissen Mitarbeiter (Junker und Scherer) einfließen zu lassen.
Dies gilt auch für die Fragen, warum der Fund so gut erhalten ist. Das Tier wurde so schnell und effektiv in den Kalkstein eingeschlossen, dass sehr viele Details bis in die Hautstruktur erhalten geblieben sind. Dieser Vorgang war wohl sehr einzigartig, denn von der Art ist das genannte Exemplar das einzige, das bis heute erhalten wurde. Daher können auch die Präparatoren nur einige Spekulationen über den Fossilierungsvorgang anstellen, was Stephan wiederum erlaubt, seine eigenen Ideen zur Schichtbildung zu zitieren.
Insofern will dieser Artikel auch keine eigene Forschungshöhe anstreben, sondern stellt sich nur als Mosaiksteinchen in dem gesamten Fragekomplex dar. Dies ist in der wissenschaftlichen Arbeit ein durchaus normaler Vorgang. Da die Anzahl der Publikationen für die Reputation eines Wissenschaftlers ausschlaggebend ist, veröffentlicht man jede noch so winzige Idee oder jedes noch so winzige Ergebnis, ohne gleich den Anspruch erheben zu wollen, die Welt neu erfinden zu wollen.
Trotzdem wäre der Artikel nicht für eine Publikation akzeptiert worden. Das liegt einmal an der Kürze, was einem "Letter to the editor" gleichkommt. Ein solcher Letter kann nur publiziert werden, wenn er eine eigenen, bedeutende Idee oder Messung enthält, die so wichtig ist, dass man sie möglichst schnell und kurz - eben als Letter - veröffentlichen will. Diese Idee aber fehlt dem Artikel von Stephan.
Der andere Punkt ist wohl der Zweck dieses Artikels, der im Kontext des SI Sinn macht, in dem Kontext der wissenschaftlichen Welt aber nicht. Er möchte ein einzelnes Fakt (eben das genannte Fossil) als Baustein der Krtik an der Evolution der Federn (Junker, Scherer), der Cladistik (Junker) und der Schichtbildung (Stephan) sehen. Ein solcher Versuch würde in der wissenschaftlichen Welt abgelehnt, weil deren Basis unzureichend ist. Weder Junker, noch Scherer noch Stepahn können auch nur einen Jota zu den genannten Themen beitragen. Nicht, dass sie nichts zu sagen hätten, alle sparen nicht mit Kritikpunkten. Aber zum Beispiel der zitierte Artikel von Junker
http://www.si-journal.de/index2.php?art ... 122-1.html
hört mit den Worten auf: "Grund genug, nach alternativen, nicht-evolutionären Erklärungen zu fragen.". Damit fangen echte Artikel in der Regel an. Aber Junker weiß auch, dass seine alternative Erklärung die Wunderbehaftetet Schaffung aus dem Nichts ist, was im Kontext der wissenschaftlichen Überlegungen nicht gut kommt.
Insofern will der Artikel von Stephan weder die großen Fragen lösen noch entscheidend voranbringen, sondern nur sagen "beachtet dieses Fossil". Das ist als wissenschaftlicher Beitrag durchaus akzeptabel, die eigentliche Kritik gilt damit den zitierten Basisartikeln.
Da das Fossil das einzige seiner Art ist und es auch evolutionstheoretisch nicht auszuschliessen ist, dass eine Art Federn nicht hatte, obwohl alle Verwandten Federn hatte. ist dieses Ausrufezeichen eben nicht mehr als das.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.