Alles Teufelszeug? V

Pluto
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#371 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » So 8. Jan 2017, 16:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es gibt kein naturalistisches oder nicht-nturalistisches Erkennen.
Wie das? - "Erkennen" wäre also von vorgeschobenen Weltanschauungen abhängig?
Nein. Erkenntnis hat mit Weltanschauung absolut nichts zu tun.
Erkennnis entstand evolutiv, um Gefahren und Bedrohungen für das Individuum abzuwehren.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Diese Art von Erkenntnis ist von Illusion nicht zu unterscheiden
Die Frage ist nicht, wer etwas wie unterscheiden kann, sondern ob es wirklich Erkennen "ist".
Wie willst du das wissen, wenn du es nicht unterscheiden kannst?

closs hat geschrieben:Wie immer: Du gehst von Deiner Weltanschauung aus und stellst von dieser Warte aus Fragen. - Dass sich diese Fragen aus dieser Warte nur in Deinem Sinn beantworten lassen, ist absolut richtig - aber es ändert nichts an dem, was unabhängig davon trotzdem der Fall ist.
Du schiebst immer wieder die Weltanschauung als theologisches Scheinargument vor.
Nochmals... Erkenntnis ist ein Entscheidungsprozess des Gehirns, und hat mit Weltanschauung nichts zu tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#372 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 8. Jan 2017, 17:08

sven23 hat geschrieben:Die Glaubenswelt des Wanderpredigers ist eine Sachinformation, Übersetzungsfehler sind Sachinformationen, unhistorische Behauptungen sind Sachinformationen.
Die Glaubenswelt UM DEN Glaubensprediger ist sicherlich eine Sachinformation ("Was hat man damals in Israel geglaubt?") - Übersetzungsfehler sind prinzipiell ebenfalls Sachinformationen (allerdings gilt das dann auch für konnotativ falsch Übersetztes).

Problematisch: Was ist eine "unhistorische Behauptung"? - Etwas, was sich historisch-kritisch anders darstellt? - Oder (ontologisch) das, was damals wirklich passiert ist? - Diese Frage deshalb, weil bei Dir die Gefahr besteht, eine methodisch begründbare Behauptung als historische Größe, also als ein Faktum, zu verstehen.

sven23 hat geschrieben:Nur mit dem Unterschied, dass Bultmann es wissenschaftlich begründen kann, während Ratzinger und Co auf Glaubensentscheide angewiesen sind.
Das ist methodischer Zirkus. - Entscheidend ist, ob eine Begründung Chancen hat mit dem in Einklang zu stehen, was wirklich der Fall war. - Je nach weltanschaulicher Unterlegung haben aus Selbstsicht BEIDE Parteien diese Chance.

sven23 hat geschrieben:was die Forschung zu Tage gebracht hat, kann man das knicken.
Ein Zirkelschluss nach dem anderen. - Denn eine Forschung, die methodisch präjudiziert, kann nur ihre Ansätze begründen, aber nicht andersgeartete beurteilen. - Würden Rati/Berger und Bultmann mit derselben Methode arbeiten, ginge es.

sven23 hat geschrieben:Weshalb man auch eigentich vom Paulinismus sprechen müßte, statt vom Christentum. Vor allem seine Theologie hat sich durchgesetzt.
Naja - weil er einiges intellektuell sehr gut gegossen hat. - Von Paulinismus ist deshalb schwer zu sprechen, weil er weder gesalbt noch gekreuzigt wurde.

sven23 hat geschrieben: Historie kann man sich nur mit wissenschaftlicher Methodik nähern
Bei sntsprechender Definition von "Wissenschaft" ist das richtig - aber dann muss man von Methodiken (Plural) sprechen.

sven23 hat geschrieben:Das sind nur Ausweichmanöver, weil die Ergebnisse so gar nicht ins glaubensdogmatische Konzept passen.
Das gilt doch umgekehrt genauso. - Meinst Du, dass einem Kubitza die Ergebnisse der geistig-orientierten Theologie ins glaubensdogmatische Konzept passen?

Pluto hat geschrieben:Erkennnis entstand evolutiv, um Gefahren und Bedrohungen für das Individuum abzuwehren.
Das ist ein interessanter Ansatz.

Stellen wir also fest, dass "Erkennen" nicht methodisch fixiert ist, sondern ergebnis-orientiert ist. - Und was wäre, wenn es ein Erkennen gäbe, um geistige Gefahren und Bedrohungen für das Individuum abzuwehren?

Pluto hat geschrieben:Wie willst du das wissen, wenn du es nicht unterscheiden kannst?
Oft kann man es ja. - Wenn ein Mann seine Frau erkennt, kann er sie auch von allem anderen unterscheiden.

Pluto hat geschrieben: Erkenntnis ist ein Entscheidungsprozess des Gehirns, und hat mit Weltanschauung nichts zu tun.
Rein technisch ist dies einsichtig. - So - aber was sind die Kriterien dafür, ob diese oder jene Erkenntnis zustande kommt?

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sven23
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#373 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » So 8. Jan 2017, 17:30

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Glaubenswelt des Wanderpredigers ist eine Sachinformation, Übersetzungsfehler sind Sachinformationen, unhistorische Behauptungen sind Sachinformationen.
Die Glaubenswelt UM DEN Glaubensprediger ist sicherlich eine Sachinformation ("Was hat man damals in Israel geglaubt?") - Übersetzungsfehler sind prinzipiell ebenfalls Sachinformationen (allerdings gilt das dann auch für konnotativ falsch Übersetztes).
Eben, und davon gibt es eine ungeheure Menge.

closs hat geschrieben: Problematisch: Was ist eine "unhistorische Behauptung"?
Unhistorisch ist alles, was nicht stattgefunden hat. Kindermordbefehl des Herodes, Geburtslegenden, usw. Auch davon gibt es jede Menge.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nur mit dem Unterschied, dass Bultmann es wissenschaftlich begründen kann, während Ratzinger und Co auf Glaubensentscheide angewiesen sind.
Das ist methodischer Zirkus. - Entscheidend ist, ob eine Begründung Chancen hat mit dem in Einklang zu stehen, was wirklich der Fall war. - Je nach weltanschaulicher Unterlegung haben aus Selbstsicht BEIDE Parteien diese Chance.
Nee, wenn es um historisches geht, geht das nur mit Methoden, die wissenschaftlichen Kriterien genügen. Alles andere ist glaubensbedingtes Wunschdenken.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:was die Forschung zu Tage gebracht hat, kann man das knicken.
Ein Zirkelschluss nach dem anderen. - Denn eine Forschung, die methodisch präjudiziert, kann nur ihre Ansätze begründen, aber nicht andersgeartete beurteilen. - Würden Rati/Berger und Bultmann mit derselben Methode arbeiten, ginge es.
Ratzinger und Berger wollen gar keine historische Forschung betreiben. Insofern können sie gar keine Aussagen zur Historie machen. Das wissen sie natürlich, weshalb sie auf den Glaubensentscheid angewiesen sind.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Weshalb man auch eigentich vom Paulinismus sprechen müßte, statt vom Christentum. Vor allem seine Theologie hat sich durchgesetzt.
Naja - weil er einiges intellektuell sehr gut gegossen hat. - Von Paulinismus ist deshalb schwer zu sprechen, weil er weder gesalbt noch gekreuzigt wurde.
Das spielt keine Rolle. Er ist der Hauptinitiator der neuen Religion, die aber zugegeben auch wieder in der Versenkung verschwunden wäre, wenn sie nicht zur Staatsreligion erhoben worden wäre.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Historie kann man sich nur mit wissenschaftlicher Methodik nähern
Bei sntsprechender Definition von "Wissenschaft" ist das richtig - aber dann muss man von Methodiken (Plural) sprechen.
Ausser der historisch-kritischen ist mir keine wissenschafltiche Methode bekannt, die geeignet wäre, historisches aus den Texten zu extrahieren.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das sind nur Ausweichmanöver, weil die Ergebnisse so gar nicht ins glaubensdogmatische Konzept passen.
Das gilt doch umgekehrt genauso. - Meinst Du, dass einem Kubitza die Ergebnisse der geistig-orientierten Theologie ins glaubensdogmatische Konzept passen?
Wobei Kubitza deren "Ergebnisse" regelmäßig als glaubensdogmatische Willkür mit entsprechenden Widersprüchen entlarvt. Von dieser Seite hat er nichts zu befürchten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#374 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Münek » So 8. Jan 2017, 22:11

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gläubige besitzen da aber kein Erkenntnisprivileg und verfügen auch nicht über ein besonderes Sensorium.
Wenn ich Dich so höre, möglicherweise schon.
Nein - Gläubige besitzen ganz gewiss nicht mehr Sinne als Nichtglaubende, d.h. sie besitzen KEINEN übersinnlichen Zugang zu einer in einer imaginären Transzendenz wesenden Gottheit. Aus Glauben geborene Einbildung ist schließlich kein Sinn im herkömmlichen Sinn. ;)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Annahme, es gäbe göttlich bewirkte Wunder, scheint mir nicht von der Vernunft, sondern von purem Wunderglauben getragen zu sein.
Wenn es sie gibt, sind sie vernunftgetragen.
Nur wenn es sie NACHGEWIESENERMASSEN gäbe. Sonst auf keinen Fall. Diesen Nachweis gibt es nicht. Ergo: Wunderglauben ja. Vernunft nein.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ganz sicher nicht. Wer vertritt denn außer Dir noch diese Auffassung? Ich wette, da kommt nichts.
Oh Mann - ich vertrete damit im Wesentlichen die kirchlichen Theologien.
Nee nee - Du vertrittst nur Deine persönliche "Theologie". Trotz mehrfacher Nachfragen konntest Du mir nicht eine offizielle Stimme aus dem kirchlichen Lager benennen, die explizit eine Gegenposition gegen den wissenschaftlichen Konsens in der jesuanischen Irrtumsfrage bezieht. Ich wiederhole mich: Diesbezüglich herrscht beredtes Schweigen im kirchlich-dogmatischen Walde.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das nehme ich Dir nicht ab. Höchstwahrscheinlich hast Du Thaddäus völlig missverstanden.
Nee - bestimmt nicht.
Nach meiner Erinnerung hat Dir Thaddäus so gut wie nie zugestimmt. Sie war als Kennerin der Materie gegenüber Deinen persönlichen Laien-Thesen sehr kritisch eingestellt - um es mal sanft auszudrücken.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du sprachst von "Historie". Damit ist nicht die tatsächliche Vergangenheit gemeint. Das was der Fall ist, weiß ohnehin niemand, soweit etwas über unsere Wahrnehmung hinaus gehen sollte.
Stimmt - und es ist irreführend. - Denn hier wird "Historie" immer so verwendet, als sei es eine Fakten-Größe (bspw.: Jesus hatte historisch (also tatsächlich) eine Naherwartung.
Die historisch-kritische Exegese operiert immer mit Wahrscheinlichkeiten, nie mit Tatsachen. Das ist Dir hier im Forum nun wirklich oft genug verklickert worden. Was ist denn nun entscheidend: Was die Bibelforschung tatsächlich macht oder welchen Eindruck Du von den Rezeptionen des einen oder anderen Users hast?

closs hat geschrieben:Ich versuche diese Irreführung dadurch zu umgehen, dass ich es "historisch-kritisch" nenne - denn dann ist ersichtlich, dass es sich um eine methodische Größe handelt.
Du solltest Dich schon bemühen, die Begriffe "historisch" und "historisch-kritisch" sauber zu trennen, d.h. im jeweiligen Zusammenhang korrekt anzuwenden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Etwas nicht beachten können, ist keine Setzung.
Doch: "Ich beachte nicht, was an realen Möglichkeiten über meine methodische ERfassung hinausgeht" ist eine Setzung.
Blödsinn - wirf mal einen Blick in die Science-Fiktion-Literatur. Was da nicht alles "real möglich" ist. Und die wissenschaftliche Nichtberücksichtigung dieser "realen Möglichkeiten" soll ein "Setzung" sein? Ja geht's noch?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der einzig möglichen "Wahrnehmungs-Systematik" auf wissenschaftlichem Fundament.
Wenn man "Wissenschaft" so definiert, stimmt das. - Definiert man aber Wissenschaft so, geht dies nur um den Preis, dass man manches, was wirklich sein könnte, nicht erfasst. - Man hat die Wahl.
Der Glaube an personale transzendente allmächtige Wesenheiten hat mit Wissenschaft soviel zu tun, wie die Kuh mit Sonntag.

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#375 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Münek » So 8. Jan 2017, 23:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Und wenn ja, erkläre uns bitte, worin Du diese Evidenz siehst.
Aus meiner Sicht ist alles evident, was der Fall ist - also eine ontologische Größe.
Das übliche Kurt`sche substanzlose Geschwurbel. Substanzlos deshalb, weil es an jeglicher Substanz mangelt. Was ist eine "ontologische Größe"? Nur sinnfreies Gelaber.

closs hat geschrieben:Natürlich sieht man "Evidenz" heute eher wahrnehmungs-bezogen:
Aha. Früher (?) hat man "Evidenz" eher weniger "wahrnehmungsbezogen" definiert? Wo hast Du das denn her? :lol:

closs hat geschrieben:"Evidenz bezeichnet das dem Augenschein nach unbezweifelbar Erkennbare oder die unmittelbare, mit besonderem Wahrheitsanspruch auftretende vollständige Einsicht". (wik)
Richtig, Kurt. :thumbup: Aber das ist nicht erst seit heute "eher" so, wie Dein obiger Satz suggerieren will. Was glaubst Du wohl, weshalb dieser Begriff anno Tobak geprägt worden ist?

closs hat geschrieben:Aber das führt nicht weiter, da je nach methodischer Perspektive ganz Unterschiedliches "unzweifelhaft erkennbar" sein kann.
Für Dich führt es nicht weiter, weil Dein Glaubenskonstrukt jeglicher Evidenz entbehrt. Wenn für Dich höchstpersönlich der "Mann im Mond" UNZWEIFELHAFT als existent ERKENNBAR ist, ist diese Annahme trotzdem alles andere als evident.
Zuletzt geändert von Münek am So 8. Jan 2017, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.

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#376 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 8. Jan 2017, 23:26

Münek hat geschrieben: Gläubige besitzen ganz gewiss nicht mehr Sinne als Nichtglaubende, d.h. sie besitzen KEINEN übersinnlichen Zugang zu einer in einer imaginären Transzendenz wesenden Gottheit.
Das kommt darauf an, wie man "Sinn" definiert - in Bedeutung der 5 üblichen Sinne sicherlich nicht. - Andererseits kenne ich Menschen, die bspw. Musik-Werke sofort erkennen - und zwar unisono in der ganzen Welt. - Es gibt "Drähte", die über die 5 Sinne hinausgehen.

Münek hat geschrieben:Nur wenn es sie NACHGEWIESENERMASSEN gäbe.
Der übliche Denkfehler des kritisch-rationalen Weltanschaulers, die Realität von methodischen Wahrnehmungs-Techniken abhängig macht. - Mit anderen Worten: Grottenfalsch.

Münek hat geschrieben:Trotz mehrfacher Nachfragen konntest Du mir nicht eine offizielle Stimme aus dem kirchlichen Lager benennen, die explizit eine Gegenposition gegen den wissenschaftlichen Konsens in der jesuanischen Irrtumsfrage bezieht.
Doch - neben Ratzinger und Berger wurden mehrere Kandidaten genannt und zitiert, die jedoch mit unterschiedlichen Begründungen nicht zugelassen wurden. :lol:

Glaub's mir einfach: Die überwältigende Mehrheit bspw. der Katholiken betrachtet die Naherwartung Jesu als methodisches Ergebnis der HKM, welchselbige zwar als Sachinformationen-Geberin gewollt, aber als geistig die Bibel auslegende Akteurin nicht sehr ernst genommen wird.

Münek hat geschrieben:Nach meiner Erinnerung hat Dir Thaddäus so gut wie nie zugestimmt.
Stimmt - deshalb hat sie ihre eigenen Zitate in diesem Fall auch nicht gesamt-kanonisch angewendet.

Münek hat geschrieben: Sie war als Kennerin der Materie gegenüber Deinen persönlichen Laien-Thesen sehr kritisch eingestellt
Thaddäus habe ich wirklich sehr geschätzt, weil sie hoch-intelligent ist und sogar geistig sehr begabt. - Aber sie hat diese geistige Begabung innerhalb ihrer Wissenschaft nie zugelassen - innerhalb ihres abgesteckten Feldes erschien sie mir durchaus ebenfalls als Kennerin. - Aber das reicht nicht, wenn man Theologie und das, was dahinter steckt, erfassen will.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese operiert immer mit Wahrscheinlichkeiten, nie mit Tatsachen. Das ist Dir hier im Forum nun wirklich oft genug verklickert worden.
Das sind Feigenblatt-Argumente. - Natürlich hast Du formal recht, aber eben nicht de facto. - De facto scheint es gelegentlich zum schlechten Ton der HKM-Verfechter zu gehören, es als aufgeklärten Triumph zu verstehen, NICHT über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Das führt dann dazu, dass man nur eigene Wahrscheinlichkeiten überhaupt in die engere Wahl nimmt - und übrigens: Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist eine Tatsachen-Aussage - würden man sagen "Aus historisch-kritischer Perspektive <= wir kennen auch andere> hatte Jesus mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Naherwartung", wäre es gut. - Formales die Hände-in-Unschuld-Waschen ("Wir lassen zwar nichts anderes zu - aber selbstverständlich sprechen wir nur in Wahrscheinlichkeiten") ist unredlich.

Münek hat geschrieben:Du solltest Dich schon bemühen, die Begriffe "historisch" und "historisch-kritisch" sauber zu trennen, d.h. im jeweiligen Zusammenhang korrekt anzuwenden.
Bisher bin ich gegen größten Widerstand so ziemlich der einzige, der das tut. - Aber ich nehme Dich gerne beim Wort.

Münek hat geschrieben:Und die wissenschaftliche Nichtberücksichtigung dieser "realen Möglichkeiten" soll ein "Setzung" sein?
Wenn man Theologie nur dann betreiben kann, wenn man Gott NICHT beachtet, ist das schon eine bemerkenswerte Setzung.

Münek hat geschrieben:Der Glaube an personale transzendente allmächtige Wesenheiten hat mit Wissenschaft soviel zu tun, wie die Kuh mit Sonntag.
Nicht "Glaube" an Gott, sondern Einbezug Gottes in seine Arbeit ist der Punkt. - Deiner Antwort ist zu entnehmen, dass Deiner Auffassung nach die Bibel nur peripher wissenschaftlich zu bearbeiten ist - stehe wenigstens dazu.

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#377 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » So 8. Jan 2017, 23:30

Münek hat geschrieben:Was ist eine "ontologische Größe"?
Alles, was "ist" - unabhängig davon ob es einer methodischen Perspektive passt.

closs hat geschrieben:Früher (?) hat man "Evidenz" eher weniger "wahrnehmungsbezogen" definiert? Wo hast Du das denn her?
Einführung in die Philosophie. - Du wirst feststellen, dass es Zeiten gab, in denen der Mensch das, was der Fall ist, NICHT abhängig gemacht hat vom eigenen Verständnis. - Man nannte diese Zeit "theozentrisch" oder "idealistisch" - also an Gott oder am Urbild/Ideal gemessen.

Münek hat geschrieben: Was glaubst Du wohl, weshalb dieser Begriff anno Tobak geprägt worden ist?
Weil er ein Kernmotiv der Genesis ist: "Und sie erkannten sich".

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#378 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » Mo 9. Jan 2017, 10:48

closs hat geschrieben:Das sind Feigenblatt-Argumente. - Natürlich hast Du formal recht, aber eben nicht de facto. - De facto scheint es gelegentlich zum schlechten Ton der HKM-Verfechter zu gehören, es als aufgeklärten Triumph zu verstehen, NICHT über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Hast du Beispiele für diese gelegentlichen Ausrutscher?

closs hat geschrieben:Das führt dann dazu, dass man nur eigene Wahrscheinlichkeiten überhaupt in die engere Wahl nimmt - und übrigens: Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist eine Tatsachen-Aussage - würden man sagen "Aus historisch-kritischer Perspektive <= wir kennen auch andere> hatte Jesus mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Naherwartung", wäre es gut. - Formales die Hände-in-Unschuld-Waschen ("Wir lassen zwar nichts anderes zu - aber selbstverständlich sprechen wir nur in Wahrscheinlichkeiten") ist unredlich.
Was wirklich unredlich ist, ist zu behaupten, Jesus selbst hätte etwas anderes als eine Naherwartung. Am Besten belegt wird dies übrigens in der Bergpredigt, wo Jesus empfiehlt zu beten, "Dein Reich komme..."
Jesus selbst hat niemals etwas anderes gesagt. Als das Ende der Welt nicht eintraf, haben dann einige von Jesus' Nachfolger begonnen, die Ankunft des Herrn in immer weitere Ferne zu schieben. Das Ergebnis ist, dass die Parusie, selbst 2000 Jahre danach, immer noch als nicht erfüllt dasteht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#379 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Halman » Mo 9. Jan 2017, 14:30

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Das sind Feigenblatt-Argumente. - Natürlich hast Du formal recht, aber eben nicht de facto. - De facto scheint es gelegentlich zum schlechten Ton der HKM-Verfechter zu gehören, es als aufgeklärten Triumph zu verstehen, NICHT über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Hast du Beispiele für diese gelegentlichen Ausrutscher?

closs hat geschrieben:Das führt dann dazu, dass man nur eigene Wahrscheinlichkeiten überhaupt in die engere Wahl nimmt - und übrigens: Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist eine Tatsachen-Aussage - würden man sagen "Aus historisch-kritischer Perspektive <= wir kennen auch andere> hatte Jesus mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Naherwartung", wäre es gut. - Formales die Hände-in-Unschuld-Waschen ("Wir lassen zwar nichts anderes zu - aber selbstverständlich sprechen wir nur in Wahrscheinlichkeiten") ist unredlich.
Was wirklich unredlich ist, ist zu behaupten, Jesus selbst hätte etwas anderes als eine Naherwartung.
Da sind wir unterschiedlicher Meinung. Unredlich ist, meine Erklärungen hierzu zu ignorieren.

Pluto hat geschrieben:Am Besten belegt wird dies übrigens in der Bergpredigt, wo Jesus empfiehlt zu beten, "Dein Reich komme..."
Diese Bitte enthält keine Zeitangabe.

Pluto hat geschrieben:Jesus selbst hat niemals etwas anderes gesagt.
Doch, hat er.

Pluto hat geschrieben:Als das Ende der Welt nicht eintraf, haben dann einige von Jesus' Nachfolger begonnen, die Ankunft des Herrn in immer weitere Ferne zu schieben. Das Ergebnis ist, dass die Parusie, selbst 2000 Jahre danach, immer noch als nicht erfüllt dasteht.
Dies ist eine Konstruktion, die ich bereits mehrfach erfolgreich kritisiert hatte.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#380 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 9. Jan 2017, 15:04

Pluto hat geschrieben:Was wirklich unredlich ist, ist zu behaupten, Jesus selbst hätte etwas anderes als eine Naherwartung.
Das ist sachlich unrichtig - es gibt unendlich viele, auch hier mehrfach genannte Gründe, warum Jesus gesamt-kontextual KEINE Naherwartung hatte.

Pluto hat geschrieben: Das Ergebnis ist, dass die Parusie, selbst 2000 Jahre danach, immer noch als nicht erfüllt dasteht.
Das hätte Jesus aber nicht gewundert. - Denn WANN die Apokalypse kommt, ist vollkommen offen - es können 200, 2.000 oder 20.000 Jahre sein.

Pluto hat geschrieben:Am Besten belegt wird dies übrigens in der Bergpredigt, wo Jesus empfiehlt zu beten, "Dein Reich komme..."
Ja - die Nähe des Göttlichen möge erfüllt werden. - "Nah" ist noch nicht "da" - "nah" ist "nur" das Versprechen, dass etwas nicht so fern ist, dass es nicht jederzeit kommen könne.

Pluto hat geschrieben:Hast du Beispiele für diese gelegentlichen Ausrutscher?
Allein den sinnvollen (!) METHODISCHEN Satz, dass man nur das beachte, was falsifizierbar ist, zu einem PHILOSOPHISCHEN Satz zu erheben ("Was nicht falsifizierbar ist, ist als Realität nicht relevant"), ist ein massives Beispielo dafür, wie man den eigenen (methodischen) Tellerrand zum Maßstab dafür machen will, was Realität zu sein hat und was nicht.

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