Ja, ich weiß, du bist hier der Überflieger.closs hat geschrieben:Nee - ich setze da ein, wo andere aufhören.sven23 hat geschrieben:Das ist das generelle Problem beim Kurt. Er liest nicht mal ein Interview richtig durch und verläßt sich darauf, dass andere das für ihn tun.

Ich weiß, dass es für dich schwer vorstellbar ist, dass jemand eine Aussage tätigt und es genau so meint. Nimm es einfach mal so hin.closs hat geschrieben: Aus Lindemanns Interview ergibt sich ein Gesamtbild, das aus meiner Sicht zusammenpasst - ob er es tatsächlich genauso gemeint hat, müsste man mit ihm selber diskutieren. - Lebte er nicht mehr, müsste man seine Schriften durchackern, weil darin ganz sicher Hinweise zur Klärung stehen. - Einfach platt zitieren und dann sagen "Ätsch, der hat abba gesagt", ist zwar nicht unüblich, aber - tja - hier wäre das Wort "wissenschaftlich unredlich" angesagt.
Es verlangt doch niemand von dir, dass du alle 4600 Abschriften der Evangelien textkritisch untersuchst. Das haben Fachleute zum Glück schon erledigt. Die Ergebnisse liegen vor und sind nachzulesen.closs hat geschrieben:Das wäre ein mehrsemestriges Studium. - Zumal darin gerade NICHT drinsteht, woran es hier hakt - nämlich den Grundlagen.sven23 hat geschrieben:Dabei haben gerade diese Fachleute jede Menge Literatur vorgelegt, die zu lesen, er sich immer noch permanent weigert.
Dann tu es endlich.closs hat geschrieben:Das ist jetzt schon wieder Interpetation. - Notwendig war es möglicherweise deshalb, weil man damals nicht zwischen Realität und Historizität unterschieden hat, Wirkliches also historisch darstellen musste - aber da müsste man Fachleute fragen.sven23 hat geschrieben:Verirrt schon, aber aus Sicht der Schreiber unbedingt notwendig, um den Vergottungsprozess des Wanderpredigers vorantreiben zu können.

Warum? Dann musst du begründen, warum du mal wieder schlauer bist als die Forschung.closs hat geschrieben:Wenn Du damit die Römer-Stelle meinst, irrst Du.sven23 hat geschrieben:Und laut Paulus war die Lüge schließlich erlaubt, wenn sie der Verherrlichung Gottes diente.
Eben nicht, weil Forschung ergebnisoffen sein muss. Du verwechselst das mit kanonischer Exegese. Da weiß man vorher, was rauskommt.closs hat geschrieben:Das ist nun überhaupt kein Argument - es kann sich auch um einen methodisch erzwungenen kollektiven Zirkelschluss handeln. - Zumal man nicht den Spieß umdreken kann, indem man sagt: "Nur wenn das und das rauskommt, ist es WIssenschaft".sven23 hat geschrieben:Dass dies kein Zirkelschluss ist, kann man schon am breiten Konsens in der Forschung ablesen.
Das sagte ich doch. Lindemanns Positionen, die sich mit der Forschung decken, stehen im grassen Widerspruch zu Berger und Ratzinger.closs hat geschrieben:"Nicht zugeben" heisst, etwas wider besseren Wissens nicht einräumen. Du scheinst gar nicht zu berücksichtigen, dass man anderes besseres WIssen hat, dass dies nicht einräumen lässt.sven23 hat geschrieben:Weil z. b. Ratzinger und Berger dies nicht zugeben.

Ist schon längst entschieden. Die Geburtsgeschichten sind unhistorische Legenden, die dazu dienten, den Bezug zum Hause Davids herzustellen. Der Wanderprediger hatte diesen Bezug gar nicht, noch war er der im AT verheißene Messias.closs hat geschrieben:Ja - man hat nicht historisch-kritisch unterschieden, wer und wann etwas geschrieben hat/wurde, sondern die Präsenz der Botschaft selbst in den Mittelpunkt gestellt. - Das ändert aber nichts am Inhalt der Botschaft und deren Relevanz. - Entweder es ist zur Wahrheit hin authentisch oder nicht - und genau das kann die HKM NICHT entscheiden - dazu ist sie nicht da.sven23 hat geschrieben: Die Kirche wollte aber immer den Eindruck erwecken, als sei Matthäus dabei gewesen.
„Ich kann ungefähr dreiviertel des Glaubensbekenntnisses nicht mitsprechen. Das ist für mich eine fundamentalistische Zumutung. Die Jungfrauengeburt Jesu ist eine fromme spätere Legende, zudem ist Jesus Analphabet gewesen. Ich rechne nicht mit der Wiederkunft Jesu zum Jüngsten Gericht. Die Kirche rechnet sicher mit allerlei, aber auf keinen Fall mit der Wiederkunft Jesu.“
– Superintendent Herbert Koch, idea 23/2011
Dir muss man auch alles vorkauen, nur damit du es wieder ausspucken kannst.closs hat geschrieben:So isoliert verstehe ich diesen Satz nicht.sven23 hat geschrieben:Aber was hälst du von Lindemanns Aussage, es sei egal, ob Jesus oder Markus sich geirrt hat?

SPIEGEL: Hat sich Jesus in der Erwartung geirrt, das Weltende und das Reich Gottes seien nahe? Es gibt Jesus-Worte, die dies vermuten lassen, das bekannteste findet sich im Markus-Evangelium Kapitel 9, Vers 1: "Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie gesehen haben, dass das Reich Gottes mit Macht gekommen ist."
Lindemann: Viele Exegeten lösen das Problem, indem sie Jesus diese Aussage absprechen. Dafür gibt es auch gute Argumente. Andererseits halte ich es für unwahrscheinlich, dass der Evangelist Markus dieses Wort Jesus in den Mund gelegt hat. Es hatte sich ja schon zu Markus'' Lebzeiten als Irrtum erwiesen. Einer von beiden hat sich jedenfalls geirrt, Jesus oder Markus. Im Grunde ist das egal.
Es ist also egal, ob Jesus sich geirrt hat. Und du regst dich immer darüber auf.

Ich kann ja mit Lindemann reden, ob er so lange warten kann.closs hat geschrieben:Wir müssten prüfen, ob er damit den historisch-kritischen Jesus meint oder den aus seiner persönlichen Sicht wirklichen Jesus. - Aber nicht mehr heute, weil ich in 10 Minuten für einige Tage weg bin.sven23 hat geschrieben:Auch hier stimmt Lindemann zu, und glaube mir, er weiss warum.

Nee, er wollte back to the roots, also zurück zu den Mythen und Legenden der Evangelien. Der historische Jesus stört da nur.closs hat geschrieben:Du sprichst HKM-intern. - Es fehlt noch der Link zum wirklichen Jesus - vermutlich wollte das Ratzingen erreichen, als er von der Öffnung der HKM zum Geistigen sprach.sven23 hat geschrieben:Strauss hat das meiste schon vor 150 Jahren postuliert und es hat bis heute Bestand in der Forschung.
Und anhand dieser Rezeptionsschichten kann man die Entwicklung nachzeichnen, vom spröden, eher unspektakulären Wanderpreder des Markusevangeliums hin zu immer phantastischeren Legenden und Mythen der späteren Erzähler, die den Vergottsungsprozess vorantrieben.closs hat geschrieben:Genau das ist die Aufgabe der HKM - das macht die Systematische Theologie nicht.sven23 hat geschrieben:Im Gegensatz zur Theologie versucht die Forschung, die verschiedenen Rezeptionsschichten frei zu legen.
Heute ist es klar, vor der Aufklärung war überhaupt nichts klar. Der Jude Jesus wurde als Begründer einer neuen, christlichen Religon dargestellt, der von seinem eigenen Volk verraten und verkauft wurde und der sich vom Judentum abwandte. Dies hat die Forschung als Legende der Evangelisten entlarvt.closs hat geschrieben:Das wiederum war auch ohne HKM schon klar.sven23 hat geschrieben:Und dabei kam der Jude Jesus zum Vorschein, der nur im Kontext seiner jüdischen Religion verstanden werden kann.
Es ist eben nicht egal, in welchen Schichten es entstanden ist. Je später die Legenden und Mythen entstanden, desto historisch unzuverlässiger wurden sie. Ist ja auch verständlich. Woher sollten die Schreiber neues Material her bekommen, wenn sie es sich nicht aus den Fingern saugten?closs hat geschrieben: - Die Grenze zwischen historisch-kritischer und systamatischer Forschung liegt woanders: In der geistigen Auswertung dessen, was da steht - egal in welchen Schichten es entstanden ist.