Liebe Kuckuck
Der echte Atheist glaubt nicht. Es gibt keinen Gott, der Mensch ist der Mittelpunkt. Allerdings gebe ich Dir Recht, das mancher, der sich Atheist nennt sich viel zu viel mit Gott und der Bibel beschäftigt. Dann kommen die Fragen:" Warum hat Gott in Bibelstelle xy dies oder jenes getan angeordnet/ getan. " Die Antwort geben sie sich gleich mit dazu: "Also so einen Tyrannen will ich nicht als Gott ".
Das ist dann irgendwie Auflehnung gegen einen für sie ja nicht existenten Gott. Hmh, Kopf kratz...manche Menschen sind wirklich merkwürdig.
Da falle ich ja offenbar auch darunter. Ich bin gerne merkwürdig. Aber Spaß beiseite. Ich als Beispiel bin erst seit kurzem überhaupt in einem religiösen Forum aktiv geworden. Eigentlich geschah das, weil ich ganz ehrlich gesagt große Sorge vor dem neuerdings auch in Europa aufstrebendem "Extremchristentum" habe - also Kreationisten, Sekten, radikale Glaubensgemeinschaften usw.
Gedanken über Gott - nun, jeder Atheist macht sich die, behaupte ich mal. Denn die allermeisten werden in eine Religionsgemeinschaft durch die Eltern eingeführt. Und sind die Eltern selbst atheistisch, was ja mittlerweile vorkommen kann, dann macht das die Schule. Auch im Ethikunterricht werden Religionen behandelt. Und da jeder Mensch - behaupte ich mal - einen Hang zum Mystizismus/zu Religion hat, fragt man sich irgendwann automatisch, ob ein Gott vorhanden ist.
Und ist man Gläubig, aber zweifelt am Glauben, beschäftigt man sich damit oder steckt den Kopf in den Sand und verdrängt die Zweifel (denn das darf ja nicht sein, am Ende kommt man noch in die Hölle für seine Gedanken)
Ich beispielsweise war gläubig, klar. Ich bin in Bayern geboren, aufgewachsen, wurde katholisch getauft, war aktiv in der Kirche, habe mich firmen lassen usw. Glaubst du im Ernst, ich würde den Glauben einfach so ablegen können, nachdem er mir quasi von kleinauf anerzogen wurde? Also beschäftigt an sich damit. Vielleicht sind die Zweifel ja auch verkehrt.
Ich kann jetzt nur von mir ausgehen: sobald man die rosarote Brille des Glaubens abgelegt hat, erkennt man auch direkt das Gefahrenpotenzial der einem früher so heiligen Schrift. Und man erlebt es ja, wenn beispielsweise Moslems die ihre so auslegen, dass sie töten. Und Christen haben das knapp zwei Jahrtausende so gehalten. Dass gerade für ein paar wenige Jahrzehnte das nicht mehr so der Fall ist, wurde teuer durch die Säkularisierung und den Humanismus erkämpft.
Legt man also die rosarote Brille ab, dann liets man die Bibel nicht unter der Grundvoraussetzung, dass Gott gut ist. Nein, man liets sie wertneutral. Und dann liest man, wann und wo dieser Gott wieviele Menschen getötet hat, welche Massenmörder er ganz toll fand usw. Und schon ist man bei der Frage, wie ein Christ von einem liebenden, gnadenrichen Gott ausgehen kann, wenn er das AT mal wirklich gelesen hat. Soziologisch ist das spannend.
Solange der Christ nicht selbst gewalttätig wird, kann einem das egal sein, klar. Die Geschicht sagt da aber wa anderes. Also wird manneugierig, wie man das wirklich vereinen kann.
Was mich betrifft, weiß ich ja noch, wie ich mir das alles schöngeredet habe. Und dann erlebt man "Christen", die die Schrift so wortwörtlich nehmen, dass sie sogar von einer 6000 Jahre alten Welt ausgehen (usw.). Da bekomme ich dann Angst, denn wenn sie die falschen Passagen so auslegen... Naja...
Kurz gesagt: ich gehe davon aus, dass sich gerade Atheisten sehr mit Gott beschäftigt haben und dann frei entschieden haben, nicht an ihn oder andere Gottheiten zu glauben. Das heißt aber nicht, dass sich Atheisten nicht für Religion interessieren oder nicht über Philosophie (auch in Religionen) austauschen wollen.
Bei mir ist es so, dass ich direkt von "Extremchristen" betroffen bin. Sowohl beruflich als auch privat. Ich sehe auch eine gesellschaftliche Gefahr im fundamentalistischen Christentum, denn dieser ist für mich in vielen Punkten gegen unsere freiheitliche Grundordnung gerichtet.
Ich achte dabei den Glauben, solange er eben keinem schadet.
Ich würde auf die Straße gehen und dafür demonstrieren, dass du deinen christlichen Glauben behalten darfst - auch dann, wenn ich den Glauben keinesfalls teilen kann und manche Werte davon als problematisch ansehe. Jeder hat das Recht auf seine Religion.
Was LaVey betrifft - ich teile viele Kritikpunkte an seinem Konzept und nehme ihm das auch nicht wirklich ab, was er schreibt. Das passende Totschlagargument habe ich ja auch selbst schon gebracht - wozu eine Kirche gründen, wenn man das ablehnt. Das mit den Schafen passt gut - kein Teil der Herde sein, aber der Herde der CoC sich anschließen? In sich unlogisch und inkonstitent. Und wenn es eine Herde aus Böcken ist - prost Mahlzeit.
Wir Menschen sind einfach innerartlich aggressiv. Das teilen wir uns mit allen unseren Verwandten (Menschenaffen usw.). Eine Religion, die Friedfertigkeit prdigt (halte auch die andere Wange hin), hilft da sehr, mit dieser Altlast der Evolution umzugehen. Völlig verdrängen können wir das aber nicht, man kann Aggressionen aber kanalisieren und beispielsweise im Sport ausleben und abbauen - und so auch im Leben die andere Wange hinhalten. LaVeys Thesen sind für mich in diesen Punkten kontraproduktiv. Letzten Endes wird aber so gelebt - auch und gerade in christlichen Ländern. Unser Wirtschaft ist teils erbarmungslos - ungezügelter Kapitalismus kennt kein "dem Schwächeren heflen". Soziale Marktwirtschaft ist out - und viele Christen sind stockkonservativ und sind damit auch für entsprechenden harten Kapitalismus. Nimmt mal Calvin noch dazu... Prost Mahlzeit.
Letzten Endes beschreibt LaVey ein bisschen die Realität. Nur muss man das ja nicht gutheißen.
Die sieben Todsünden hingegen finde ich wirklich interessant interpretiert. Da muss sich wirklich so gut wie jeder schuldig bekennen. Wer war noch nie neidisch? Wer hat noch nie geschlemmt und gevöllt? Wer war noch nie in seinem Leben faul? (Und Faulheit ist wichtig - wäre nichgt irgendwann jemand zu faul gewesen, Eimer um Eimer Wasser zum Feld zu tragen, wäre nicht die Idee eines Bewässerungssystems aufgekommen - Faulheit ist Motor für Ideen, nur übertreiben sollte man nicht).
Ich finde es wie gesagt nur ärgerlich, dass LaVey das alles als Satanismus bezeichnet. Und die beschriebenen Riutale sind sowas von lächerlich...
