Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#971 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Sa 29. Okt 2016, 01:28

Münek hat geschrieben:Sorry - auch innerhalb einer System-Perspektive kann der Mensch NIE ABSOLUT WISSEN.
Richtig (da habe ich mich undeutlich ausgedrückt). - Aber man kann dort "wissen", weil "Wissen" definiert ist in Bezug auf Erfüllung der jeweiligen System-Vorgaben.

Münek hat geschrieben:Bekanntlich stehen ihre Dogmen nicht unter einem Irrtumsvorbehalt - ganz im Gegenteil.
Doch!!! - Die gelten nur unter den Setzungen des "Glaubensentscheids" (aus meiner Sicht ein unglückliches Wort, allerdings mit wichtigem Inhalt), dass der ontologische Ansatz im Sinne des Neuen Testaments "der Fall ist".

Und das unterscheidet die RKK vom Materialismus, der ebenfalls von seinem System ausgeht (geht gar nicht anders - also ok), aber dieses System als "objektiv" missversteht, also nicht zugibt oder weiss, dass ihm ebenfalls ein "Glaubensentscheid" zugrundeliegt.

Insofern gilt der Vorwurf des "Dogmatismus" (im üblicherweise säkulal entfremdeten Sinn des Wortes) nicht für die RKK, sondern für den Materialismus (plus seiner weltanschaulichen Ableger).

Münek hat geschrieben:1. Kor. 1:21: "... gefiel es Gott wohl, durch die Torheit [= Unvernunft, Dummheit] der Predigt die zu retten, die glauben."
So ist es NICHT gemeint. - Die Bibel ist seit den Psalmen voll von Aussagen, dass , denen, die nicht zum Glauben kommen, der Glaube eine Torheit, d. h. dummes Geschwätz ist.

Münek hat geschrieben:Was hat subjektives "Fürwahrhalten" mit Plausibilität zu tun?
Nur dann, wenn nicht-falsifizierbares Fürwahrhalten widerspruchsfrei begründet werden kann.

Münek hat geschrieben:die beseligende ewige Anschauung Gottes, ist jedenfalls ein nicht zu unterschätzender Glaubens-Motivationsschub für unsere Heiligen.
Natürlich - man sehnt sich danach. - Aber man weiß doch gar nicht, ob es einen betrifft (die Gläubigsten sind oft die Demütigsten).

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#972 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 29. Okt 2016, 03:55

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sorry - auch innerhalb einer System-Perspektive kann der Mensch NIE ABSOLUT WISSEN.
Richtig (da habe ich mich undeutlich ausgedrückt). - Aber man kann dort "wissen", weil "Wissen" definiert ist in Bezug auf Erfüllung der jeweiligen System-Vorgaben.
Und täglich grüßt das SCHWURBEL-Tier... :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:1. Kor. 1:21: "... gefiel es Gott wohl, durch die Torheit [= Unvernunft, Dummheit] der Predigt die zu retten, die glauben."
So ist es NICHT gemeint. - Die Bibel ist seit den Psalmen voll von Aussagen, dass , denen, die nicht zum Glauben kommen, der Glaube eine Torheit, d. h. dummes Geschwätz ist.
Du interpretierst falsch. Von Nichtglaubenden und deren ablehnender Einstellung ist hier überhaupt nicht die Rede, sondern von Menschen, die TROTZ der gottgewollten "Torheit der paulinischen Predigt" zum Glauben kommen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:die beseligende ewige Anschauung Gottes, ist jedenfalls ein nicht zu unterschätzender Glaubens-Motivationsschub für unsere Heiligen.
Natürlich - man sehnt sich danach. - Aber man weiß doch gar nicht, ob es einen betrifft (die Gläubigsten sind oft die Demütigsten).
Achso - diejenigen, die sich nicht nur danach sehnen, sondern fest an die Einlösung des Versprechens glauben, sind "kleingläubig" und "belohnungsgeil". :o

Benutzeravatar
Ska'ara
Beiträge: 2912
Registriert: Mi 24. Aug 2016, 00:12

#973 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Sa 29. Okt 2016, 10:04

Münek hat geschrieben:Achso - diejenigen, die sich nicht nur danach sehnen, sondern fest an die Einlösung des Versprechens glauben, sind "kleingläubig" und "belohnungsgeil".
Niemand darf sich als Auserwählten sehen oder glauben, zu einer auserwählten Gruppe zu gehören. Vielleicht ist es gut, dass nur demütiger Glaube entscheidet, denn wüsste man um die Einlösung, gäbe es noch mehr Heuchler. Fest an etwas glauben, ist aber nicht kleingläubig.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#974 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 29. Okt 2016, 11:56

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Bekanntlich stehen ihre Dogmen nicht unter einem Irrtumsvorbehalt - ganz im Gegenteil.
Doch!!! - Die gelten nur unter den Setzungen des "Glaubensentscheids" (...), dass der ontologische Ansatz im Sinne des Neuen Testaments "der Fall ist".
"Was der Fall ist" entscheidet anmaßenderweise ja bereits die katholische Kirche, indem sie bestimmte Glaubenssätze dogmatisch zu absoluten, unhinterfragbaren, ewig gültigen Wahrheiten erklärt.

Ich wiederhole mich also: Die kirchlichen Dogmen stehen NICHT unter einem Irrtumsvorbehalt - ganz im Gegenteil.

closs hat geschrieben:Und das unterscheidet die RKK vom Materialismus, der ebenfalls von seinem System ausgeht (geht gar nicht anders - also ok), aber dieses System als "objektiv" missversteht, also nicht zugibt oder weiss, dass ihm ebenfalls ein "Glaubensentscheid" zugrundeliegt.
So werden Tatsachen auf den Kopf gestellt. Der Wissenschaft käme es NIE in den Sinn, ihre Theorien zu absoluten, unhinterfragbaren, ewig gültigen Wahrheiten zu erklären. Diese stehen nämlich unter dem Falsifikationsvorbehalt.

closs hat geschrieben:Insofern gilt der Vorwurf des "Dogmatismus" (im üblicherweise säkulal entfremdeten Sinn des Wortes) nicht für die RKK, sondern für den Materialismus (plus seiner weltanschaulichen Ableger).
Hier erübrigt sich jeder Kommentar.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#975 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 29. Okt 2016, 22:01

Ska'ara hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Achso - diejenigen, die sich nicht nur danach sehnen, sondern fest an die Einlösung des Versprechens glauben, sind "kleingläubig" und "belohnungsgeil".
Niemand darf sich als Auserwählten sehen oder glauben, zu einer auserwählten Gruppe zu gehören. Vielleicht ist es gut, dass nur demütiger Glaube entscheidet, denn wüsste man um die Einlösung, gäbe es noch mehr Heuchler. Fest an etwas glauben, ist aber nicht kleingläubig.
Dein Wort in das Ohr unseres ehrenwerten Users closs.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#976 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 1. Nov 2016, 13:44

Münek hat geschrieben:Und täglich grüßt das SCHWURBEL-Tier...
Gewöhn Dir mal ab, jedes Mal, wenn Du nicht mitkommst, die Schwurbel-Karte zu ziehen. - Meine Aussage war ernst gemeint und ist wichtig, wenn man verstehen will.

Münek hat geschrieben:sondern von Menschen, die TROTZ der gottgewollten "Torheit der paulinischen Predigt" zum Glauben kommen.
Aber mit "Torheit" ist doch nicht "Dummheit" im heutigen Sinn gemeint, sondern das, was im Menschenmaß töricht anmutet, es aber in Wirklichkeit nicht ist (Thema "Anthropozentrismus").

Münek hat geschrieben:die sich nicht nur danach sehnen, sondern fest an die Einlösung des Versprechens glauben, sind "kleingläubig" und "belohnungsgeil".
Nein - wer wahrhaft daran glaubt, ist nicht belohnungsgeil, weil er dann viel zu demütig ist.

Münek hat geschrieben:"Was der Fall ist" entscheidet anmaßenderweise ja bereits die katholische Kirche
Aber nur bei Setzung ihres Gottesverständnisses.

Münek hat geschrieben:Ich wiederhole mich also: Die kirchlichen Dogmen stehen NICHT unter einem Irrtumsvorbehalt
INNERHALB ihrer Setzungen ist das richtig - und mehr wird nicht beansprucht ("Glaubensentscheid").

Münek hat geschrieben:Der Wissenschaft käme es NIE in den Sinn, ihre Theorien zu absoluten, unhinterfragbaren, ewig gültigen Wahrheiten zu erklären.
Richtig - aber dies gilt lediglich innerhalb ihrer Setzungen - wie bei der RKK.

Münek hat geschrieben:Hier erübrigt sich jeder Kommentar.
Hier würde es anfangen, interessant zu werden.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#977 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Di 1. Nov 2016, 15:17

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Und täglich grüßt das SCHWURBEL-Tier...
Gewöhn Dir mal ab, jedes Mal, wenn Du nicht mitkommst, die Schwurbel-Karte zu ziehen. - Meine Aussage war ernst gemeint und ist wichtig, wenn man verstehen will.
Es ist keine Frage des "nicht mitkommens". Theologie scheint geradezu aus Schwurbelexperten zu bestehen. :lol:


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:die sich nicht nur danach sehnen, sondern fest an die Einlösung des Versprechens glauben, sind "kleingläubig" und "belohnungsgeil".
Nein - wer wahrhaft daran glaubt, ist nicht belohnungsgeil, weil er dann viel zu demütig ist.
Dann erwarten sie ihre Belohnung halt in Demut, weil im Hinterkopf auch die Aussicht auf Bestrafung mitschwingt. Zuckerbrot und Peitsche ziehen sich durch die gesamte Bibel. Auch Jesus sah diejenigen, die in Anbetracht des nahen Gottesreiches nicht zu Umkehr bereit waren, als dem Gericht verfallen an.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Wissenschaft käme es NIE in den Sinn, ihre Theorien zu absoluten, unhinterfragbaren, ewig gültigen Wahrheiten zu erklären.
Richtig - aber dies gilt lediglich innerhalb ihrer Setzungen - wie bei der RKK.

Die RKK ist Lichtjahre davon entfernt, ihre Dogmen auch nur ansatzweise in konsistenten Theorien zu formulieren, geschweige denn sie durch Belege untermauern zu können. Es gibt halt keine katholische oder evangelische Wissenschaft.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#978 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 1. Nov 2016, 15:38

sven23 hat geschrieben:Es ist keine Frage des "nicht mitkommens".
Möglicherweise schon.

sven23 hat geschrieben: Auch Jesus sah diejenigen, die in Anbetracht des nahen Gottesreiches nicht zu Umkehr bereit waren, als dem Gericht verfallen an.
Was wieder die Frage aufwirft, WAS eigentlich "Gericht" ist. - Davon abgesehen: DESKRIPTIV hast Du leider in einigen Punkten recht.

sven23 hat geschrieben:Die RKK ist Lichtjahre davon entfernt, ihre Dogmen auch nur ansatzweise in konsistenten Theorien zu formulieren, geschweige denn sie durch Belege untermauern zu können. Es gibt halt keine katholische oder evangelische Wissenschaft.
Das ist wieder mal klassisch von hinten aufgezäumt:

Man definiere "Wissenschaft" so, dass Theologie keine Wissenschaft ist. - Danach verkünde man triumphierend, dass Theologie keine konsistenten Theorien habe, weil das nur die Wissenschaft kann, die man vorher als solche definiert hat. - Und schon sind wir wieder bei dem, was in meinem Wortverständnis ein "Zirkelschluss" ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#979 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Di 1. Nov 2016, 15:46

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Auch Jesus sah diejenigen, die in Anbetracht des nahen Gottesreiches nicht zu Umkehr bereit waren, als dem Gericht verfallen an.
Was wieder die Frage aufwirft, WAS eigentlich "Gericht" ist. - Davon abgesehen: DESKRIPTIV hast Du leider in einigen Punkten recht.
Das ist in der jüdischen Religion ziemlich genau definiert. Man darf natürlich nicht den Fehler machen und die späteren christlichen Begriffe in die Zeit Jesu zurück zu projizieren. Das haben sowohl die Schreiber als auch die Kirche später ausgiebig getan, bewußt oder unbewußt. Es war sogar ein Fehler in den Anfängen der historischen Jesusforschung, den Albert Schweitzer aufgedeckt hat.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die RKK ist Lichtjahre davon entfernt, ihre Dogmen auch nur ansatzweise in konsistenten Theorien zu formulieren, geschweige denn sie durch Belege untermauern zu können. Es gibt halt keine katholische oder evangelische Wissenschaft.
Das ist wieder mal klassisch von hinten aufgezäumt:
Man definiere "Wissenschaft" so, dass Theologie keine Wissenschaft ist. - Danach verkünde man triumphierend, dass Theologie keine konsistenten Theorien habe, weil das nur die Wissenschaft kann, die man vorher als solche definiert hat. - Und schon sind wir wieder bei dem, was in meinem Wortverständnis ein "Zirkelschluss" ist.
Das ist völlig normal. Wenn man in der wissenschaftlichen Liga mitspielen will, muss man sich an die Spielregeln halten. Aus dem nicht Vorhandensein eine konsistenten Theorie keine Wissenschaftlichkeit zu folgern ist übrigens definitiv kein Zirkelschluss. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#980 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 1. Nov 2016, 18:00

sven23 hat geschrieben: Man darf natürlich nicht den Fehler machen und die späteren christlichen Begriffe in die Zeit Jesu zurück zu projizieren.
Eben - aber das passiert halt ständig, wenn man die Bibel säkular bewertet.

sven23 hat geschrieben:Das haben sowohl die Schreiber als auch die Kirche später ausgiebig getan, bewußt oder unbewußt.
Das auch.

sven23 hat geschrieben: Aus dem nicht Vorhandensein eine konsistenten Theorie keine Wissenschaftlichkeit zu folgern ist übrigens definitiv kein Zirkelschluss.
So gedreht stimmt es wieder - nur: Wer sagt denn, dass die Theologie keinen Plan (alias "Theorie") hat, was in der Bibel steht?

Und weiterhin: Deine Aussage stimmt nur dann, wenn man Wissenschaft als Ableger des Kritischen Rationalismus versteht - das geht bei Naturwissenschaften, nicht aber bei Geistes-Wissenschaften (es sei denn, man ist mit kritisch-rationalem Gekratze in geistesgeschichtlichen Fragen zufrieden).

Antworten