closs hat geschrieben:Man versteht heute weitgehend zeit-zufällig gebildete Begriffe als universal, indem man exklusiv für sich beansprucht "MEIN wissenschaftlicher Begriff ist objektiv wirklichkeits-adäquat und DEINER nicht".
Wer ist "man"? Ich zumindest nicht, die Philosophen und Wissenschaftstheoretiker nicht, wer soll "man" sein?
closs hat geschrieben:Und um solche Missverständnisse erst gar nicht aufkommen zu lassen, müsste aus meiner Sicht ein HKM-ler sagen:
"Aus unserer methodischen Sicht ist 'Jesus hatte eine Naherwartung' die naheliegende Sicht - wir wissen aber, dass wir zu anderen Ergebnissen kämen, wenn wir eine andere Sicht einnehmen würden". - Und hinzugefügt werden müsste: "Selbstverständlich wissen wir NICHT, welche Perspektive am Ende dem am nächsten kommt, was damals WIRKLICH passiert ist, als 'der Fall war'". - Einverstanden?
Nö! Es reicht, wenn die Aussagen im wissenschaftlichen Kontext stehen, und ausgehend davon ("Wissensbegriff") die Methoden und Ergebnisse begründet werden. Das ist der Fall und kann jedermann nachlesen. Und dass eine wissenschaftliche Aussage im wissenschaftlichen Kontext stehen möchte, ist ja wohl gegeben.
closs hat geschrieben:Wichtig ist, dass Du hier zwei WAHRNEHMUNGS-Größen gegenüberstellst: Deine Theorie und Deine Beobachtung - Du diskriminierst also nicht das Objekt, lässt also offen, was WIRKLICH ist.
So stelle ich mir HKM auch vor - und so läuft es auch diesseits der ideologischen Kämpfe. Die (christilichen) HKM-ler, die ich kenne, können sehr genau unterscheiden, was einerseits ihre methodischen Ergebnisse sind was sie andererseits faktisch für richtig glauben.
Genau! Im wissenschaftlichen Umfeld, für die diese Erkenntnisse generiert werden, sind nur die methodischen Ergebnisse wichtig, sofern sie sich in den Zusammenhang mit dem Wissensbegriff bringen lassen. Vieles von dem, was Du monierst, findet ja außerhalb der wissenschaftlichen Praxis statt.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Aber das Du machst innerhalb dieses Systems zusätzliche Setzungen, während anderes Wissen keine zusätzlichen Setzungen braucht. Das ist doch ein Unterschied.
Da bin ich nicht mal so sicher. - Aus meiner Sicht ist die einzige Setzung "Materie ist Folge von Geist". - Alles andere sind Schlussfolgerungen daraus und keine Setzungen (denn dadurch ist Gott automatisch "da").
Ja, aus Deiner Sicht. Und Du begründest diese Setzung irgendwie für Dich, kannst sie aber vermutlich nicht so vernünftig begründen, dass sie in einer überragenden Breite unter dem "vernünftigen" Gesichtspunkt zum intersubjektiven Allgemeingut wird.
closs hat geschrieben:"Ich prüfe etwas mit einer von mir ausgewählten Methode und halte die Ergebnisse daraus für wahr". - Warum sollte Wissenschaft KEIN Fürwahrhalten sein? Nur weil man es sprachlich "Wissen" nennt? - Das scheint mir eher eine Finte zu sein als ein substantieller Unterschied.
Zum wiederholten Male:
- Wissen ist das, was an Erkenntnissen dem Wissenbegriff genügt.
- Der Wissensbegriff ist "willkürlich" definiert.
- Nichts aus der Definition des Wissensbegriffs, auch das explizite "vernünftig-begründet" nicht, garantiert Erkenntnisse, die für irgendwas und irgendwen nützlich wären.
- Erst die Erfahrung der Nützlichkeit bzw. der Nicht-Nützlichkeit der mittels des konkreten Wissenbegriffs ermittelten Erkenntnisse führt zu einer Bewertung. In diesem Falle häufig so, dass auch der "einfache Mann" außerhalb der Wissenschaft da einiges "für Wahr hält"
closs hat geschrieben:Die heutige Philosophie erscheint im Großen und Ganzen als Magd des Materialismus.
Dass es Dir so erscheint, musste wohl nicht unbedingt nochmal erwähnt werden.
closs hat geschrieben:Nur ist Anton eine Ausnahme, was den öffentlichen Diskurs angeht. - Er ist keine Ausnahme, wenn man in den normalen theologischen Wissenschaftsbetrieb geht, in dem HKM-ler genauso denken - also höchst relativierend denken. - Oft mit dem Ergebnis, dass sie selbst aus ihnen übergeordneten Gründen etwas anderes für wahr halten, als die HKM für wahr hält.
Aber der öffentliche Diskurs ist halt das Laute, was vom Volk gehört wird. - Insofern mache ich Philosophen wie Metzinger und "Multiplikatoren fürs Volk" wie Kubitza große Vorwürfe.
Hört sich an, wie: Der Wissenschaftsbetrieb ok, und nur "außen" funzt es nicht! Aber nein, das kann auch nicht sein, denn eben hattest Du noch die zeitgenössische Philosophie als "Magd des Materialismus" kritisiert.
Du kritisierst auf jedem Fall den Wissenschaftsbetrieb an sich. Und ich glaube nicht, dass Du z.B. die Argumentationsstrukturen der Philosophen zum zeitgenössischen philosophischen Wissen wirklich nachvollziehen kannst. Also nicht, dass ich Dir die intellektuellen Fähigkeiten abspreche, aber wenn Du jemanden als Magd von irgendwas bezeichnest, solltest Du auch mit dem Finger auf die Stelle im Begründungsbaum zeigen können, wo es hakelt. Und ob der Vorwurf überhaupt zutrifft, also die Philosophen Mägde des Materialismus sind, ist für mich auch noch nicht überzeugend ausgearbeitet.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.