closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Man sollte sich bewusst sein, dass das, was wir "Wissen" nennen, der Definition von Wissen genügt.
Fragen wir Tante wik:
" Generell wird Wissen als ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln verstanden, die sich durch den größtmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Gültigkeit bzw. Wahrheit ausgegangen wird. Paradoxerweise können daher als Wissen deklarierte SachverhaltsÂbeschreibungen wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein."
Das gilt für die Annahme, das Jesus "Gottes Sohn"/Gott war sehr wohl - also "weiss" ich, dass Jesus "Gottes Sohn"/Gott ist (würde ich aber nie behaupten).
Doch, kannst Du behaupten! Du "weisst es" im Sinne des "größtmöglichen Fürwahrhaltens". Nur ist dieser Wissensbegriff nicht der "philosophische" Wissensbegriff über den wir hier reden.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Davon steht in der Definition von "Wissen" nichts und wir kommen ausgehend von der Definition von Wissen auch nicht dahin.
Schon verstanden. Aber man darf doch annehmen, dass das Ziel von Wissenschaft nicht Definitions-Erfüllung des Wortes "Wissen" ist, sondern ob da auch ein Sachverhalt dahintersteckt. - Konkret: Wenn Du geologisch arbeitest, ist es doch nicht pro domo für die wissenschaftlich Methodik, sondern weil Du eine Wirklichkeit dahinter erkennen willst - oder nicht?
Je älter ich werde, desto vorsichtiger werde ich hinsichtlich des Begriffs "Wirklichkeit". Mit dem Anspruch, "größtmögliche Adäquatheit zwischen Theorie(nvorhersagen) und Beobachtungen komme ich als genügsamer Mensch eigentlich gut hin. Das ist eigentlich sogar schon eine ganze Menge.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Sie kommt zu Erkenntnissen, die sich auf Setzungen beziehen. Deshalb ist es das wissenschaftliche Durchleuchten eines -- aus wissenschaftlicher Sicht -- künstlichen und gesetzten Systems.
Die Wissenschaft setzt doch genauso - allein die obige Definition von Wissen ist eine Setzung. Und die Defintion von "Vernunft" doch auch.
Klar. Aber das Du machst innerhalb dieses Systems zusätzliche Setzungen, während anderes Wissen keine zusätzlichen Setzungen braucht. Das ist doch ein Unterschied.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Dann wäre es kein Wissen mehr, weil die vernünftige Begründung dafür, Jesus sei Gottes Sohn, nicht erbracht werden kann. Du greifst mal wieder zentral den Wissensbegriff an.
Nein, tue ich nicht. - Denn es gibt allerhand vernünftige Begründungen dafür, dass 'Jesus Gottes Sohn sei' - es gibt (s.o.) "ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln ... , die sich durch den größtmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen".
Du meinst wieder das "größmögliche Fürwahrhalten" des "generellen" Wissensbegriffs, auf den sich Wissenschaft mit ihrem Bezug auf den "philosophischen" Wissensbegriff doch gar nicht bezieht.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Nee, das versteht man nicht als historisch-kritische Aufgabe.
Lassen wir es so stehen - dann bedeutet es, dass die HKM innerhalb der Theologie eine Nischen-Disziplin ist - so wie der Masseur von Ronaldo zwar wichtig ist, aber nicht auf dem Feld steht. - Ist Dir diese Konsequenz bewusst?
Mir ist auf jedem Fall bewusst, dass die HKM für die kirchliche Lehre ein Instrument ist, deren Informationen wahrgenommen werden, aber -- wenn überhaupt -- nur unter dem Primat des schon existierenden Glaubenssystems in die kirchliche Lehre eingefochten werden kann.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Denn Gottes Sohn kann er wissenschaftlich nicht gewesen sein, weil dafür die vernünftige Begründung nicht erbracht werden kann. Ich dachte, das hättest Du verstanden.
Ich WILL es so nicht verstehen, weil es extrem vernünftige Begründungen dafür gibt. - Wären wir also bei der Definition von "Vernunft".
Klar doch. Du kommst zu der Einsicht, gerade Dein Fürwahrhalten wäre extrem vernünftig. Geht mir auch immer so.
Nur die pöhsen Philosophen, obwohl sie die Gedanken hin- und her wälzen, kommen nicht ohne zusätzliche Annahmen, die sich dann aber wieder mit dem Wissensbegriff widerstreiten, zu Deinen Ergebnissen. Für die Muslime widerum ... -- aber lassen wir das mal.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Da die Setzungen "willkürlich" sind, ist zwar das Wissen darauf und damit logisch gerechtfertigt, aber in demseloben Maße willkürlich, wie die eingeführte Setzung.
Setzungen sind immer da.
Aber nicht immer da, wo Du sie vermutest.
closs hat geschrieben: Solange im öffentlichen Leben, in Medien und in Foren der Begriff "Wissen" ganz anders gebraucht wird, als Du ihn verstehst (selbst wenn Dein Gebrauch richtig ist), haben wir ein Problem.
Haben wir!
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.