Dogmen

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#301 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 18:12

Münek hat geschrieben:selbstverständlich nicht Gegenstand neutestamentlicher Wissenschaft
Was von Substanz ist denn überhaupt Gegenstand dessen, was Du NT-Wissenschaft nennst?

sven23 hat geschrieben:die ursprüngliche Hoffnung, dass die historisch-kritische Forschung das Glaubenskonstrukt mit historischen Fakten untermauern könnte, hat sich längst zerschlagen oder sogar ins Gegenteil verkehrt
Ja - da ist ein trojanisches Pferd in der Theologie entstanden: "Lass uns Gott verstehen unter der methodischen Voraussetzung, dass es ihn nicht gibt. :devil:

Gutes hat die HKM trotzdem in Hinblick auf theologische Willkürlichkeiten im 19. Jh. gebracht - aber wir leben heute im 21. Jh.

sven23 hat geschrieben:Das ärgert natürlich Leute wie Ratzinger und Berger aber auch sie können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
"Ärgert" ist zu wenig - sie sind entsetzt, wie sich eine atheistische Disziplin innerhalb der Theologie etablieren konnte. - Dies gilt nicht für alle HKM-ler, aber sehr wohl für den am lautesten hörbaren Teil der HKM.

Zurückdrehen kann man das Rad nicht - aber nach vorne. - Und sei gewiss: Das wird passieren und ist bereits im Gange.

Münek hat geschrieben:Eine breite Mehrheit der Theologen
Eher eine laute Mehrheit. - Du wirst erleben, dass sich die Theologie mit der Zeit wieder theologisieren wird.

Münek hat geschrieben:Hätte Jesus dem Volk den nahen Anbruch eines "inneren" Gottesreiches verkündet, wäre er von keinem Menschen verstanden worden.
Genau ist es auch gekommen - deshalb hat es doch so lange gedauert, bis Jesus verstanden wurde.

Ratzinger versteht übrigens mit seinem "innerlich" etwas anderes als Du - ihm geht es darum, dass die Nähe Gottes nicht ein psychologisches Produkt ist, sondern real.

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Münek
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#302 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Mo 22. Aug 2016, 19:32

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:selbstverständlich nicht Gegenstand neutestamentlicher Wissenschaft
Was von Substanz ist denn überhaupt Gegenstand dessen, was Du NT-Wissenschaft nennst?
Alles Historisch-Substanzielle. Allein das Buch "Der historische Jesus" von Theißen umfasst rd. 500 Seiten. Da gibt es eine Menge Substanz.

Nicht Gegenstand der historischen Wissenschaft sind die Existenz überweltlicher Wesenheiten und Wunderberichte wie Jungfrauengeburt, Wiederbelebung eines stinkenden Leichnams, Auferstehung, Himmelfahrt und Geschichten über sprechende Tiere, siebenköpfige Drachen, feuerspeiende Tiere, Wunderbäume, vom Himmel herabfallende Sterne, Hölle = Feuersee, das Zusammenrollen des Himmels, das vom Himmel sich herabsenkende "Himmlische Jerusalem" und und und und...

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine breite Mehrheit der Theologen
Eher eine laute Mehrheit. - Du wirst erleben, dass sich die Theologie mit der Zeit wieder theologisieren wird.
Gewiss keine laute Mehrheit, aber eine Mehrheit, der auch renommierte Theologen wie Schweitzer, Rahner, Kasper, Bultmann und Küng angehören. Im Übrigen weiß ich gar nicht, wo Dir der Schuh drückt. Im Bereich der Dogmatik und Fundamentaltheologie ist die Welt doch noch in allerschönster Ordnung.

Einen Schritt zurück hinter die Ergebnisse und Errungenschaften der wissenschaftlich-historischen Forschung halte ich für absolut ausgeschlossen. Der Zug ist abgefahren. Das wäre so, als hofftest Du, der alte Glaube an das abgelöste geozentrische Weltsystem würde sich wieder durchsetzen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Hätte Jesus dem Volk den nahen Anbruch eines "inneren" Gottesreiches verkündet, wäre er von keinem Menschen verstanden worden.
Genau ist es auch gekommen - deshalb hat es doch so lange gedauert, bis Jesus verstanden wurde.
Nun hat Jesus aber nach allem was wir wissen kein sog. "inneres" Gottesreich verkündet. Was sollte das denn sein? Eine kurz bevorstehende Königsherrschaft Gottes in den Köpfen der Menschen? Und wie vollzöge sich da Gottes Gericht? Findet das auch im Kopf statt?

Im Übrigen ist es absurd anzunehmen, Jesus hätte seinen Zeitgenossen etwas verkündigt, von dem er genau wusste, dass es von niemanden verstanden wird. Absoluter Blödsinn!
Zuletzt geändert von Münek am Mo 22. Aug 2016, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#303 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 19:36

Münek hat geschrieben:Alles Historisch-Substanzielle.
Aber was ist das außer theologisch Periphäres?

Münek hat geschrieben:Einen Schritt zurück hinter die Ergebnisse und Errungenschaften der wissenschaftlich-historischen Forschung halte ich für absolut ausgeschlossen.
Was rein sachliche Beobachtungen angeht, stimme ich Dir zu - in puncto Interpretation widerspreche ich.

Münek hat geschrieben: Was sollte das denn sein? Eine kurz bevorstehende Königsherrschaft Gottes in den Köpfen der Menschen? Und wie vollzöge sich da Gottes Gericht? Findet das auch im Kopf statt?
Die durch Jesus und dessen Erlösungs-Tat ausgelöste dauerhafte Nähe Gottes in Kopf und Herz des Menschen. Also auf das Dasein bezogen. - Das sog. "Gericht" ist keine Sache des Daseins, sondern danach.

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#304 Re: Dogmen

Beitrag von 2Lena » Mo 22. Aug 2016, 19:55

Münek hat geschrieben:Jesu eklatanter Irrtum beweist, dass er ein gewöhnlicher, irrtumsfähiger Mensch war.
Ist falsch rum angezogen und tut ziemlich weh ...
Irrtumsfähiger Müneki, kannst ganz leicht Wasser in Wein verwandeln, gell?

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#305 Re: Dogmen

Beitrag von Pluto » Mo 22. Aug 2016, 20:08

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:selbstverständlich nicht Gegenstand neutestamentlicher Wissenschaft
Was von Substanz ist denn überhaupt Gegenstand dessen, was Du NT-Wissenschaft nennst?
Die geschichtlichen Zusammenhänge?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:die ursprüngliche Hoffnung, dass die historisch-kritische Forschung das Glaubenskonstrukt mit historischen Fakten untermauern könnte, hat sich längst zerschlagen oder sogar ins Gegenteil verkehrt
Ja - da ist ein trojanisches Pferd in der Theologie entstanden: "Lass uns Gott verstehen unter der methodischen Voraussetzung, dass es ihn nicht gibt. :devil:
NEIN.
Das sollte heißen:
Lass uns die Bibel-Geschichte verstehen ohne dazu die Existenz Gottes voraussetzen zu müssen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#306 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Mo 22. Aug 2016, 20:22

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Alles Historisch-Substanzielle.
Aber was ist das außer theologisch Periphäres?
Ne ganze Menge. Lies mal das Buch von Theißen "Der historische Jesus" oder das Buch von Zenger "Einleitung in das Alte Testament".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Einen Schritt zurück hinter die Ergebnisse und Errungenschaften der wissenschaftlich-historischen Forschung halte ich für absolut ausgeschlossen.
Was rein sachliche Beobachtungen angeht, stimme ich Dir zu - in puncto Interpretation widerspreche ich.[
Textauslegung (Exegese) = Textinterpretation = Aufgabe der Bibelwissenschaft. Punkt! Nee - die Zeit vor der historisch-kritischen Bibelexegese kehrt ebensowenig zurück wie der Glaube an das geozentrische Weltbild.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Was sollte das denn sein? Eine kurz bevorstehende Königsherrschaft Gottes in den Köpfen der Menschen? Und wie vollzöge sich da Gottes Gericht? Findet das auch im Kopf statt?
Die durch Jesus und dessen Erlösungs-Tat ausgelöste dauerhafte Nähe Gottes in Kopf und Herz des Menschen. Also auf das Dasein bezogen. - Das sog. "Gericht" ist keine Sache des Daseins, sondern danach.
Ach Du liebe Zeit. Jesus hat dem Volk NIE seinen kurz bevorstehenden Tod verkündigt und diesen dazu noch als menschenerlösende Heilstat hingestellt.

Was das diesseitige Weltgericht betrifft (Kommen des richtenden Menschensohnes mit seinen Engeln auf den Wolken), siehe Jesu Aussagen in Mt. 25,31 ff. oder Mk. 13,24 ff. Da werden Sie geholfen.

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#307 Re: Dogmen

Beitrag von 2Lena » Mo 22. Aug 2016, 20:26

Münek hat geschrieben:Nicht Gegenstand der historischen Wissenschaft sind die Existenz überweltlicher Wesenheiten Wunderberichte wie Jungfrauengeburt, Wiederbelebung eines stinkenden Leichnams, Auferstehung, Himmelfahrt und Geschichten über sprechende Tiere, [...]
Deshalb ist sie auch nicht brauchbar ...

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#308 Re: Dogmen

Beitrag von Münek » Mo 22. Aug 2016, 21:01

2Lena hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nicht Gegenstand der historischen Wissenschaft sind die Existenz überweltlicher Wesenheiten Wunderberichte wie Jungfrauengeburt, Wiederbelebung eines stinkenden Leichnams, Auferstehung, Himmelfahrt und Geschichten über sprechende Tiere, [...]
Deshalb ist sie auch nicht brauchbar ...
... für brave Menschen, die sich ihren Glauben an Gott, Teufel, Geister, Engel und Dämonen, an Wunder, Himmel, Hölle und ein ewiges Leben bewahren möchten. "Sancta Simplicitas"!

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#309 Re: Dogmen

Beitrag von closs » Mo 22. Aug 2016, 21:09

Pluto hat geschrieben:Die geschichtlichen Zusammenhänge?
Ja - so sehe ich das auch: Ich welchem historischen, sprachlichen, kulturellen, etc. Kontext steht Jesus.

Pluto hat geschrieben:Das sollte heißen: Lass uns die Bibel-Geschichte verstehen ohne dazu die Existenz Gottes voraussetzen zu müssen.
Religions-wissenschaftlich geht das - aber doch nicht theologisch. - "Lehre von Gott" kann nicht heißen "Lehre eines nicht-existierenden Gottes".

Natürlich kann man aus a-theistischer Seite (a-theistisch hier nicht als Weltanschauung, sondern unter der nüchternen Setzung der Nicht-Existenz Gottes) Religionen untersuchen - aus soziologischer, psychologischer, literatur-wissenschaftlicher, etc. Sicht. - Aber innerhalb der Theologie tut man es aus "theologischer" Sicht.

Natürlich kann man auch Theologie komplett ablehnen ("Ich glaube nicht an die Existenz Gottes, also kann es aus meiner Sicht auch keine Theologie geben") - alles machbar. - Aber INNERHALB der Theologie ist es nicht machbar.

Münek hat geschrieben:Textauslegung (Exegese) = Textinterpretation
Ja.

Münek hat geschrieben:= Aufgabe der Bibelwissenschaft.
Nein. - Man muss nur beachten, dass Exegese aus unterschiedlichsten Perspektiven machen kann - und so ist es ja auch. - Dein Problem ist, dass Du unter "wissenschaftlicher Exegese" nur die "historisch-kritische Exegese" zu meinen scheinst.

Das könnte man sogar stehen lassen, wenn man darunter reine nüchterne Sacharbeit verstehen würde, die sich inhaltliche Kontext-Interpretationen verbietet. - Aber Deine HKM ist eine rein weltanschauliche Veranstaltung - da liegt das eigentliche Problem. - Ich bin überzeugt, dass die HKM in der Praxis weit seriöser ist als das, was ihr hier zugeschustert wird.

Münek hat geschrieben:Mt. 25,31
"Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit".

Gott hat weder einen Thron noch einen Hintern dazu - das sind Erklärungs-Muster, damit es der einfache Mensch versteht.

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Janina
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#310 Re: Dogmen

Beitrag von Janina » Mo 22. Aug 2016, 22:13

2Lena hat geschrieben:Irrtumsfähiger Müneki, kannst ganz leicht Wasser in Wein verwandeln, gell?
Das dauert ein Jahr. Aber Wein in warmes Wasser, das schaff ich inner Stunde. 8-)

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