Alles Teufelszeug? III

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Münek
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#931 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 31. Jul 2016, 22:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Profis unter den Bibelexperten können das.
Wenn sie nicht nur historisch-kritisch, sondern auch spirituell kompetent sind.
Wer kann schon kompetent beurteilen, wer "spirituell kompetent" ist? Sehr viele bilden sich ein, sie besäßen eine solche Kompetenz. :)

closs
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#932 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 31. Jul 2016, 22:59

Münek hat geschrieben:Wer kann schon kompetent beurteilen, wer "spirituell kompetent" ist?
Eine schwierige Frage, um deren Beantwortung man aber nicht rumkommt. - Einig sind wir uns sicherlich darüber, dass die HKM dafür nicht zuständig sein kann.

Pluto
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#933 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » So 31. Jul 2016, 23:30

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Doch wie würdest du Veränderungen nennen, die dazu dienen, die geistige Vorlage zu untermauern und zu verstärken?
Bearbeitungen - das wäre ein neutrales Wort.
Ja schon. Aber wenn am alten Text Veränderungen vorgenommen werden, die den gewollten Sinn des Urtextes bewusst beeinflussen, dann sollte das klar gestellt und nicht unter den Teppich gekehrt werden.

closs hat geschrieben:Das objektive Problem:
Veränderungen der Vorlage können ganz unterschiedlicher Natur sein. - Es können im besten Fall geistige Schärfungen sein (positiv) oder schamlose Fälschungen aus niederen Beweggründen. - Beurteilen kann man dies aber nur geistig und wohl kaum historisch-kritisch. - Denn historisch-kritisch kann man nur sagen: So war's vorher und folgendes ... wurde daraus gemacht.
Ich finde es ist Aufgabe der Bibelwissenschaft, diese Veränderungen nicht einfach hinzunehmen. sondern sie hervorzuheben, und dazu zu stehen, dass es sie gab. Alles andere ist mangelnde Redlichkeit.

closs hat geschrieben:Das eigentliche Problem ist: Welche Bearbeitung ist eine hermeneutische Fortführung/Verbesserung im Dienste der Text-Intention resp. Jesu Intention und welche ist eine Verfälschung derselben?
JEDE Veränderung am alten Text ist eine Verfälschung derselben, egal ob in deinen Sinn positiv oder nicht. Solhe Veränderungen gehören zur Wahrheitsfindung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Profis unter den Bibelexperten können das.
Wenn sie nicht nur historisch-kritisch, sondern auch spirituell kompetent sind.
Sollten wir das nicht lieber den Experten überlassen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#934 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 31. Jul 2016, 23:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die an den Fakultäten historisch-wissenschaftlich lehrenden Theologieprofessoren "verkünden/predigen" ihren Studierenden ganz gewiss kein "materialistisches Eigen-Evangelium", nur weil sie berechtigterweise darauf verzichten, bei ihren geschichtlichen Rekonstruktionen auf ein "göttliches Eingreifen" und auf sonstige überlieferte "Wundergeschichten" inhaltlich einzugehen.
Dieser Verzicht bedingt aber exakt ein eigenes Evangelium, WENN man als HKM-ler über technische Feststellungen hinaus inhaltlich interpretiert.
Nee - genau das Gegenteil ist der Fall. Dieser Verzicht beweist ja gerade, dass theologische Wissenschaftler nicht im Traum daran denken, den Studierenden ein auf Gottesglauben basierendes "geistiges Konstrukt" zu vermitteln. Das Verkünden der "Frohen Botschaft", d.h. des "kerygmatischen Christus des Glaubens", überlassen sie den Pfarrern.

Was sollen Professoren aus wissenschaftlicher Sicht z.B. zur biblisch überlieferten Existenz von Engeln, Teufeln und Dämonen beitragen? Oder zur Wiederbelebung eines verwesenden Leichnams? Und und und... Was erwartest Du?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:In den Hörsälen der Universitäten finden bekanntlich keine Gottesdienste statt.
Möglicherweise aber Kompetenz-Vermittlung spiritueller Exegese. - Wenn nicht, kann es nur um technisches Wissen gehen.
Möglicherweise im Fachbereich "Dogmatik" - im wissenschaftlichen Lager der Exegese mit Sicherheit nicht.

Es steht Dir frei, die Ergebnisse der historisch-kritischen Auslegung als "technisches Wissen" zu bezeichnen. Diese laienhafte abwertende Umschreibung zeigt mir einmal mehr, wie mangelhaft Deine Kenntnis darüber ist, was in der historisch-wissenschaftlichen Forschung ei-
gentlich alles so abgeht...

Du hast nicht die geringste Ahnung - bist aber nicht bereit, Deine Wissenslücken zu schließen.

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#935 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 31. Jul 2016, 23:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer kann schon kompetent beurteilen, wer "spirituell kompetent" ist?
Eine schwierige Frage, um deren Beantwortung man aber nicht rumkommt. - Einig sind wir uns sicherlich darüber, dass die HKM dafür nicht zuständig sein kann.
Kurt - da sind wir uns sehr einig! :thumbup:

Also - wer besitzt nach Deiner Auffassung die Kompetenz zu beurteilen, wer "spirituell kompetent" ist und warum?[/b]

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#936 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 31. Jul 2016, 23:52

Pluto hat geschrieben:. Aber wenn am alten Text Veränderungen vorgenommen werden, die den gewollten Sinn des Urtextes bewusst beeinflussen, dann sollte das klar gestellt und nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Man muss natürlich Veränderungen konstatieren und bewerten. - Nur:

* Was ist "gewollter Sinn"? Der des Textverfassers und dessen Sinn, über den er schreibt?
* Was ist "Urtext", wenn alle Quellen Rezeptionen von Jesu ist? Die älteste verfügbare Quelle oder Jesus selbst?

Pluto hat geschrieben:Ich finde es ist Aufgabe der Bibelwissenschaft, diese Veränderungen nicht einfach hinzunehmen. sondern sie hervorzuheben, und dazu zu stehen, dass es sie gab.
Natürlich - das geschieht im Sinne Deiner neutralen Formulierung sowohl bei der HKM als auch bei der kirchlichen Theologie. Die Bewertung im Einzelfall ist das Problem.

Pluto hat geschrieben:JEDE Veränderung am alten Text ist eine Verfälschung derselben, egal ob in deinen Sinn positiv oder nicht.
Angenommen, ein älterer Schreiber würde eine Partitur von Mozart mangelhaft schriftlich niederlegen und ein neuerer würde diese Partitur besser wiedergeben. - Dann wäre die jüngere Version ein "Fälschung" der älteren Version und gleichzeitig dem Original näher. - Was ist jetzt mehr "Fälschung"? - Verstehst Du?

Pluto hat geschrieben:Sollten wir das nicht lieber den Experten überlassen?
Ja - aber welche? - Die säkular orientierten oder die spirituell orientierten?

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#937 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Mo 1. Aug 2016, 00:02

Münek hat geschrieben:Dieser Verzicht beweist ja gerade, dass theologische Wissenschaftler nicht im Traum daran denken, den Studierenden ein auf Gottesglauben basierendes "geistiges Konstrukt" zu vermitteln.
Das gilt für die säkular-theologischen Wissenschaftler. - Für technische Fragestellungen sind sie die richtigen PArtner. - Wenn sie darüber hinaus gehen, begründen sie ein säkulares Kerygma.

Münek hat geschrieben:Es steht Dir frei, die Ergebnisse der historisch-kritischen Auslegung als "technisches Wissen" zu bezeichnen. Diese laienhafte abwertende Umschreibung zeigt mir einmal mehr, wie mangelhaft Deine Kenntnis darüber ist, was in der historisch-wissenschaftlichen Forschung eigentlich alles so abgeht...
Weder Fisch noch Fleisch geht hier nicht. - Entweder man hält sich aus Geistigem raus, was aus Deiner Sicht die Voraussetzung dafür ist, wissenschaftlich arbeiten zu können, oder man geht rein, was substantielle Interpretation erst ermöglicht. - Wat nu?

Münek hat geschrieben:Also - wer besitzt nach Deiner Auffassung die Kompetenz zu beurteilen, wer "spirituell kompetent" ist und warum?[/b]
Wenn, dann sind es die spirituell orientierten Wissenschaftler selbst - es gibt keine menschliche Instanz oder Methodik, die dies könnte.

Natürlich mit allen Risiken und Nebenwirkungen - Menschen können sich auch zu Unrecht als spirituell verstehen (siehe bspw. das, was man vulgär-sprachlich unter "Esoterik" zusammengefasst hat). - Entweder man lässt es ganz oder man geht gemeinschaftlich dieses Risiko ein - das Gemeinschaftliche hat immerhin eine Korrektiv-Funktion. Dazu muss es aber genug geben, die überhaupt dazu gehören.

Oder in Deinem Sinne zu sprechen:
Ich habe nichts dagegen, wenn man die Bibel (in Deinem Sinne) säkular-wissenschaftlich untersucht, in dem man nach allen Regeln der Kunst Untersuchungen anstellt. - Aber EINE Anstands- oder Demuts-Regel sollte es geben: Bitte keine direkten Aussagen zu Jesus selbst, sondern nur zu den Quellen.

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#938 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Mo 1. Aug 2016, 00:03

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wer? Die neutestamentlichen Theologen, die professionell Textauslegung betreiben und sich in den Schriften des NT vorzüglich auskennen.
Man muss hier zwischen technischen und geistigen Fertigkeiten unterscheiden. Ein säkular denkender Mensch kann nicht geistig auslegen - er kann technisch, wissenschaftlich, intellektuell auslegen - aber nicht geistig.
Du bist auf dem falschen Gleis. Darum nochmals: Wenn man zwei "Lehren" miteinander vergleicht, kommt es nur auf deren Inhalte an.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Exegeten lassen sich im Übrigen nicht von "geistigen Aspekten" (= persönlichen Glaubensvorstellungen) leiten
Eben - deshalb können sie nur vorbereitend sein für eine geistige Auslegung.
Jeder darf sich an den Forschungsergebnissen der Bibelwissenschaft bedienen, wie er Lust und Laune hat. Das gilt selbstverständlich auch für die "geistig Auslegenden". Jedem das Seine. Die wissenschaftliche Karawane zieht indes weiter. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Nur eine solche Vorgehensweise entspricht dem Gebot der "intellektuellen Redlichkeit".
Ich gebe Dir insofern recht, dass man "intellektuell" und "geistig" klar unterscheiden sollte. - Es wäre unredlich, beides zu vermischen.
Du hast mich offensichtlich missverstanden. "Intellektuelle Redlichkeit" meint den Mut, sich selbst gegenüber unbedingt EHRLICH zu sein - auch wenn es weh tut.

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#939 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Mo 1. Aug 2016, 00:09

closs hat geschrieben:* Was ist "Urtext", wenn alle Quellen Rezeptionen von Jesu ist? Die älteste verfügbare Quelle oder Jesus selbst?
Das ist ein großes Problem.
Es gibt keinen Urtext, deshalb kann alles auch bloß Mythos sein. Und wenn viele Autoren ihre Finger drin hatten, macht es die Botschaft nicht deutlicher.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:JEDE Veränderung am alten Text ist eine Verfälschung derselben, egal ob in deinen Sinn positiv oder nicht.
Angenommen, ein älterer Schreiber würde eine Partitur von Mozart mangelhaft schriftlich niederlegen und ein neuerer würde diese Partitur besser wiedergeben. - Dann wäre die jüngere Version ein "Fälschung" der älteren Version und gleichzeitig dem Original näher. - Was ist jetzt mehr "Fälschung"? - Verstehst Du?
Nein. Du lenkst ab.
Die Partituren von Mozart sind bestens bekannt und größtenteils erhalten.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sollten wir das nicht lieber den Experten überlassen?
Ja - aber welche? - Die säkular orientierten oder die spirituell orientierten?
Das ist ein Strohmann Argument, denn die Bibel wurde mindestens bis zu ihrer Kanonisierung immer wieder gerade spirituell verändert um die Botschaft zu "schärfen". Darüber sind sich alle heutigen Bibelwissenschaftler einig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#940 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Mo 1. Aug 2016, 00:21

Münek hat geschrieben:Jeder darf sich an den Forschungsergebnissen der Bibelwissenschaft bedienen, wie er Lust und Laune hat. Das gilt selbstverständlich auch für die "geistig Auslegenden". Jedem das Seine. Die wissenschaftliche Karawane zieht indes weiter.
Damit machst Du die Wissenschaft kleiner als sie ist - am Ende bist Du erst zufrieden, wenn es nur noch ein paar Kamele sind.

Münek hat geschrieben:Du hast mich offensichtlich missverstanden. "Intellektuelle Redlichkeit" meint den Mut, sich selbst gegenüber unbedingt EHRLICH zu sein
Das würden die Vertreter der systematischen Theologie als Kompliment aus Deinem Mund verstehen - so meinst Du es aber nicht.

Pluto hat geschrieben:Es gibt keinen Urtext, deshalb kann alles auch bloß Mythos sein.
Selbst WENN es einen Urtext gäbe, könnte alles bloß Mythos sein.

Pluto hat geschrieben:Und wenn viele Autoren ihre Finger drin hatten, macht es die Botschaft nicht deutlicher.
Das kann man eben nur geistig erschließen - da haben sich viele große Philosophen/Theologen über Jahrtausende große Gedanken gemacht. - Und zwar NICHT aus methodisch-wissenschaftlicher Sicht, weil es von da keine Antwort dazu geben kann.

Pluto hat geschrieben:Die Partituren von Mozart sind bestens bekannt und größtenteils erhalten.
Es war der Versuch, Dir ein konkretes Problem für das Verständnis der Bibel nahezubringen.

Pluto hat geschrieben:Das ist ein Strohmann Argument, denn die Bibel wurde mindestens bis zu ihrer Kanonisierung immer wieder gerade spirituell verändert um die Botschaft zu "schärfen". Darüber sind sich alle heutigen Bibelwissenschaftler einig.
Was willst Du damit sagen? (Ich frage das deshalb, weil Dein Satz richtig ist, ich aber keine Verbindung sehe).

Die HKM kann diese Änderungen feststellen, nicht aber deren Authentizität zum Ursinn Jesu beurteilen, weil sie dazu erst einmal dessen Ursinn verstehen müsste, was aber nur dann geht, wenn man geistig-spirituell denkt, was die HKM ja bauartbedingt für sich ausschließt. - Verstehst Du das logische Problem?

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