sven23 hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:
Ich versuche es halt noch mal.
Eigentlich jeder Schriftsteller greift in seinen Werken ein gewisses Menschenbild auf, das er in der Gesellschaft vorfindet.
Wenn er dieses Menschenbild in seinem Werk kritisieren will, erfindet er - beispielsweise - Hans, der dieses Menschenbild hat.
Der Autor legt dem Hans die Haltung in den Mund, die der Autor in der Gesellschaft vorgefunden hat. Der Hans spricht also andauernd wie einer, der real - vielleicht etwas komprimiert - draußen in echt vorkommt.
Dann erfindet der Autor den Klaus - hoffentlich heißt hier im Forum keiner Hans oder Klaus -, der eine Gegensposition vertritt, die ebenfalls draußen in echt vorkommt.
Diese beiden Menschen Hans und Klaus - und damit deren Menschenbilder - lässt der Autor nun aufeinanderprallen.
Jetzt hat der Autor zwei Möglichkeiten:
Entweder er erfindet noch eine Erzählerfigur dazu, die andauernd kommentiert, sodass der Leser gelenkt wird und allmählich Partei ergreift für zum Beispiel Klaus.
Das kann ausufern bis zur Tendenziosität: dem Leser soll ein gewisses Menchenbild verklickert werden.
Oder aber der Autor hält sich als Kommentator zurück und führt nur Hans und Klaus mit ihrem Menschenbild vor.
Dann darf der Leser entscheiden, wem er zustimmt.
Ich habe vereinfacht, aber im Prinzip läuft das so auch im "Faust" ab.
Auch dort kommt "Gott" vor - aber es ist nicht die Gottesvorstellung von Goethe.
Das ist ja alles richtig, nur wo willst du da einen Gegensatz zu meinen Ausführungen konstruieren?
Du bestehst ja darauf, dass "der grausame Gott" innerhalb der Sintflutgeschichte von den Autoren als grausamer Gott den Menschen verkauft werden soll.
Ich habe versucht herzuleiten, dass dort aber zwei verschiedene Gottesbilder miteinander korrespondieren.
Und am Ende spricht das zweite Gottesbild.
Dieses ist es, das der Erzähler vermitteln will.
Das erste hingegen soll abgelöst werden.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei bibelwissenschaft. de die Ansicht vorgefunden habe - ich habe das hier, glaube ich, schon ein- oder zweimal zitiert -, dass man hier keinesfalls den Sinn der Geschichte im wörtlichen Auffassen der Großen Flut suchen kann.
Denn wovon die Exiljuden zu der Zeit, als die Erzählung geschrieben wurde, "bedroht" wurden, war keine reale Überschwemmung, keine reale Naturkatastrophe.
Andreas hat das oben alles aufgelistet, wovon sich die jüdische Intelligentia bedroht sah in dieser Zeit.
Welche "Wogen" nämlich drohten ihnen über den Kopf zusammenzuschlagen?
Dann lass uns darauf aufbauen.sven23 hat geschrieben:Ich habe auch oft genug darauf hingewiesen, dass Gottesbilder nichts über Gott aussagen, sondern viel mehr über die Menschen, die diese Gottesbilder entworfen haben.