Pluto hat geschrieben: Ich halte jede Hinterfragung für sinnvoll.
Prinzipiell ist gegen diesen Satz nichts einzuwenden.
Savonlinna hat geschrieben:Wieso ist das jetzt ein Gegenaargument, wenn ich sagte, dass das, was das "Christentum" ist, immer wieder neu ausgehandelt werden muss und auch wird?
"Ausgehandelt" in Bezug auf was? Man braucht doch einen Kern, an dem man misst, was Christentum ist. - Was ist Dein Bezugspunkt?
Hältst Du es für möglich, dass man Christentum ohne Kreuz und ohne Erlösung durch Jesus aushandeln kann? Wie willst Du verhindern, dass irgendwann einer meint, dass die Ziehung der Lottozahlen neu ausgehandeltes Christentum ist?
Savonlinna hat geschrieben:Wenn ich Christ wäre - oder wenn ich das Christentum so transparent machen wollen würde, dass es zu einer anthropologischen Wahrheit wird -, dann würde ich ebenfalls Jesus als Gottessohn ansehen.
Wäre Jesus dann eine eigenständige Person oder lediglich eine anthropologische Chiffre?
Savonlinna hat geschrieben:Oder ganz scharf ausgedrückt: Jesus als "Gottessohn" vermittelt eine anthropologische Wahrheit, Hoffnung, Vision.
Ja - natürlich. - Die Wirkung soll ja bei uns ankommen.
Savonlinna hat geschrieben:Wie kann er im realen Leben die Schallmauer durchbrechen und gleichzeitig im Transzendenten sein? Das Christentum kann - je nach Auslegung - dafür Hinweise geben.
Ja - absolut einverstanden.
Savonlinna hat geschrieben:Das aber versuchst Du immer. Du willst immer nur eine Stimme im Konzert lassen - nämlich Deine Auffassung.
Vielleicht sollte ich Dir diesbezüglich mal deutlicher widersprechen:
Die anthropologische Umsetzung des Einzelnen ist immer exklusive zwischen Gott und Mensch - da hat weder ein Closs noch eine Savonlinna drin rumzupfuschen. Insofern wäre es ein krasses Missverständnis, wenn Du es mir unterstellen wolltest. - Mir geht es ausschließlich um die Definition der Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich Christentum äußern kann (und das ist eben NICHT die Ziehung der Lottozahlen, selbst wenn jemand meinungs-mäßig darauf bestehen wollte).
Der Hintergrund meiner Festigkeit in diesem Punkt hat mit der fast willkürlichen Ausfransung des Christentums zu tun, die dessen Grundlagen teilweise komplett ausblendet. - Nun kann man ja gegen diese Grundlagen sein - diesbezüglich gibt es wirklich genug Argumente. Dann macht man halt etwas anderes. - Aber warum soll es denn sinnvoll sein, diesem Anderen auch noch den Namen "Christentum" zu geben? Diese Bezeichnung ist doch schon - ganz wertfrei gemeint - besetzt. Warum zur Hölle muss man denn ständig begrifflich am Christentum andocken und dann was anderes draus machen? Das verwirrt doch nur alle.
Savonlinna hat geschrieben:Damit aber zerstörst Du die Frohe Botschaft und setzt an ihre Stelle das Ego.
Jetzt drehst Du's aber so richtig um 180° auf den Kopf - das ist genau MEIN Anliegen.
Savonlinna hat geschrieben:Du willst Gott die Möglichkeit rauben, im Konzert aller Stimmen sich zu äußern. Merkst Du was?
Nein - merke ich nicht, weil es da nichts zu merken gibt. Denn mir ist eine nordkoreanische Bauersfrau, die ihren für uns uneinsehbaren Bezug zu Gott hat, genauso recht wie der Katholik oder Jude oder Atheist, der ebenfalls auf seine, für ihn selbst vielleicht unreflektierte Weise, Beziehung zu Gott hat.
Mit anderen Worten: Da stehe ich exakt auf der gegenüberliegenden Seite dessen, was Du mir vorwirfst. - Ich wehre mich gegen etwas anderes: Nämlich dass Nordkoreaner und Atheisten als Christen bezeichnet werden sollen, nur weil sie sich im "Konzert aller Stimmen" äußern - dass also das Christentum selbst bis zur Unkenntlichkeit verwässert wird, was die Verwendung des Wortes "Christentum" irgendwann völlig nichtssagend macht - Schlumpfsprache.