Alles Teufelszeug? II

closs
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#431 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Do 24. Mär 2016, 18:40

sven23 hat geschrieben:man setzt voraus, dass Jesus der eingeborene Sohn Gottes ist
Man setzt EINMAL voraus, Jesus ist Gottes Sohn. - In zweiter Perpektive untersucht die Forschung, was wissenschaftlich rauskommt, wenn man NICHT davon ausgeht, dass Jesus Gottes Sohn ist.

Aus diesen zwei ganz unterschiedlichen Perpektiven ergeben sich zwei unterschiedliche Interpretationen der Bibel - bei identischen Vorlagen. - Version 1 ist die kanonische Exegese - Version 2 ist die HKM-Exegese.

sven23 hat geschrieben: ob Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist.
Nein - das machen beide Versionen nicht.
a) Die kanonische Exegese hat es ja gesetzt.
b) Die HKM-Exegese darf nicht zu diesem Ergebnis kommen, da dieses Ergebnis nicht falsifizierbar ist.

Wir haben also zwei Prämissen-Exegesen, die nicht von ihrer jeweiligen Prämisse abrücken können - der eine aus Glaubens-Gründen, der andere aus methodischen Gründen.

sven23 hat geschrieben: wer nicht erkennt, dass dies ein astreiner Zirkelschluss ist, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.
Stimmt - und weil kanonische Exegeten nicht so dämlich sind, wie Du es gerne hättest, machen sie einen solchen Schwachsinn nicht.

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sven23
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#432 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Do 24. Mär 2016, 19:59

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: wer nicht erkennt, dass dies ein astreiner Zirkelschluss ist, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.
Stimmt - und weil kanonische Exegeten nicht so dämlich sind, wie Du es gerne hättest, machen sie einen solchen Schwachsinn nicht.
Und weil man der historisch-kritischen Methode nichts ebenbürtiges entgegen zu setzen hat, muß man den Antichristen aus der Kiste kramen, um die Forschung zu diskreditieren. Ein äußerst schwaches Bild, meinst du nicht auch?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#433 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Do 24. Mär 2016, 20:36

sven23 hat geschrieben:Und weil man der historisch-kritischen Methode nichts ebenbürtiges entgegen zu setzen hat
Kann man auch nicht und WILL es vor allem nicht. - Denn die HKM ist in ihrem Terrain unübertroffen.

Die kanonisches Exegese (wenn ich sie richtig verstehe) findet auf einer Ebene statt, die mit der HKM-Ebene nicht interferiert. - Probleme gibt es nur dann, wenn sich eine Ebene mit der anderen Ebene vermischt - weil eine oder beide Seiten undiszipliniert sind. - Die HKM soll historisches Material beischaffen - das kann sie besser als die kanonische Exegese. - Die kanonische Exegese soll die geistig-spirituelle, also substantielle Deutung übernehmen.

HKM beschreibt, wie die Bibel zu verstehen wäre, wenn Jesus nichts anderes als irgendein Wanderprediger wäre. - Kanonische Exegese beschreibt, wie die Bibel zu verstehen wäre, wenn Jesus "Gottes Sohn" wäre. - Im Grunde ist es so einfach.

sven23 hat geschrieben:Ein äußerst schwaches Bild, meinst du nicht auch?
Ich finde schwach, wenn man obigen Unterschied nicht kapiert.

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Münek
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#434 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Do 24. Mär 2016, 22:55

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Dann würden die theologischen Lehrbücher so umgeschrieben, dass in ihnen nun festgestellt würde, dass Jesus eben keine Naherwartung hatte, dass er sich selbst für Gottes Sohn hielt, dass er schon eine Dreifaltigkeit lehrte usw. usf. und zwar unter Hinweis auf genau dieses gefundene Jesus-Evangelium.
Das glaube ich Dir. - Aber wie würde die HKM begründen, dass sie vorher Gegenteiliges "nachgewiesen" hätte?

Die HKM spricht NIEMALS von "Nachweisen", sondern immer nur von mehr oder weniger großen "Wahrscheinlichkeiten" der Richtigkeit ihrer historischen Forschungsergebnisse.

Sie ist bei der Erforschung/Rekonstruktion der überlieferten geschichtlichen Ereignisse ganz und gar von ihren Quellen abhängig.
Ein neuentdecktes "Jesus-Evangelium", das den kanonischen Evangelien in entscheidenden Punkten widerspräche, wäre eine völlig neue Quelle... ;)

Was also soll Deine merkwürdige Frage?

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Savonlinna
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#435 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Do 24. Mär 2016, 23:12

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ein äußerst schwaches Bild, meinst du nicht auch?
Ich finde schwach, wenn man obigen Unterschied nicht kapiert.
Besonders schwach ist es, wenn sven bewusst Lügen verbreitet.

Ich habe hier zitiert, dass Ratzinger NICHT die HKM als Antichrist bezeichnet hat, aber sven findet es hilfreicher für die Ehre des Neu-Atheismus, wenn sie als betrügerischer Haufen in die Geschichte eingeht.

Dafür tut er viel, und letztlich muss man ihm dankbar dafür sein.

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#436 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Do 24. Mär 2016, 23:19

Münek hat geschrieben:Was also soll Deine merkwürdige Frage?
Thaddäus sprach vom "Nachweis", dass Jesus eine Naherwartung gehabt habe.

Das finde ich auch akzeptabel, wenn man "Nachweis" als system- alias methodik-internes Geschehen und nicht zwangsläufig als Faktum versteht. - Konkret: Es kann gut sein, dass bei entsprechenden methodischen Prämissen diese Art von Nachweis geführt werden kann. - Nur kann ein anderes Verfahren eben bei derselben Quellenlage zu anderen Ergebnissen führen.

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#437 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Do 24. Mär 2016, 23:29

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: ob Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist.
Nein - das machen beide Versionen nicht.
a) Die kanonische Exegese hat es ja gesetzt.
b) Die HKM-Exegese darf nicht zu diesem Ergebnis kommen, da dieses Ergebnis nicht falsifizierbar ist.

Setzen und glauben kann jeder, soviel er will. Nur sollte er sich dann nicht wundern, wenn er aus wissenschaftlicher Sicht zu Recht nicht ernstgenommen wird.

In diesem Punkt stimme ich Ratzinger zu, der in seinem Jesus-Buch (Bd. 1, S. 14) nachdrücklich darauf
besteht, dass sich christlicher Glaube der historischen Methode aussetzen MUSS und die Geschichte
NICHT weggeschoben werden darf.


Was sich historisch tatsächlich nicht ereignet hat, kann nicht per Glaubensentscheid ins Gegenteil ver-
kehrt werden. Insofern ist die HKM die "Anwältin der Schrift", um sie vor Übergriffen der Dogmatiker zu
schützen.

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#438 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Pluto » Do 24. Mär 2016, 23:30

closs hat geschrieben:Konkret: Es kann gut sein, dass bei entsprechenden methodischen Prämissen diese Art von Nachweis geführt werden kann.
Das wäre richtig, wenn es denn solche Prämissen gäbe.
Welche Prämissen meinst du?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#439 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Do 24. Mär 2016, 23:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was also soll Deine merkwürdige Frage?
Thaddäus sprach vom "Nachweis", dass Jesus eine Naherwartung gehabt habe.

Das soll sie gemacht haben? Das nehme ich Dir nicht ab. Belege es bitte! Kannst Du das oder kommt wieder eine Ausrede?

Im Übrigen sprach ich von der HKM. Du kannst den Wissenschaftlern, die diese Auslegungsmethode praktizieren nicht
etwas unterstellen und Dich dann auf Nachfrage lediglich auf die (angebliche) Aussage eines Forumsmitgliedes berufen.

Was sind das denn für Methoden? Du willst doch ernstgenommen werden.

Es wäre sicherlich angebracht, Du ließest in Zukunft diese falschen Behaup-
tungen sein.

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#440 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Münek » Do 24. Mär 2016, 23:55

closs hat geschrieben: Die HKM soll historisches Material beischaffen - das kann sie besser als die kanonische Exegese. - Die kanonische Exegese soll die geistig-spirituelle, also substantielle Deutung übernehmen.

Kurti - dafür gibt es an den theologischen Fakultäten das Lehrfach "DOGMATIK". :D

Dieser "geistig-spirituelle-substanzielle" Platz ist bereits besetzt... :thumbup:

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