Pluto hat geschrieben:Eine Frage, erbreich:erbreich hat geschrieben:Der gedankenfreie Zustand kann entstehen durch konzentrative Meditationsformen, das nennt sich dann Jhana In Pali, d.h. "Vertiefung" und kann verglichen werden mit der "Unio Mystica" theistischer Kontemplativer. Im Buddhismus heisst die Praxis "samatha" (Meditation der Geistes- oder Gemütsruhe, auch "Herzenseinigung"). In christlichen Praxis eben Kontemplation (contemplatio: kontemplative Gemeinschaft mit Gott; ebenfalls frei von Gedanken).
Verstehst du unter "Gedankenfreiheit", die Abwesenheit von Gedanken?
Was bedeutet dann in diesem Zusammenhang die Kontemplation (Gemeinschaft mit Gott)? Ist das nicht bereits ein überflüssiger Gedanke?
Gemeinschaft mit Gott bedeutet, dass Du mit ihm in Berührung bist. Nicht im Sinne einer knochentrockenen Schreibtischfrömmigkeit, sondern mit deinem ganzen Wesen. Das ist eher ein fühlendes Gewahrsein. Stelle Dir eine individuelle Welle vor, die den Grund ihrer Existenz berührt, die das Meer berührt. Genau so kann der Mensch den Grund seiner Existenz berühren: und zwar mit Leib und Seele.
Es gibt gläubige Menschen, die ihr ganzes Leben nur den Begriffen der Theologie begegneten, aber ohne jemals wirklich Gott zu berühren. Solchen ergeht es dann wie Ijob: "Vom Hörensagen nur hatte ich von Dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Darum widerrufe ich und atme auf, in Staub und Asche"
@ erbreich: Drei Aspekte sind wichtig: Wort, Verstehen und Schweigen. In diesem Kreislauf bewege ich mich. Wenn einer dieser Aspekte fehlt, dann fehlt für mich auch ein wesentlicher Bereich des Glaubens. Wenn etwas Sinn macht, dann kann man sagen: das spricht mich an. Dann ist das ein Wort. Im Christentum, Judentum und Islam steht das Wort im Zentrum, denn der Schöpfer wird als anrufend und aufrufend verstanden. So kann im Grunde alles zum Wort Gottes werden, wenn wir die Dinge tief berühren, sie auf uns wirken und zu uns sprechen lassen. Wenn Gott die Quelle allen Seins ist, dann ist alles in seinem innersten Wesen ein solch schöpferisches Wort.
Ein und dasselbe erschaffende und befreiende Wort Gottes wird uns durch alles Seiende auf immer neue Weise entschlüsselt und erschlossen (David Steindl-Rast )
Der Buddhismus rückt eher das Schweigen ins Zentrum. Bekannt ist die wortlose Predigt des Buddha, der einfach schweigend eine Blume hoch hielt. Das ist für Christen ein bisserl gewöhnungsbedürftig: wie kann man ohne Worte predigen?
