Münek hat geschrieben:@ Lieber Novalis.
Du hast Giordano Bruno zitiert, nicht ich.
Ja, ich habe ihn ganz bewusst zitiert. Er ist ein religiöser Freidenker gewesen. Legendär sind seine Worte:
Mit größerer Furcht sprecht ihr mir das Urteil, als ich es vernehme. Das könnten alle mutigen Freidenker und wahren Humanisten den inquisitorischen Geistern erwidern, die es leider auch heute gibt. Ob sie christlich, muslimisch, atheistisch, rot, grün, gelb und braun oder irgendwie anders angemalt sind, macht für mich keinen Unterschied. Die Gesinnungspolizisten wechseln von Zeit zu Zeit ihre Uniform, aber eigentlich ist es immer der selbe Mist.
Dagegen müsste man sich eigentlich gemeinsam wehren.
Zeus hat geschrieben:Richtig, absoluter Größenwahn der dem christlichen Aberglauben Verfallenen.
Wenn Du schon Carl Sagan zitierst, dann nehme auch das zur Kenntnis.....
Damit hat er schon einen wesentlichen christlichen Gedanken ausgesprochen:
allein die Liebe besitzt rettende Kraft und wir glauben ja nur, weil wir lieben. „Ich schließe einen Neuen Bund (...), ich lege ihnen mein Gesetz ins Herz und schreibe es auf ihr Herz“ (Jeremia 31,31-34) Die Wahl besteht nicht zwischen Wissen und Glaube. Sie besteht schon eher zwischen Liebe und Angst, zwischen Glaube (= begründetes Vertrauen, welches das ganze Wesen des Menschen umfasst, all sein Denken und Fühlen, Fragen und Zweifeln) und auf der anderen Seite Verzweiflung.
Der christliche Glaube ist außerdem eine Lebensweise und nicht nur graue Theorie. Die frühen Christen nannten ihren Glauben „
den Weg“.
Hier haben wir in wenigen Worten die These von Paulus aus seinen Briefen an die Galater und an die Römer: Christen leben nicht im Gehorsam an ein geschriebenes Gesetz; ihr Handeln wird durch ein inneres Gesetz, das in ihr Herz geschrieben ist, durch die ihnen innewohnende Gegenwart von Gottes Geist motiviert. Paulus greift auf diese Weise das biblische Thema des „Neuen Bundes“ auf, das durch den Propheten Jeremia ( Jeremia 31,31-34) angekündigt und von Ezechiel (Ezechiel 36,23-2) weitergeführt wurde. Das Evangelium ist also der radikale Gegensatz zu einer Theorie oder Ideologie. Das Verstehen folgt dem Lebensvollzug, nicht umgekehrt.
http://taize.fr/IMG/pdf/cahiers18de-web.pdf
Du kannst den Weg nur wirklich verstehen, wenn Du ihn gehst und kennenlernst.
„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde.“
(1 Johannes 1,1-2
Selbst hören, selbst sehen, selbst mit Händen berühren und spüren und etwas wagen, sodass das Wort des Lebens durch die eigene Lebensweise bezeugt und sinnreich wird, darauf kommt es an. Das Wort des Lebens möchte gelebt werden.
Auch hier wird der christliche Glaube als Lebensweise beschrieben. Die ersten Jünger erkannten diese Lebensweise, welche nicht von Gottes eigenem Leben ( Johannes nennt es „das ewige Leben“) zu unterscheiden ist und im Leben ihres Lehrers Jesus offenbar wurde. Sie erkannten sie nicht als etwas Abstraktes, sondern – durch Hören, Sehen und Fühlen – als die konkreteste aller Wirklichkeiten.
Das Ziel der Verkündigung dieses Lebens ist die Bildung einer „Gemeinschaft“, griechisch
koinÅnÃa, eines miteinander geteilten Lebens, eines gemeinschaftlichen Lebens. Und Johannes sagt, dass dieses gemeinschaftliche Leben in Wirklichkeit eine Teilhabe an Gottes eigenem Leben, am Leben zwischen dem Vater und dem Sohn, ist. Der Begriff koinÅnÃa ist also in Gott selbst begründet. Gott ist nicht irgendeine ferne Gottheit in einer Art erhabener Abgeschiedenheit. Im Herzen der christlichen Botschaft, steht die Offenbarung eines Gottes, der Beziehung und gemeinschaftliches Leben ist. Hier liegt die wahre Bedeutung der ursprünglichen christlichen Glaubenslehre von der Trinität, die vielen Menschen so abstrakt, verwirrend und sogar unnütz zu sein scheint. Gott ist Gemeinschaft, und wenn die an diesen Gott Glaubenden sich bemühen, ihr Leben mit anderen zu teilen, beginnend mit denen, die denselben Glauben haben, dann spiegeln sie damit Gottes eigenes Leben mitten in der Schöpfung wider. Johannes beendet die Textstelle:
Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist. (1 Johannes 1,4) Was ist Freude? Sie ist das subjektive Sich-Bewusstwerden eines in Fülle gelebten Lebens. Wenn wir vollkommen lebendig sind, ganz die Person, die wir zu sein bestimmt sind, dann erfahren wir Freude. Johannes sagt uns also, dass die Erfahrung eines zwischen Menschen und mit Gott geteilten Lebens eine Offenbarung vom wahren Lebenssinn ist.
http://taize.fr/IMG/pdf/cahiers18de-web.pdf
Das sollte eigentlich schon als Beweis genügen, dass der christliche Glaube kein „Aberglaube“ ist. Religion ohne Wissenschaft führt in den Aberglauben und Wissenschaft ohne Religion in den Materialismus. Was wir also brauchen ist die Einheit von Wissenschaft und Religion, auf der Basis eines offenen Dialogs, ihre
Einheit in Verschiedenheit.
Sie verhalten sich
komplementär zueinander, so wie sich auch Mann und Frau komplementär zueinander verhalten. Wer nur Wissenschaft ohne Religion fordert, der will im Grunde den wissenschaftlichen Zölibat.

Ich bin mehr für den leidenschaftlichen und anregenden Tango der Geliebten. Religion verkörpert im Grunde das weibliche Prinzip, während Wissenschaft eher das männliche Prinzip darstellt.
Sie gehören zusammen!