Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

closs
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#111 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von closs » Mo 14. Mär 2016, 20:35

sven23 hat geschrieben: In der Praxis gibt es so etwas nicht, nur in der Literatur.
Wer sagt das? - Hast Du Novalis' vorherigen Post nicht gelesen?

Salome23 hat geschrieben:Noch paar Beispiele gefällig?
Gott kann sich über Offenbarungen sehbar und hörbar machen - ja. - Aber man kann Gott nicht unmittelbar riechen oder schmecken oder sehen oder hören.

Salome23
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#112 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Salome23 » Mo 14. Mär 2016, 20:54

closs hat geschrieben:Gott kann sich über Offenbarungen sehbar und hörbar machen - ja. -
Aber man kann Gott nicht unmittelbar riechen oder schmecken oder sehen oder hören.
Vielleicht kann man Gott selber nicht riechen...
Es könnte aber durchaus möglich sein, dass sich Gott meines momentanen Lieblingsparfüms(La vie est belle/Lancôme) bedient, um seine Anwesenheit durch diesen Duft zu offenbaren-oder nicht?
Mit schmecken wirds dann wohl eher problematisch, wobei -ja geht auch mittels der Hostie ;)

closs
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#113 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von closs » Mo 14. Mär 2016, 21:07

Salome23 hat geschrieben:Es könnte aber durchaus möglich sein, dass sich Gott meines momentanen Lieblingsparfüms(La vie est belle/Lancôme) bedient, um seine Anwesenheit durch diesen Duft zu offenbaren-oder nicht?
Es kann sein, dass es für Dich die geeignete Chiffre ist, um eine Offenbarung zu erleben - möglich.

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sven23
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#114 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von sven23 » Mo 14. Mär 2016, 21:29

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: In der Praxis gibt es so etwas nicht, nur in der Literatur.
Wer sagt das? - Hast Du Novalis' vorherigen Post nicht gelesen?
Thomas sprach von sensorischer Wahrnehmung (hören oder sehen). Das gab es nur in der Bibel, also Literatur. Wer Stimmen (von Gott) hört, steht im Verdacht einer psychischen Störung (Schizophrenie) und sollte einen Termin beim Hausarzt vereinbaren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#115 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von SilverBullet » Mo 14. Mär 2016, 21:46

Salome23 hat geschrieben:an Novalis
Und wie kannst du dir sicher sein, dass es nicht die eigenen Gedanken sind?
Genau, wie stellt man das fest?

Im Grunde ist dies eine normale Übung für ein Wahrnehmungssystem:
Durch Interaktion, also ein Wechselspiel aus Reaktionen, kommt es zur Feststellung der Wahrnehmungsunabhängigkeit.
Sehr stark ist diese Feststellung, wenn die eigenen Erwartungen durch „das Andere“ korrigiert werden bzw. bei einer überraschenden Reaktion auf eine eigene Handlung.
In diesem Fall kann eine Wahrnehmung ersteinmal nur von der Unabhängigkeit ausgehen (vor allem, wenn die Wiederholbarkeit dazu kommt)
=> Wirklichkeit.

Beim Glaube funktioniert das nicht, weil kein Kontakt zu „dem Anderen“ besteht.

Das Interessante ist, dass es Gläubige gibt, die dabei gar nicht behaupten, dass es nicht die eigenen Gedanken sind.

Sie sagen vielmehr: die „Initiative“ zum „Haben dieser Gedanken“ kommt von aussen.

Man muss sich dies so vorstellen:
Bei der Entwicklung der Religionen (vor allem in alter Zeit) gingen die Anhänger von der absoluten Richtigkeit ihres Glaubens aus (es herrschte quasi eine sehr grosse „Ideennot“).
Das Problem war jedoch, der fehlende Kontakt – so etwas fällt durchaus recht zügig auf.

„Fuchshaft“, wie es üblich ist für Machtstrukturen, die mehr haben bzw. nichts verlieren wollen, wurden die Zusammenhänge einfach ins Unsichtbare, ins Nicht-Nachprüfbare wegrationalisiert.

Das Resultat ist, dass man von A bis Z ( :-) ) nichts anderes in den Fingern hat, als die lustigen Ideen, „warum man nichts in den Fingern hat“.

Ich denke:
Man ist nie über den Anfangsverdacht einer „erschaffenen Welt“ hinausgekommen. Aber anstatt, dass man dies auf sich beruhen lässt, entwirft man eine Phantasiegeschichte mit einer „handelnden Unsichtbarkeit“, die belohnt, bestraft und vor der man von Anfang an ein negatives Ansehen hat („sonst würde sich diese Macht ja zeigen“ – logisch :-) ).

Existiert „Gott“ also nur in den Köpfen der Menschen?

Ja, denn „Gott“ war und ist nichts anderes als die Frage: „wer hat’s erfunden“.

(mit dem klitzekleinen Problemchen, dass keiner weiss, ob es überhaupt „erfunden“ wurde)

Ich habe schon zahlreiche Gläubige gefragt, aber ich bin sozusagen nur auf Ideen gestossen, wie sie sich selbst vorzumachen versuchen, in Bezug auf „Gott“, tatsächlich „einem Anderen“ gegenüber zu stehen.

Da heisst es dann, „man muss zuhören“, „man muss empfangen“, was nichts anderes ist als das „Hineininterpretieren von Zeichen in normale Situationen“ (Beispiel: aufreisende Wolkendecke und ein „passgenauer“ Sonnenstrahl -> „Juhu, ich wurde erwählt“).
Wenn man dies auf die obige „normale Feststellung von Wahrnehmungsunabhängigkeit“ abbildet, bedeutet dies, dass keinerlei Interaktion mit „dem Anderen (verborgen im Hintergrund)“ statt findet => keine Wirklichkeit „des Anderen“.

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#116 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Novas » Mo 14. Mär 2016, 22:00

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Da bin ich anderer Meinung. In der Bibel wird wiederholt von hören und sehen Gottes gesprochen.
Wie stellst Du Dir dies in der Praxis vor?
Genau da liegt das Problem. In der Praxis gibt es so etwas nicht, nur in der Literatur.
Wenn der Mensch zu Gott spricht, nennt man das Gebet. Wenn Gott zu den Menschen "spricht", nennt man das Offenbarung, bzw. Schizophrenie.
Es könnte also durchaus sein, dass alle Offenbarungsreligionen durch geistig kranke Menschen begründet wurden.

Spirituelle Menschen sind für Dich also wirklich geisteskrank? :) Du scheinst das mit dem Gotteswahn wirklich sehr wörtlich zu nehmen..... damit befindest Du dich hinter dem Wissensstand der Humanistischen Psychologie (beschäftige Dich mal mit Abraham Maslow) in den schönsten, lebendigsten und schöpferischen Momenten fühlen sich Menschen mit einer Wirklichkeit verbunden, die weit über das begrenzte egozentrische Selbst hinaus geht.

Hier spricht Maslow von Peak Experiences (Gipfelerfahrungen). Er kam in seiner Forschungsarbeit zu dem Ergebnis, dass besonders leistungsfähige, schöpferische, lebendige, gesunde und widerstandsfähige Menschen eines gemeinsam haben: mystische Erfahrungen. Beschreiben kann man diese, als Augenblicke grenzenloser Zugehörigkeit, als überwältigende Erfahrung des Schönen und Wahren. als tiefer Glaube im Sinne eines unerschütterlichen Vertrauens in die Sinnhaftigkeit des Lebens.

Selbst angesichts von Leid ist das Leben so bejahenswert und essenziell von einer alle engen Begriffe transzendierenden Gutheit und Liebenswürdigkeit geprägt. Wenn ich sage: ich glaube, dann weil ich diese Gutheit immer wieder gespürt habe. Christlich gesprochen: das ist eine Begegnung mit der Gegenwart Gottes, die in jeder Begegnung potentiell aufscheinen kann. Alles - die ganze materielle Welt - kann durchsichtig werden für diese Gegenwart.

Gerade die moderne Wissenschaft kann uns dafür sensibilisieren. Ist es nicht unglaublich, dass die Zahl aller Sterne im Weltall in etwa so gigantisch ist, wie die Zahl aller Sandkörner an allen Stränden der Welt zusammen? Mich wundert es da, wenn ein Mensch nicht gläubig wird. Glaube - im Vollsinne des Wortes - ist die ur-menschliche Antwort auf das Wunder des Seins. Eine sehr naheliegende und natürliche Antwort, sofern man ein waches und wirklich bewusst lebendes Individuum ist (bei abgestumpften Hornochsen mag das anders sein, aber die meisten Menschen sind das zum Glück nicht ;) )

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#117 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von closs » Mo 14. Mär 2016, 22:16

sven23 hat geschrieben:Thomas sprach von sensorischer Wahrnehmung (hören oder sehen).
Geistige Wahrnehmung ist primär keine sensorische Wahrnehmung - sekundär vermittelt sich Geist über sensorische Wahrnehmung, WENN man den geistigen Bogen dazu schafft.

Es würde auch nichts nützen, wäre Gott primär hör- oder sehbar. Auch dann würde der Atheist darauf bestehen, dass es nicht Gott, sondern der Milchmann ist. - Der ganze Ansatz ist irrig.

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#118 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Münek » Mo 14. Mär 2016, 22:23

Novalis hat geschrieben: Gerade die moderne Wissenschaft kann uns dafür sensibilisieren. Ist es nicht unglaublich, dass die Zahl aller Sterne im Weltall in etwa so gigantisch ist, wie die Zahl aller Sandkörner an allen Stränden der Welt zusammen? Mich wundert es da, wenn ein Mensch nicht gläubig wird.

Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich wundere mich, dass angesichts der Unendlichkeit des Universums und der Existenz von Milliarden Galaxien, jemand auf die Idee kommt, das hätte was mit dem Vater-Gott der Bibel und einem Heilsplan zu tun.

Das ist für mich anthropozentrisches Denken par excellence: Der Mensch als Grund und Ziel der "Weltschöpfung". Lachhaft!

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#119 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von closs » Mo 14. Mär 2016, 22:27

Münek hat geschrieben:Das ist für mich anthropozentrisches Denken par excellence
Siehst Du - und aus meiner Sicht ist es anthropozentrisches Denken par excellence, wenn man meint, mit menschlichen Wahrnehmungs-Mitteln die Welt ohne Gott prinzipiell erklären zu können.

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#120 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Novas » Mo 14. Mär 2016, 22:27

closs hat geschrieben:Gott kann sich über Offenbarungen sehbar und hörbar machen - ja. - Aber man kann Gott nicht unmittelbar riechen oder schmecken oder sehen oder hören.

Eine Selbst-Offenbarung Gottes ist politisch nicht korrekt :D auffällig ist diese Rhetorik: wenn Gott nicht spricht, dann sagt man: "siehst Du, er existiert nicht, das hab ich doch gleich gesagt" und wenn er spricht, wenn er sich mitteilt und offenbart, dann sind das Wahnvorstellungen. So ist das eben: entweder scheint nichts auf ihn hin zu weisen - oder alles.
Alles Vergängliche ist ein Gleichnis, sagte Goethe.

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