Savonlinna hat geschrieben:Menschen können ein bestimmtes Gottesbild nicht lieben, aber wenn Gott als das verstanden wird, was alles in Liebe miteinander verbindet, dann kann ein Mensch da niemals herausfallenLena hat geschrieben:oder aber, die ihn nicht lieben wollen, werden vergehen.
Der französische Schriftsteller André Gide sagte mal, dass Gott uns vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stünde, nur wir nehmen es meistens nicht wahr, weil unser Geist nicht immer wirklich klar, wach und gegenwärtig ist. Neben mir wohnte mal eine Nachbarin, die in ihrem ganzen Leben noch nie eine Sternschnuppe sah, weil sie nicht zum Sternenhimmel schaute. Stattdessen hat sie permanent über ihre „Probleme“ gesprochen. Für mich ist vollkommen klar: nur wenn Menschen Achtsamkeit lernen, können sie mit Gott in Berührung kommen. Das beginnt beim eigenen Körper, deshalb empfahl der Buddha die Atem- und Gehmeditation.
Denn wenn ich noch nicht mal Körperbewusstsein entwickelt habe, wie soll ich dann ein Bewusstsein für den „Grund des Seins“ (Paul Tillich) entwickeln? Oder etwas konkreter: wenn ich noch nicht mal die frische Luft bewusst wahrnehme, sie genieße und mit ihr in Berührung bin, wie soll ich dann mit dem Grund der frischen Luft in Berührung sein? Das ist unmöglich. Wir können sagen: es gibt eine „horizontale“ und eine „vertikale“ Theologie. Während die horizontale Theologie uns dabei hilft das Existierende zu erkennen und zu berühren – Menschen, Tiere, Pflanzen, Minerale und Sterne, unsre Verbindung zum ganzen Weltall – steht die vertikale Theologie für unsre Berührung mit Gott. Beide Dimensionen gehören zusammen und ergeben gemeinsam ein Kreuz.
Wirklich glaubwürdig, tief und authentisch (jiddisch: „koscher“) ist die Berührung mit Gott also nur, wenn wir auch mit der horizontalen Dimension in Berührung sind. Wer Pflanzen, Tiere und Menschen nicht lieben kann, der kann auch Gott nicht lieben.