closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:
Wenn man erklärt, dass Plato oder ein anderer es so nicht sieht, sagst Du: 'Ich lese das aber so, ätsch, bätsch, was willst du da denn dagegen machen?'
Ich behaupte doch nicht, dass Du nicht recht haben könntest - aber Du könntest auch falsch liegen.
Die Sachlage ist hier sehr einfach und übrigens auch völlig unstrittig.
Bei Platon, ob Ideen- oder Seelenlehre, findet man nichts Christliches und kann man auch gar nicht finden. Aber im Christentum findet man viele ursprünglich platonische Ideen, z.B. die, dass alles Körperliche negativ und alles Geistige positiv zu werten sei u.v.a.m.
Das Christentum hat sich bei Platon und später Aristoteles reichlich bedient, um sich einen philosophischen Überbau zu geben.
closs hat geschrieben:
An anderer Stelle hatten wir es schon einmal davon, dass Philosophie auch prospektiv sein kann - sprich:
Was bedeutet (hier) Plato, wenn man Phänomene (bspw: Christentum) mit einbezieht, die Plato selbst noch nicht kennen konnte, auf die seine Aussagen aber passen (oder nicht passen).
Es gibt keine christlichen Aussagen, die auf Platon passen. Es gibt aber platonisches Gedankengut, welches sich im heutigen Christentum findet, weil es dort eingebaut worden ist. Geistesgeschichtlich ist die Entwicklungslinie völlig klar. Deswegen ist auch jeder Versuch, geistesgeschichtliche Entwicklungen und Strömungen aus Sicht des Christentums
rückblickend christlich zu deuten absurd, weil es die tatsächliche geistesgeschichtliche Entwicklung umkehrt. Allenfalls finden sich geistesgeschichtliche Entwicklungen und philosophische Ideen im Christentum. Niemals aber umgekehrt.