Pluto hat geschrieben:
Ein Mörder ist natürlich für seine Taten verantwortlich, weil er einem anderen Menschen das Recht auf Leben verweigert. Aber ist zugleich für sein (von uns definiertes) böses Handeln schuld?
Nach meinem Menschenbild hat jeder Mensch den eingeborenen Antrieb in sich, sich und die Menschheit positiv zu entwickeln.
Aber, und jetzt kommt das große ABER:
da er zuerst sich selber positiv entwickeln muss, um auch die Menschheit positiv entwickeln wollen zu können, scheitert es oft an ersterem:
die Gesellschaft blockiert ihn oft in diesem Bestreben bzw. hilft ihm nicht, das Positive selber in sich zu entdecken.
Nach meinem Menschenbild gibt es keine destruktive Tendenz an sich im Menschen - sondern Destruktivität ist stets das Produkt einer blockierten Kosntruktivität.
Im Kleinen habe ich das mal als Schülerin kapiert, als ich eine Kinder-Ferien-Gruppe leitete:
da war in meiner Gruppe ein Junge, der nur Ärger machen wollte, extra Wespennester aufstachelte, damit die anderen Kinder gestochen werden - und auch wurden.
Irgendein Instinkt sagte mir: der braucht 'ne Aufgabe.
Da ich selber mich im Wald immer verlaufe, dieser Junge aber einen guten Orientierungssinn hatte, sagte ich ihm, er solle von nun an immer die Gruppe im Wald führen.
Ehrlich, der Junge hat nie wieder Ärger gemacht. Er hatte Verantwortung für andere gekriegt, und das füllte ihn aus.
Es kommt einem natürlich hart an, bei einem zynischen Massenmörder das zu suchen, was er
eigentlich realisieren wollte, woran er aber gescheitert ist, und warum.
Auch wenn ich selber da nicht immer frei bin von Aggressionen:
nichtsdestotrotz gibt es für mich keinen anderen Weg, als genau das zu tun: zu suchen, woran er gescheitert ist.
Meines Wissens ist dies auch die Methode der Sozialpsychologen, die Verbrecher wieder in die Gesellschaft eingliedern wollen.
Pluto hat geschrieben:Als Gesellschaft haben wir das Recht, Leute die gegen die anerkannten Regeln (Mord) verstoßen, aus unserer Mitte zu entfernen, um weitere Straftaten zu vermeiden.
Ja; das sehe ich auch so. Ich halte es für falsch, ihn zu "bestrafen", überhaupt den Gedanken von Strafe in sich groß werden zu lassen:
aber er muss von der Gesellschaft isoliert werden.
Dass das für ihn Strafe
ist, darf nicht damit verwechselt werden, dass man ihn isoliert,
um ihn zu bestrafen.
Fazit:
Einen Menschen als "böse" anzusehen, ist, in meinen Augen, selber schon fast ein Verbrechen.