Halman hat geschrieben:Unsere Hände wären ohne geistige Führung nicht imstande, Kunst hervorzubringen, oder?
Das schon, aber diese Fähigkeit ist in anderen Primaten ebenfalls vorhanden: Affen verwenden Werkzeuge.
Wie dieses Video zeigt, sind selbst Vögel zu unglaublichen Leistungen im Stande.
Halman hat geschrieben:in Deiner Frage scheint mir ein wichtiger Gedanke angesprochen zu werden. Dennoch ist Deine Frage Resultat menschlicher Überlegung, des menschlichen Geistes.
Mahatma Ghandi zeichnete sich nicht durch große Körperkraft oder Größe aus, sondern durch Weisheit und Humanität.
Hawkings Größe liegt nicht im Körperlichen, sondern im Geistigen.
Größen wie Hawking und Gandhi werden von Menschen auserwählt. Wieso sollte das ein Hinweis auf etwas Göttliches sein?
Halman hat geschrieben:Im Körperlichen sind uns viele Tiere weit überlegen. Was uns ihnen gegenüber auszeichnet, ist unser Frontalhirn und der ennorm entwickelte Assoziationskortex. Dafür spricht schon die Tatsache, dass wir dieses Forum überhaupt betreiben und hier diskutieren.
Das ist natürlich richtig, weist aber aus meiner Sicht immer noch nicht auf eine Schöpfung hin. Der Neocortex könnte genauso (und ist wahrscheinlich auch) durch evolutivem Druck entstanden sein. Man könnte hier wie die katholische Kirche argumentieren, und behaupten die Evolution sei göttlich-geistig gelenkt. Doch dann sollte man die Spuren solchen Eingreifens seitens einer höheren Macht erkennen können (Bisher ist dies nicht gelungen).
Wichtig erscheint mir, dass im Menschen nichts Neues zu finden ist, was nicht bereits in anderen Lebewesen vorhanden ist. Auch Affen, Hunde, Delfine, Elefanten (alle Säugentiere und Vögel) haben einen mehr oder weniger hochentwickelten Cortex mit dem sie Zusammenhänge begreifen ihnenkognitiven Leistungen ermöglichen. Der Mensch besitzt nur einen weitaus komplexeren Neocortex, als die erwähnten Tiere, was mehr assoziatives Denken und mehr kognitive Fähigkeiten zulässt.
Was ich sagen will: Es sind quantitative Unterschiede, NICHT qualitative Unterschiede, die uns von den Tieren unterscheiden!
Halman hat geschrieben:Das unser Gewissen im Frontallappen, genauer dem fronto-basalen orbitalen Cortex, sitzt, halte ich nicht für selbstverständlich und darin kann man einen Gotteshinweis sehen. Dies bedeutet nicht, dass ich den Menschen nicht wissenschaftlich-naturalistisch betrachten würde.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 54-55):
Orbitalhirnläsionen erzeugen Enthemmungen des Sozialverhaltens, Gewissensverlust, Enthemmung nicht bloß einer Hand (wie mediale Läsion), sondern der Selbstführung der Persönlichkeit, sie beeinträchtigen auch das seelische Verstehen anderer Menschen. Das kann in emiotonaler Labilität, in Witzelsucht, sexuellen Übergriffen, betrügerischen Geschäften, aufdringlichem Aufmerksamkeitsheischen, Aggressivität, Konfabulaton, enthemmten Essen (Gourmand-Syndrom - Regard & Landis 1997) u.a. bestehen.
Das ist seit der neurowissenschaftlichen Untersuchung des tragischen Unfalls von
Phineas Gage, allgemein bekannt.
Antonio Damasio beschreibt seine Forschung auf diesem Gebiet sehr genau. Sein Buch dazu
Descartes Irrtum kann ich dir wärmstens empfehlen!
Hier weist nichts auf eine Seele (im dualistischen Sinn) hin. Im Gegenteil, alles spricht dafür, dass das Gehirn ein rein biologisches Konstrukt ist.
Halman hat geschrieben:Sicherlich könnten wir Gott menschlich definieren, der Vorstellungskraft der Menschen sind hier kaum Grenzen Gesetz. Doch kann ein dem Menschen ebenbürtiges Wesen wirklich zurecht als "Gott" bezeichnet werden?
Nein, natürlich nicht. Der Glaube an etwas Übermächtigem ist meiner MMeinung nach anders entstanden. Einer der frühen Verfechter eines solchen naturalistischen Agnostizismus war der schottische Philosoph David Hume. Er erkannte, dass der Glaube an einen Gott drei Stufen durchläuft: 1) Polytheismus, 2) Pseudo-Monotheismus und 3)Monotheismus.
Polytheismus ist der Glaube an viele Götter. Sie sind menschenähnlich unvollkommen und bestimmen gewisse Teile unseres Lebens (das Meer, die Berge oder die Ernte). Pseudo-Monotheismus ist einfach ein Übergangsstadium zwischen Polytheismus und Monotheismus. Obwohl es hier noch viele Götter gibt, entwickelt sich ein Gott zum Herrscher über andere Götter. Ein Beispiel dafür ist Zeus im Glauben der alten Griechen. Monotheismus ist der Glaube an einen einzigen allmächtigen Gott.
Hume glaubte, dass der Polytheismus dann entstand als die Menschen noch wenig Verständnis natürlicher Phänomene hatten. Der frühe Mensch sah die Natur als ein "Kampf zwischen gegensätzlichen Mächten". Dies erzeugte bei ihm eine tiefe Unsicherheit für die Zukunft. Aus dieser Hoffnungslosigkeit begannen steinzeitlichen Menschen sich Gedanken zu machen über die natürlichen Ereignisse die ihr Wohlergehen beeinflussen konnten. Unsere Gemüter werden durch die Elemente dauernd in einen Zustand der erregten Erwartung versetzt; die unbekannten Gründe werden zum Objekt unserer Ängste und Hoffnungen, weil sie unser Wohlergehen und unser ganzes Leben bestimmen. Unsere Phantasie entwickelt daraus eine Vorstellung der ewig kämpfenden Gewalten. Mit der Zeit, so Hume, wird der Mensch versuchen die unsichtbaren elementaren Kräfte zu personifizieren, sie mit menschlicher Gestalt zu versehen. Auf diese Art verstärkt der Mensch seine Vorstellung dieser unbekannten Kräfte, die so wichtig sind, sowohl für sein Leid als auch für sein Wohlergehen.
Im Laufe der Zeit erhebt der Mensch einen der Götter über die anderen. Von dort zum totalen Monotheismus ist es dann nur ein weiterer kleiner Schritt.
Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Warum definieren alle Religionen Gott als der Große Unbekannte?
Ich bin mir nicht sicher, ob ALLE Religionen Gott wirklich als das Große Unbekannte definieren. In altertümlichen polytheistischen Religionen wurden recht konkrete Vorstellungen verbildlich.
Du hast Recht, denn Buddha kam ganz ohne Gottesvorstellung aus. Er predigte lediglich das Gute im Menschen und sah den Menschen als Teil der Natur, das Gegenteil dessen was die Bibel uns sagt, dass der Mensch über die Natur herrschen soll.
Halman hat geschrieben:Der biblische Gott ist ein Geist[wesen] im Himmel und bleibt daher ein unbekannter Gott, weshalb es inadäquat wäre, in zu verbildlichen.
Gerade das Verbot der Verbildlichung ist für mich ein großes Problem des Erkennens.
Wenn wir nicht beschreiben können, was Gott ist, wie wollen wir ihn dann erkennen? Oder bleibt die Erkenntnis unserer Fantasie überlassen?
Halman hat geschrieben:Karl Barth drückte dies in Bezugname zu Pauli "unbekannten Gott" so aus:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräft
Was meint er wohl mit dieser seltsamen Bezeichnung... "
bedingt-bedingenden Kräft"?
Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Sinnsuche und diese kann auch religiöser Art sein.
Ja. Die alte Frage: "Was ist der Sinn des Lebens?"
Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Vorstellung von Transzendenz, ohne sie je wirklich erfassen zu können.
Was ist Transzendenz überhaupt?
Je diffuser, je nebulöser unser Gedanke an Gott, umso mehr persönliche Freiheiten haben wir ihn uns vorzustellen, damit ER zu unserer momentanen Stimmung oder Vorstellung passend gemacht werden kann.
Halman hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Lehrt uns nicht die Astronomie, dass selbst die Erde — die uns so groß un mächtig erscheint und vom Glauben her Mittelpunkt der Welt ist — im Grunde nichts weiter ist als ein unbedeutendes Staubkorn in einer Galaxis aus Milliarden Galaxien irgendwo im Universum?
Zurzeit Jesajas konnte man dies ja noch nicht wissen. Insofern ist es doch bemerkenswert, dass wir diese demütigen und weisen Worte auf einer Lederrolle lesen können, die etwa aus dem Jahre 200 v. Chr. stammt und bei der es sich erkennbar um eine Abschrift einer noch älteren Handschrift handelt.
Ja. Sie ahnten bereits die Größe der Welt auf der wir leben. Eine geistige Meisterleistung!
