Zunächst nochmals zur Erinnerung, die beiden Thesen von dir, um die es hier gerade geht, damit wir das nicht aus dem Blick verlieren:
Closs' Geist-Thesen:
1. Es gibt
geistige "Daseins-Sichten", die keine menschlichen Sichten sind, die aber vom Menschen eingenommen werden können (und die ihm ein
Wissen über blos menschliches Wissen hinaus ermöglichen).
2. Es gibt eine
geistige Exegese der biblischen Schriften, die von der historisch-kritischen Methode nicht erfasst werden kann, die der HKM aber mindestens gleichgestellt ist bzw. sogar höher zu gewichten ist, als die Erkenntnisse der HKM.
Überflüssig zu erwähnen, dass ich beide Thesen für bereits widerlegt halte (siehe obige Posts zu diesen Thesen).
closs hat geschrieben:
WEISST Du, was Liebe ist? "In Gänze" bestimmt nicht (da wärst Du der/die erste) - trotzdem sehnst Du Dich danach. - Wenn also etwas unser Erkenntnisvermögen übersteigt, ist es trotzdem noch "da" und hat seine Wirkungen. - Ob Du nun gefühlte Liebe als "Wissen" oder sonstwas bezeichnest, ist dabei wurscht - es wirkt, also ist es Wirklichkeit. - Genauso ist es bei Gott.
Sich nach (vollkommener) Liebe zu sehnen oder die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass es eine "Daseins-Sicht" geben könnte, die der menschlichen übergeordnet ist oder eine geistige Exegese für möglich zu halten, die auf übernatürlichen Einsichten basiert, bedeutet selbstverständlich nicht, dass es so etwas auch tatsächlich gibt! Wer die Existenz dieser Dinge als reale Entitäten im Universum behauptet, steht in der Rechtfertigungs-Verpflichtung, plausibel und nachvollziehbar darlegen zu können, warum es sie geben sollte.
Die reale Existenz eines Gottes oder einer übergeordneten geistigen Macht lässt sich nicht dadurch belegen, dass es zu einer gewissen Zeit viele Menschen gibt, die daran glauben. Wäre diese Sichtweise korrekt, dann wäre auch die Annahme richtig gewesen, dass die Sterne auf Kristallsphären ihre Bahnen ziehen und der Gott Vulcanos für Vulkanausbrüche verantwortlich ist, weil genau das eine Mehrheit in der Antike lebender Menschen zu einer bestimmten Zeit glaubten. Diese Überzeugungen waren aber falsch.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Wie willst du denn etwas über Etwas wissen, wenn wir darüber nichts wissen können?
Das Wort "wissen" ist falsch. - Kein Christ "weiss" etwas über Gott - auch kein Naturwissenschaftler WEISS etwas über die Natur (Res extensa), wenn er nicht voraussetzt, dass ihn seine Sinne nicht täuschen. -
Der Mensch weiss ABSOLUT gesehen NICHTS (außer dem "Cogito" - siehe Augustinus und Descartes - und andere wahrscheinlich auch).
Und du fällst immer wieder - belehrungsresistent - darauf herein ... !
Wenn du schreibst:
Der Mensch weiss ABSOLUT gesehen NICHTS, dann ist das nachweislich falsch, denn diese Aussage fällt einmal mehr dem
Retorsionsargument zum Opfer.
Wenn du nämlich tatsächlich der Überzeugung bist, dass
Der Mensch ABSOLUT gesehen NICHTS weiss , dann gibst du zumindest vor,
mit absoluter Sicherheit zu wissen, dass
Der Mensch ABSOLUT gesehen NICHTS weiss . Und das ist ein offensichtlicher logischer Widerspruch. Wenn der Mensch nichts absolut wissen kann, dann kann er auch DAS nicht wissen.
Selbstverständlich
weiß der Mensch aber etwas. Er weiß sogar eine ganze Menge.
Der Zusammenhang zwischen dem Wissensbegriff und deinen beiden Thesen besteht hierin:
Menschen können per Defintion immer nur
menschliches Wissen haben, aber niemals göttliches oder göttlich-geistiges Wissen. Schon allein darum müssen deine beiden obigen Thesen falsch sein. Geistig-göttliche Sichtweisen oder eine geistig-göttliche Exegese sind bereits vom Prinzip her unmöglich,
denn (Begründungssatz), der Mensch kann immer nur innerhalb seines Erkenntnisvermögens um etwas wissen, was definitorisch ausschließt, dass er ein anderes als menschliches Wissen haben kann, also z.B. göttliches Wissen.
Annahmen über etwaig göttliche Standpunkte sind für den Menschen daher irrelevant. Und darum kann es auch keine
geistige Exegese geben, denn die setzt ein quasi-göttliches Wissen voraus. Erklärt man dieses Wissen durch göttliche Erleuchtung, dann hilft das nicht weiter, da ja offenbar nur diejenigen, die solche Erleuchtung haben, mehr wissen als alle anderen. Dies wiederum führt zu dem Problem, dass göttlich erleuchtetes Wissen sich als vernünftig-relevant ausweisen muss, denn warum sollte man einen quasi-göttlich-erleuchteten Menschen nicht einfach nur für einen Spinner halten (was ich explizit tue!) .
Ergo: Es gibt die HKM, und sonst nichts, denn die kann in ihren methodischen Grundlagen jeden vernünftig-denkenden Menschen plausibel gemacht werden.