Wird die Philosophie unterschätzt?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#231 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Do 31. Dez 2015, 14:55

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche Eigenschaften von Gott meinst du?
Dass es keine Anti-These zu ihm gibt.
Ich denke schon.
Was ist mit Satan?

closs hat geschrieben:Alle anderen Eigenschaften leiten sich davon ab.
Magst du einige davon für uns Unwissenden aufzählen?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Welche Eigenschaften lassen sich auch überprüfen?
Sensorisch keine. - Da Gott in seinem Wesen (!) nicht Teil der naturalistischen Welt sein kann, ist er mit naturwissenschaftlicher Methodik nicht greifbar. - Logisch/dialektisch geht dagegen einiges.
Was denn zum Beispiel?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Bei Münek hast die Möglichkeit deine Wahrnehmung zu überprüfen; bei Gott hingegen nicht.
Aber das ändert doch nichts an der grundsätzlichen Feststellung, dass Wahrnehmung und Sein verschiedene Kategorien sind.
Diese Behauptung entspringt eine blühenden Fantasie.
Auch das "Sein" ist nichts weite als eine Illusion.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#232 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von SilverBullet » Do 31. Dez 2015, 15:02

closs hat geschrieben:Das "Ich bin" ist eine geistige Wahrnehmung, die nur deshalb unangefochten ist, weil dies der einzige Fall ist, dass Wahrnehmendes ("Ich") und ´Wahrgenommenes" ("Ich"), also Subjekt und Objekt, identisch sind.
Das nenne ich pure philosophische Selbsttäuschung.

Wie ich in meinem Beitrag geschrieben habe, benötigt man viele Blickwinkel, um Wahrnehmung zu optimieren.

Du suggerierst eine Situation, in der ein Subjekt, sich selbst als Objekt wahrnimmt.
Hast du diese Situation schon mal beobachtet?
Hast du ein Subjekt wahrgenommen, wie es sich selbst wahrnimmt?

Nein, du hast lediglich das Verständnis, dass „deine inneren Vorgänge aus einer Perspektivrichtung erlebt werden, die der Perspektivrichtung beim Erleben der Aussenwelt gleich kommt“ – mehr nicht.
Ob dies überhaupt eine Art Blickwinkel ist, ist sehr fraglich.

Anstatt zu untersuchen, was „Verstehen“ ist, und wie es zustande kommt, also hergestellt wird, erschwindelt sich die Philosophie eine Überblicksposition, die es nicht gibt und fantasiert sich eine behauptete Existenzsituation zusammen.

Daraus wird dann ohne mit der Wimper zu zucken der Schluss gezogen:
Zitat-closs: „Und somit haben wir zwei Wahrnehmungs-Systeme, die unterschiedlich funzen.

Und warum wird das gemacht?
Nun, weil man es gut für das Aufrechterhalten von sehr „alten Ideen“ gebrauchen kann.

Ist es nicht so, dass es die Philosophie war, die den „Geist“ als unsichtbare Steuereinheit des Lebewesens eingeführt hat?
Waren es zuvor irgendwelche „Lebensfunken-“ und „Luftzusammenhänge“, so wurde durch die Philosophie (im Sinne der Religion) die „Seele“(?) zur „geistigen Substanz“(?) erklärt.

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sven23
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#233 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 15:40

Hemul hat geschrieben:
Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft - Kapitel 34
Beschluß
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; .....

Kant sagte aber auch:
"Die Religion, die nur auf Theologie gebaut ist, kann niemals etwas Moralisches enthalten".
(Imanuel Kant, dt. Philosoph, 1724-1804)

Der Glaube einer gottesdienstlichen Religion ist ein Fron- und Lohnglaube (fides mercenaria, servilis) und kann nicht für den seligmachenden angesehen werden, weil er nicht moralisch ist. Dieser muß ein freier, auf lauter Herzensgesinnungen gegründeter Glaube sein.
(Immanuel Kant, dt. Philosoph, 1724-1804)

„Der Begriff eines höchsten Wesens ist eine in
mancher Absicht sehr nützliche Idee; sie ist aber
eben darum, weil sie bloß Idee ist, ganz unfähig,
um vermittelst ihrer allein unsere Erkenntnis in
Ansehung dessen, was existiert, zu erweitern.“

(Immanuel Kant)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#234 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 15:42

closs hat geschrieben:
Sensorisch keine. - Da Gott in seinem Wesen (!) nicht Teil der naturalistischen Welt sein kann, ist er mit naturwissenschaftlicher Methodik nicht greifbar. - Logisch/dialektisch geht dagegen einiges.
.
Kant meinte dazu:


Wahre Erkenntnis ist nur hinsichtlich der sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände der Welt möglich, da nur sie erfahrbar sind. Christologie z. B. wird daher auf Aussagen über den historisch aufzufassenden Menschen Jesus reduziert (Vorbild-Christologie).
Folge:
Gott ist mit der theoretischen Vernunft nicht erkennbar; Ende der Gottesbeweise und der natürlichen Theologie.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Hemul
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#235 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Hemul » Do 31. Dez 2015, 16:19

sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:
Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft - Kapitel 34
Beschluß
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; .....

Kant sagte aber auch:
"Die Religion, die nur auf Theologie gebaut ist, kann niemals etwas Moralisches enthalten".
(Imanuel Kant, dt. Philosoph, 1724-1804)

Der Glaube einer gottesdienstlichen Religion ist ein Fron- und Lohnglaube (fides mercenaria, servilis) und kann nicht für den seligmachenden angesehen werden, weil er nicht moralisch ist. Dieser muß ein freier, auf lauter Herzensgesinnungen gegründeter Glaube sein.
(Immanuel Kant, dt. Philosoph, 1724-1804)
Darum geht es hier im Augenblick nur Sekundär. Primär geht es um seine demütige folgende Aussage:

Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft - Kapitel 34
Beschluß
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; .....
Es geht um das "moralische Gesetz" sprich Gewissen. Kant erkennt demütig an, dass in ihm ein moralisches Gesetz wohnt. Dieses "moralische Gesetz" oder Gewissen hat er sich nicht durch Lebenserfahrung erworben-wie Pluto u. das Tanzmariechen behaupten-sondern dies Gewissen
wurde uns Menschen gem. Römer 2:14+15 von Gott mit in die Wiege gelegt:
14 Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. 15 Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen -
Das ist auch der Grund warum kleine Kinder u. Betrunkene immer die Wahrheit sagen. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Pluto
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#236 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Do 31. Dez 2015, 16:35

Hemul hat geschrieben:Es geht um das "moralische Gesetz" sprich Gewissen. Kant erkennt demütig an, dass in ihm ein moralisches Gesetz wohnt. Dieses "moralische Gesetz" oder Gewissen hat er sich nicht durch Lebenserfahrung erworben-wie Pluto u. das Tanzmariechen behaupten-sondern dies Gewissen wurde uns Menschen gem. Römer 2:14+15 von Gott mit in die Wiege gelegt:
Wirklich? :shock:

Das glaube ich nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#237 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Hemul » Do 31. Dez 2015, 16:36

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Es geht um das "moralische Gesetz" sprich Gewissen. Kant erkennt demütig an, dass in ihm ein moralisches Gesetz wohnt. Dieses "moralische Gesetz" oder Gewissen hat er sich nicht durch Lebenserfahrung erworben-wie Pluto u. das Tanzmariechen behaupten-sondern dies Gewissen wurde uns Menschen gem. Römer 2:14+15 von Gott mit in die Wiege gelegt:
Wirklich? :shock:

Das glaube ich nicht.
Was glaubst Du nicht? Das kleine Kinder die Lügerei erst von ihren Eltern abkupfern müssen? :Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#238 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Do 31. Dez 2015, 16:42

Hemul hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das glaube ich nicht.
Was glaubst Du nicht? Das kleine Kinder die Lügerei erst von ihren Eltern abkupfern müssen? :Smiley popcorn:
Auch das nicht.
Das hat mit Menschsein nichts zu tun, sondern ist in der Natur gegründet.

Wenn sie nur kann, wird die Natur dich dreist belügen. - Charles Darwin. (1809 - 1882),


Ich glaube auch nicht, dass die Moral uns in die Wiege gelegt wird.
Unser sozial-moralisches Verhalten haben wir uns in Jahrmillionen der Evolution angeeignet.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Solivagus
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#239 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Solivagus » Do 31. Dez 2015, 16:47

Hallo SilverBullet,

SilverBullet hat geschrieben:
Solivagus hat geschrieben:zum Glück hat Anselm von Canterbury bereits im Jahr 1077/78, mit seinem ontologischen Argument, die Gottesdefinition überhaupt formuliert.

Anselm beschreibt Gott als jenes Wesen, „worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“.

Damit ist bereits in Grundzügen das Wesen Gottes ausreichend beschrieben.
Die Voraussetzung hierzu ist, dass eine umfassende Korrektheit in unserem Denken vorliegt.

Das ist nicht gerade klug gewählt, denn das Falschliegen ist uns sozusagen auf die Stirn tätowiert.

kann ich dann davon ausgehen, dass du auch mit dieser Aussage, welche ich als Produkt deines Denkens werte, falsch liegst? ;)

SilverBullet hat geschrieben:Was kommt also dabei heraus, wenn die Fähigkeit, falsch zu liegen, in der Maximalausführung dazu verwenden wird, auf unsichtbare Weltzusammenhänge zu schliessen?

Was kommt dabei heraus, von einer absoluten Fähigkeit des Falschliegens auszugehen, aber dennoch gültige Schlüsse ziehen zu wollen? :?

SilverBullet hat geschrieben:Das einzige Konkrete, was bei dieser „Definition“ erzeugt wird, ist ein Bauchgefühl, sozusagen eine gefühlte Bestätigung der Annahme, dass „Gott“ etwas „Grossartiges“ sein muss (das „wusste“ man auch vorher schon).
Sozusagen in alle Richtungen durch das Maximale definiert, das ein Mensch denken kann.

Wenn du Gott bereits als maximal großartiges Wesen verstehst, warum dann jetzt deine Kritik?

SilverBullet hat geschrieben:Angewandt auf „Krankheit“ käme heraus, dass „Gott“ die vollkommene Krankheit ist.
Das wird aber vermutlich so nicht gesehen, weil „Krankheit“ nicht als Vollkommenheit angesehen wird.

Ein kranker Gott wäre wohl kaum das Wesen, „worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“. Gesundheit, bzw. die Fähigkeit erst gar nicht Krank werden zu können, bei Körperlosigkeit, erscheint mir hier vielversprechender.

SilverBullet hat geschrieben:Bei dieser „Definition“ gibt es also noch ein verstecktes Zusatzkriterium, wodurch die elitären Kreise wieder die Richtung „vordenken“ können.
Man kann die Definition nämlich auch auf eher normale Dinge anwenden:

Nehmen wir die Farbe „Blau“. „Gott“ ist also die reinste „Bläue“, über die kein Blau mehr gedacht werden kann. Wenn wir ein ideales Prisma nehmen und das Sonnenlicht zerlegen, dann taucht dort das reinste „Blau“ auf – das soll dann also „Gott“ sein. [...]

Nein! Weder ist Gott eine seiner Eigenschaften (er wäre nicht Blau, sondern er hätte die Farbe Blau) noch besteht er aus Lichtreflektierender Materie.

SilverBullet hat geschrieben:Oder nehmen wir die Wirkung von Alkohol. „Gott“ ist also diejenige Wirkung von Alkohol, die einen Menschen mega-gewalltig von den Socken holt. [...]

Ich hoffe bei dir nimmt Alkohol nicht schon den Stellenwert ein, dass du dir Größeres gar nicht mehr vorstellen kannst. :)

SilverBullet hat geschrieben:Irgendwie wissen wir nach wie vor nicht, was „Gott“ sein soll…

Weiter oben hast du es noch gewusst, prost!
"Du kannst ganz unmöglich nicht sein, denn Du bist aus Dir selbst Notwendigsein."
(Duns Scotus, Tractatus de primo principio, 91, Übs. W. Kluxen)
The Ontological Argument (engl.)

Pluto
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#240 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Do 31. Dez 2015, 16:55

Solivagus hat geschrieben:Ein kranker Gott wäre wohl kaum das Wesen, „worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“.
Das ist der Stockfehler der Pilosophie. Die falsche Logik dieser Aussage hat der gute alte Anselm in seinem beschränkten Denken auch nicht auf die Reihe gekriegt. Man verwechselt Gedanken (Begriffe) mit der Realität.
Völlig unlogisch!

Solivagus hat geschrieben:Nein! Weder ist Gott eine seiner Eigenschaften (er wäre nicht Blau, sondern er hätte die Farbe Blau) noch besteht er aus Lichtreflektierender Materie.
Kannst DU Gott beschreiben?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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