Gut und Böse

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Pluto
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#81 Re: Gut und Böse

Beitrag von Pluto » Mi 2. Dez 2015, 23:14

closs hat geschrieben:Damit wir uns nicht falsch verstehen: Diese Notlügen kenne ich aus meinem Arbeitsleben auch - aber man kann sich bemühen und sich 100 Mal am Tag innerlich sagen: "Was immer das für ein Arschloch zu sein scheint, der mein Chef ist. - Ich grüße ihn ehrlich, weil ich es meinem Menschenbild schuldig bin und er es wahrscheinlich am meisten braucht". (Manchmal klappt's trotzdem nicht)
Siehst du... und dann wird die Begrüßung zur Notlüge.

Das ist das perfide an den Alltagslügen.
Du wünschtst dir deinen Chef eigentlich "zum Teufel", dennoch machst du gute gute Miene und grüsst höflich.

Die kleinen Lügen des Alltags sind uns so geläufig, dass wir sie meist gar nicht mehr als Solche wahrnehmen, und wenn, dann haben wir für uns selbst immer eine gute "Story" parat, mit der wir uns einreden, es sei ehrlich gemeint gewesen.

Bitte nicht persönlich nehmen -- ich machs ja genauso, und rechtfertige es hinterher mit einer (für mich) glaubwürdigen Geschichte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#82 Re: Gut und Böse

Beitrag von closs » Mi 2. Dez 2015, 23:34

Pluto hat geschrieben:Du wünschtst dir deinen Chef eigentlich "zum Teufel", dennoch machst du gute gute Miene und grüsst höflich.
Nein - eben nicht. - Man steht voll dahinter - einfach aus dem Menschenbild heraus.

Pluto hat geschrieben:Die kleinen Lügen des Alltags sind uns so geläufig, dass wir sie meist gar nicht mehr als Solche wahrnehmen, und wenn, dann haben wir für uns selbst immer eine gute "Story" parat, mit der wir uns einreden, es sei ehrlich gemeint gewesen.
Auch DAS gibt es. - Allerdings bilde ich mir ein, immer im Leben unterschieden zu haben, ob ich "rechts antäusche und links vorbeigehe" oder es WIRKLICH so meine.

Diesen Unterschied sollte man sich gegenüber grundsätzlich kennen - ein paar Pannen dürfen ja sein, aber nur ein paar. - Ein guter Test ist, wenn man versucht sich zu erinnern, wann man getäuscht hat - wenn einem da einiges einfällt, ist es ein gutes Zeichen. Denn dann stimmt das Ehrliche auch. - Wenn einem nichts einfällt, ist es ein Alarmzeichen.

Pluto
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#83 Re: Gut und Böse

Beitrag von Pluto » Mi 2. Dez 2015, 23:44

closs hat geschrieben:Diesen Unterschied sollte man sich gegenüber grundsätzlich kennen - ein paar Pannen dürfen ja sein, aber nur ein paar. - Ein guter Test ist, wenn man versucht sich zu erinnern, wann man getäuscht hat - wenn einem da einiges einfällt, ist es ein gutes Zeichen. Denn dann stimmt das Ehrliche auch. - Wenn einem nichts einfällt, ist es ein Alarmzeichen.
Nein es geht nicht, denn diese kleinen Lügen geschehen so natürlich, dass wir es selbst oft nicht merken.

Beispiel:
Wie oft bist du einem flüchtigen Bekannten auf der Straße begegent, der dich fragt, "Wie gehts...?"
Eigentlich hast du Kopfweh und du bist heute etwas in Eile, also antwortest du, "Danke, gut" und gehst weiter, ohne über die kleine Lüge lange nachzudenken -- schließlich wartet deine Frau zu Hause auf dich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#84 Re: Gut und Böse

Beitrag von closs » Mi 2. Dez 2015, 23:56

Pluto hat geschrieben:diese kleinen Lügen geschehen so natürlich, dass wir es selbst oft nicht merken.
Ja - aber es gibt trotzdem so etwas wie eine Haltung, die sich durchsetzen kann: "Hier ist ein Mensch, und ich gehe mit ihm gut um, selbst wenn ich keinen Nutzen für mich damit verbinde". - Man kann auch uneigennützig schenken - manchmal kommt dann trotzdem was zurück.

Da meine Frau eine wandelnde Sozialstation ist, glaube ich damit Erfahrung zu haben. - Man sieht Not, tut was dafür (auch finanziell), ohne irgend etwas "davon zu haben" - einfach aus dem inneren Bewusstsein heraus: "Da ist Not". - Solche Fälle kenne ich einige - persönlich bin ich selbst diesbezüglich eher kontaminiert - mir geht so etwas nicht so leicht von der Hand. - Aber es gibt es - und nicht zu selten.

Pluto
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#85 Re: Gut und Böse

Beitrag von Pluto » Do 3. Dez 2015, 10:00

closs hat geschrieben:Da meine Frau eine wandelnde Sozialstation ist, glaube ich damit Erfahrung zu haben. - Man sieht Not, tut was dafür (auch finanziell), ohne irgend etwas "davon zu haben" - einfach aus dem inneren Bewusstsein heraus: "Da ist Not". - Solche Fälle kenne ich einige - persönlich bin ich selbst diesbezüglich eher kontaminiert - mir geht so etwas nicht so leicht von der Hand. - Aber es gibt es - und nicht zu selten.
Was du beschreibst ist natürlich Nächstenliebe pur.
Aber ich verstehe nicht, wie das die kleine Alltagslügen verhindert, denen wir alle verfallen sind. Letztere haben nichts mit Moral zu tun, so lange wir sie uns selbst rechtfertigen können,
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#86 Re: Gut und Böse

Beitrag von closs » Do 3. Dez 2015, 10:25

Pluto hat geschrieben:Aber ich verstehe nicht, wie das die kleine Alltagslügen verhindert, denen wir alle verfallen sind.
Natürlich gibt es diese trotzdem. - Mir ging es nur darum, dass nicht alles im Leben direkt oder indirekt zweck-orientiert mit Blick auf eigenen Vorteil geschieht.

Samantha

#87 Re: Gut und Böse

Beitrag von Samantha » Do 3. Dez 2015, 10:52

Diese Alltagslügen sind wohl antrainiert - mir fielen sie immer schwer. Wenn mich jemand fragt "wie gehts", dann antworte ich entweder ehrlich oder sage: "das willst Du nicht wissen" ... oder ... "hast Du Zeit?" :lol:

Pluto
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#88 Re: Gut und Böse

Beitrag von Pluto » Do 3. Dez 2015, 11:40

Samantha hat geschrieben:Diese Alltagslügen sind wohl antrainiert
Nee. Sie sind Teil unserer Natur.

Jedes Lebewesen praktiziert das. Tarnung ist nichts anderes, als der Versuch sich für Feinde und Opfer unsichtbar zu machen.
Wenn eine Frau sich schminkt oder schön kleidet, ist das der Versuch etwas an sich hervorzuheben oder zu verbergen. Das sind sexuelle Signale die sie aussendet, um sich anziehend zu machen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#89 Re: Gut und Böse

Beitrag von ThomasM » Do 3. Dez 2015, 13:00

Pluto hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Diese Alltagslügen sind wohl antrainiert
Nee. Sie sind Teil unserer Natur.
Was haben "Alltagslügen" mit den zu diskutierenden Begriffen "Gut" und "Böse" zu tun?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Savonlinna
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#90 Re: Gut und Böse

Beitrag von Savonlinna » Do 3. Dez 2015, 13:35

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Damit wir uns nicht falsch verstehen: Diese Notlügen kenne ich aus meinem Arbeitsleben auch - aber man kann sich bemühen und sich 100 Mal am Tag innerlich sagen: "Was immer das für ein Arschloch zu sein scheint, der mein Chef ist. - Ich grüße ihn ehrlich, weil ich es meinem Menschenbild schuldig bin und er es wahrscheinlich am meisten braucht". (Manchmal klappt's trotzdem nicht)
Siehst du... und dann wird die Begrüßung zur Notlüge.

Das ist das perfide an den Alltagslügen.
Du wünschtst dir deinen Chef eigentlich "zum Teufel", dennoch machst du gute gute Miene und grüsst höflich.

Die kleinen Lügen des Alltags sind uns so geläufig, dass wir sie meist gar nicht mehr als Solche wahrnehmen, und wenn, dann haben wir für uns selbst immer eine gute "Story" parat, mit der wir uns einreden, es sei ehrlich gemeint gewesen.

Bitte nicht persönlich nehmen -- ich machs ja genauso, und rechtfertige es hinterher mit einer (für mich) glaubwürdigen Geschichte.

Ich sehe da noch eine andere Verhaltemsmöglichkeit:

Kein Mensch ist nur ein A.loch. Man kann das zwar vergessen, aber ich halte es für unabdingbar, dass man es sich in die Erinnerung ruft und sich selber klar macht.

Ein Gruß ist da eine gute Möglichkeit, sich das bewusst zu machen.
Das heißt, es ist möglich, jemandem aus vollem Herzen einen guten Tag zu wünschen. Dadurch weckt man das in sich, das weiß, dass auch dieser Mensch etwas Liebenswertes hat.
Insofern ist es keine Lüge und auch keine Notlüge.
Man kann dadurch im Moment des Grußes echte Sympatie empfinden und dadurch ein besseres Verhältnis zu diesem Menschen, den man bislang nicht mochte, einleiten.

Antipathie hin oder her. Ich halte es für notwendig, dass man dem nicht nachgibt und im anderen diejenige Seite sucht, die die eigene Antipatie auflöst.

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