Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#2251 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Sa 14. Nov 2015, 17:40

Anton B. hat geschrieben:Muss die denn unbedingt in Frage gestellt werden? Die Wissenschaft macht "Mmmph", die Philosophie begründet das "Mmmph" und kann es wahrscheinlich auch nicht sonstwo hin adressieren, wo es unter den Ansprüchen von "Wissen" begründet werden kann.

Damit sind wir bei Glauben, Meinen, der Überzeugung sein usw.
Einverstanden!
Doch führt Glaube zu Erkenntnis?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#2252 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Sa 14. Nov 2015, 17:41

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Oh je, du hättest doch Theologie studieren sollen.
Das würde keinem Diskutanten hier schaden.
Besser nicht.
Man sagt, das Studium der Theologie sei eine Brutstätte des Atheismus (Thaddäus weiß darüber sicher mehr als ich).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#2253 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 14. Nov 2015, 17:45

Pluto hat geschrieben:In vier Schritten gegen die cartesische Skepsis
Vielen Dank - hatte ich schon vorher gelesen und habe Kopfschmerzen gekommen. :lol: - Es erinnert mich strukturell stark an Gödels Gottesbeweis. - Es scheint ja so zu sein, dass man 500 Seiten braucht, um irgendwelche Selbstreferenzen auszuschließen - was anscheinend gelungen ist, aber nicht einfach zu sein scheint (500 Seiten!! - was würde da Ockham sagen :lol: )

Davon abgesehen: Dass Täuschung und Nicht-Täuschung nicht dasselbe "ist", ist ja auch Descartes klar. - Er sagt nur, man könne es per Wahrnehmung/Messung nicht unterscheiden - und das geschieht hier auch nicht. - Hier wird (so wie ich es verstehe) "nur" logisch nachgewiesen, dass es nicht identisch ist.

Anton B. hat geschrieben: Dass er diese Überzeugung als Setzung für seine Philosophie und Methode benötigt oder auch nur gebraucht hätte, aber schon.
Doch - das glaube ich schon. - Erstens aus persönlicher Überzeugung (liegt meines Erachtens logisch auf der Hand), zweitens würde der wiki-Artikel nicht damit beginnen, wenn es keinen Grund dafür gäbe.

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#2254 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von sven23 » Sa 14. Nov 2015, 17:49

closs hat geschrieben: Wenn man aber über das Alltags-Praktische hinausdenken will und sich deshalb der Philosophie zuwendet, sollte es konsequent tun. - Dann sind methodische Abgrenzungen ("Ab da interessiert es mich") nicht ausreichend - dann muss man tiefer fragen.
Und wer "tiefer" fragt, der geht von einer nicht realen Welt aus??????
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#2255 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 14. Nov 2015, 17:50

Pluto hat geschrieben:Doch führt Glaube zu Erkenntnis?
Wenn man "Erkenntnis" definiert als wahrnehmungs-mäßige Annäherung an eine Realität, dann sind die Chancen gut. - Wenn man Erkenntnis definiert als intersubjektiv Nachvollziehbares, dann Nein.

Pluto hat geschrieben:Man sagt, das Studium der Theologie sei eine Brutstätte des Atheismus
Stimmt. - Intellektualität kann wegführen, wenn man sie nicht konsequent bis zu Ende durchzieht - das wusste schon Kant. Von ihm stammt (sinngemäß) der Satz (im meine aus 1797 in einem Brief an einen Freund), dass er die Vernunft an ihre Grenzen geführt zu haben, um Platz für den Glauben zu haben. - Im Grunde läuft das am Ende auf dasselbe raus, was Planck, (angeblich) Heisenberg und Sokrates alterweise gesagt haben.

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#2256 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 14. Nov 2015, 17:52

sven23 hat geschrieben:Und wer "tiefer" fragt, der geht von einer nicht realen Welt aus??????
Nein - tut ja auch Descartes nicht. - Aber man erkennt, dass die eigene Wahrnehmung (incl. Messung) höchst beschränkt ist - dass es also Dinge "zwischen Himmel und Erde" geben kann, von denen der Mensch wahrnehmungsmäßig keine Ahnung hat.

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#2257 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Sa 14. Nov 2015, 17:59

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:In vier Schritten gegen die cartesische Skepsis
Vielen Dank - hatte ich schon vorher gelesen und habe Kopfschmerzen gekommen. :lol:
Das ist in der abstrakten Welt der Philosophie so.

closs hat geschrieben:Es scheint ja so zu sein, dass man 500 Seiten braucht, um irgendwelche Selbstreferenzen auszuschließen - was anscheinend gelungen ist, aber nicht einfach zu sein scheint (500 Seiten!! - was würde da Ockham sagen :lol: )
Och.... Ockham würde sagen, "lies den kurzen Artikel nochmal, denn mehr brauchst du nicht zu wissen".

closs hat geschrieben:Davon abgesehen: Dass Täuschung und Nicht-Täuschung nicht dasselbe "ist", ist ja auch Descartes klar. - Er sagt nur, man könne es per Wahrnehmung/Messung nicht unterscheiden - und das geschieht hier auch nicht. - Hier wird (so wie ich es verstehe) "nur" logisch nachgewiesen, dass es nicht identisch ist.
Hier wird mit dem Mittel der stringenten Logik nachgewiesen, dass das Gehirn im Tank keine Analogie für die Realität sein kann. Das betrifft auch alle anderen ähnlichen Analogien wie die "Matrix" (der Beweis stützt sich auf das "kosmische Kompliment" von Willard Van Orman Quine).

So ganz nebenbei wird auch Descartes' Postulat, "wir können über die Welt nichts erfahren" widerlegt.
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#2258 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Thaddäus » Sa 14. Nov 2015, 18:11

Pluto hat geschrieben: So ganz nebenbei wird auch Descartes' Postulat, "wir können über die Welt nichts erfahren" widerlegt.
Ähem, das ist mir neu, dass Descartes ein solches Postulat vertreten haben soll. ;)
Er zweifelt methodisch radikal an der Sinneswahrnehmung (und anderen distinkten Einsichten), aber nur, um am Ende gerade die grundsätzliche Zuverlässigkeit unserer Sinneswahrnehmungen und damit die Existenz der Welt zu beweisen. Ein guter Gott garantiert dies, den er nebenbei gleich mit beweist. :lol:
Zuletzt geändert von Thaddäus am Sa 14. Nov 2015, 18:38, insgesamt 2-mal geändert.

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#2259 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 14. Nov 2015, 18:14

Pluto hat geschrieben:Hier wird mit dem Mittel der stringenten Logik nachgewiesen, dass das Gehirn im Tank keine Analogie für die Realität sein kann.
Moment: Hier wird (wenn's stimmt) nachgewiesen, dass beides etwas Unterschiedliches "ist". - Es wird nicht nachgewiesen, dass ein Naturwissenschaftler es mit seiner Methodik unterscheiden könnte.

Pluto hat geschrieben:So ganz nebenbei wird auch Descartes' Postulat, "wir können über die Welt nichts erfahren" widerlegt.
Das ist nicht sein Postulat. - Descartes sagt, dass wir den Unterschied nicht wahrnehmen/messen können - deshalb setzt er denn wohlwollenden Gott (vielleicht würde er heute auf Putnam verweisen). - Er selbst war nie der Meinung, dass Wissenschaft nichts über die Welt erfahren könne - weil er an eine "reale" Welt geglaubt hat.

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#2260 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Sa 14. Nov 2015, 18:25

Pluto hat geschrieben:Unsere Wahrnehmung entstand nicht um die Realität (Wahrheit) zu erkennen, sondern um das Überleben möglichst zu sichern.
Hier zeigt sich wieder Dein teleologisches Denken, Pluto. Das kannst Du einfach nicht ablegen.
Das zeigt auch Deine Signatur.

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