Anton B. hat geschrieben:
Naturalismus und Materialismus sind aber Positionen, die eingenommen werden können oder nicht. Die Naturwissenschaft hat von sich aus gar keinen Bezug dazu. Und die Erkenntnis, Naturwissenschaft könne übernatürliches Wirken nicht erkennen, ist nicht identisch mit dem, was der "Naturalismus" formuliert.
Genauso ist es. Diese Verwechslung machen hier einige.
Das gilt im übrigen auch für die anderen Wissenschaften. Auch die Geisteswissenaften haben nicht den Auftrag, "übernatürliches Wirken" zu erkennen, falls damit "geistige Vorgänge" gemeint sind, die ich an dieser Stelle nicht weiter aufliste.
Anton B. hat geschrieben:In dem generellen Bestreben, Positionen wie Naturalismus und Materialismus zu identifizieren, wo vorgeblich nur von "der" Wissenschaft gesprochen wird, kann ich closs ja auch nur unterstützen. Dafür muss ihm der fachliche Inhalt der drei Termini natürlich klar sein.
Ich unterstütze das ebenfalls, sofern damit gemeint ist, dass die Naturwissenschaft keine Positionen wie Naturalismus und Materialismus "generiert".
Die Naturwissenschaft könnte genauso gut Christen und Buddhisten "generieren".
Da besteht kein Zusammenhang, nicht der geringste.
Darum ist es ein Denkfehler, zu glauben, die Naturwissenschaft könne Christentum widerlegen. Genauso kann ich behaupten, Naturwissenchaft könne den Materialismus widerlegen.
Beides ist gleichermaßen ein massiver Denkfehler.
Und solange der hier rumschwirrt, wird closs keine Ruhe geben.
Da ich selber aber der Meinung bin, dass Dummheit niemals ausstirbt, kann ich mich damit anfreunden, dass dieser dumme Denkfehler hier permanent gemacht wird, wenn die Leute, die ihn machen, sonst in Ordnung sind.
Anton B. hat geschrieben:Eine andere Sache ist die, dass der closs -- insbesondere in der Beziehung zu dem, "was der Fall ist" -- Anforderungen an die "Wissenschaft" stellt, die Wissenschaft nach unserem heutigen Kenntnistand gar nicht erfüllen kann. Das heißt, von diesen Ansprüchen ist Wissenschaft schon längst entlastet.
Hier kommt nun das große Fragezeichen.
Meiner Meinung nach hast Du, Anton, - möglicherweise - hier etwas falsch verstanden.
Noch mehr hat allerdings closs etwas falsch verstanden, und das hatte ich in meinem vorigen post zu diesem Thema zu erklären versucht, möglicherweise noch immer nicht von mir klar genug hingekriegt bzw. nicht selber klar genug auf den Punkt genau erfasst.
Es sind zwei Dinge:
1.
Alles, was im Universum abläuft, könnte Selbsttäuschung sein. Stichwort: Matrix.
2.
Jede Einzelwissenschaft hat ihre internen Setzungen.
Die Literaturwissenschaft setzt zum Beispiel - es ist eine mögliche Prämisse -, dass die angewandten literarischen Untersuchungsmethoden gültig sind - zum Beispiel, weil sie Tradition haben und bisher nicht grundlegend angezweifelt wurden.
Unabhängig von solcher Art Setzung ist eine methodisch angewandte literaturwissenschaftliche Untersuchung nichts wert. Die Gemeinschaft der als maßgeblich anerkannten Literaturwissenschaftler sind zu einem gewissen Prozentsatz intersubjektiv der Meinung, dass solche Untersuchungen wertvoll und sinnvoll seien.
Ein Literaturwissenschaftler, der auf der Basis des chinesischen "Tao" einen Roman literaturwissenschaftlich untersuchen will, macht dann eben diese Setzung: 'Meine Prämisse ist, dass das "Tao" geeignet ist, einen Roman sinnvoll und ergebnisinteressant zu untersuchen.
Diese beiden Punkte 1. und 2. verwechselt closs neuerdings andauernd.
Er verlangt von der Naturwissenschaft, dass sie "setzt", dass sie Punkt 1 so beantwortet: wir tun mal so, als ob alles keine Selbsttäuschung sei.
Punkt 1 wird aber niemals von einer Wissenschaft behandelt; höchstens von der Philosophie, sofern sie keine Wissenschaft ist (es gibt Bereiche, in denen auch sie Wissenschaft ist).
closs kritisiert letztlich nur die Verletzung von Punkt 2.
Er kritisiert zu Recht, wenn Natrualismus mit der Naturwissenschaft verwechselt wird.
Er kritisiert zu Untrecht, dass die Naturwissenschaft unterlasse, Punkt 1 als Prämisse zu setzen.