Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
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Halman
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#1051 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Halman » Di 13. Okt 2015, 15:26

Savonlinna hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Das ist gut.
Tillich eignet sich gut dafür, eine Brücke zwischen den Menschen zu bauen.
Dies mag sein, doch mit einer Einschränkung: Die Menschen müssen den philosophisch-intellektuellen Zugang aufweisen, der erforderlich ist, um Tillichs Texte zu erfassen und zu begreifen. Oder bin ich hier der Einzige, der mit Tillich intellektuell überfordert ist? Wenn dem so sein sollte, beantrage ich "Artenschutz".
Der von mir verlinkte Aufsatz "Von der Tiefe" ist nicht schwer.
Das ist relativ, liebe Savonlinna. :) Wir hatten uns doch schon mal über Tillich unterhalten. Ich erinnere mich daran, dass ich seinerzeit hoffnungslos von der Tiefe in Tillichs religionsphilosophischer Theologie überfordert war. Dies mag daran liegen, dass sein Zugang ein ganz anderer war als es meiner sein kann. Schließlich war Paul Tillich einer der bedeutensten Theologen der ersten Hälfte des 20. Jhds.
Eben habe ich seine Gedanken "Von der Tiefe" in Bezug auf Pslam 139 gelesen, aber ich bleibe weitgehend an der Obefläche, doch meine ich unscharf zu erahnen, worauf Tillich hinaus will, so als erblickte ich "die Tiefe" in einem antiken Metallspiegel.
Fussnote zu 1. Kor. 13:12:
Der Spiegel des Altertums bestand aus einer blanken Metallscheibe und gab nur ein undeutliches Bild wieder.

Liege ich Deiner Meinung nach richtig, wenn ich behaupte, dass zu Tillichs Ausführugnen der salomische Gedanke aus Pred. 3:11 passt?
11 Alles hat er schön² gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur dass der Mensch das Werk nicht ergründet³, das Gott getan hat, vom Anfang bis zum Ende.
²o. gut
³o. nicht herausfindet; o. nicht begreift; w. nicht findet

Auch denke ich an den biblischen Gedanken, dass der Mensch im Abbild (o. Schattenbild) Gottes gemacht ist. Dennoch frage ich: Was ist die Tiefe des Lebens, die selbst Atheisten schwerlich leugnen können? Ist es etwas Tiefenpsychologisches, eine bloße Imagination, die anthropologisch erklärbar ist, oder verweist diese Tiefe auf ein Sein, welches über den Menschen hinaus geht, auf einen realen Gott, der völlig unabhängig vom Menschen besteht und der Grund aller Dinge ist?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#1052 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Halman » Di 13. Okt 2015, 15:36

Savonlinna hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Oder bin ich hier der Einzige, der mit Tillich intellektuell überfordert ist?

Du kannst ruhig größere Brötchen backen bei deinem Niveau. ;)
Unterschreibe ich. :)
Das ist sehr freundlich von euch. :blumenstrauss: Mein Problemchen besteht nun darin, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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NIS
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#1053 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Di 13. Okt 2015, 15:39

:Herz:
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#1054 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 15:40

Andreas hat geschrieben:Den Menschen der Vorzeit hat sich Gott in der Natur offenbart. An seiner Schöpfung haben sie ihn erkannt. In sich und ihrem Zusammenspiel mit der Natur. Steht auch im Römerbrief. Diese Menschen waren eng verbunden mit der Natur.Sie kannten beide Seiten, gut und böse vom Baum der Erkenntnis.

Richtig.

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#1055 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 16:03

Andreas hat geschrieben:Was nützt dir das, wenn du es nicht mal bis zum Morgengrauen aushältst oder von mir aus zähneklappernd drei Tage? Meditieren ist ne feine Sache, aber die Bodenhaftung sollte man nicht dabei verlieren.

Woher kommt diese Idee, dass Meditation zu einem Verlust der Bodenhaftung führt? Das Gegenteil ist der Fall. Ein sehr schönes Buch dazu: „Hara: die energetische Mitte des Menschen“ von Karlfried Graf Dürckheim.

Hara ist die innere Mitte des Menschen, das zentrale Energiezentrum, das erdet und stärkt und uns die universale Lebenskraft bis in den Körper hinein spüren lässt.

Darum geht's. ;)
Zuletzt geändert von Novas am Di 13. Okt 2015, 16:38, insgesamt 1-mal geändert.

SilverBullet
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#1056 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Di 13. Okt 2015, 16:38

closs hat geschrieben:Letzteres sicherlich nicht - aber das versteht man damals (und viele auch heute) nicht als Grundlage von "Bewusstsein".
Was versteht man damals als die Grundlage des Bewusstseins?
Wenn du dir sicher bist, dass die Menschen damals weiter waren, dann sollte jetzt etwas Konkretes kommen, denn heute haben wir, Dank der Naturwissenschaft, sehr konkrete Zusammenhänge.
(bevor du antwortest, denk noch mal über die Wechselwirkungen zwischen Gehirn und „Geist“ nach)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Nicht ins Blaue?
Nein - man würde bspw. nicht fragen: "Ist SilverBullet Gott?"
Wow, ich vermute das ist die beste Qualität, die ich erwarten darf.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum kannst du es nicht als Vermutung formulieren?
Weil das keiner macht - ein Naturwissenschaftler sagt auch nicht: "Ich vermute, dass sich die Erde um die Sonne dreht, weil ich nicht weiss, ob meine Sinne/Messungen trügen oder nicht".
Das ist eine „viel zu schlichte“ Reaktion von dir.
Du weisst genau, dass die Qualitäten weit auseinander liegen. Dass es mittlerweile unterschiedlichste funktionierende Techniken und Anwendungen zu deinem Beispiel gibt, die sozusagen das Maximum der Bestätigung darstellen.
Ich kann nicht nachvollziehen warum du so eine „einfache“ Antwort gibst.

Ich muss wohl davon ausgehen, dass deine Verweigerung zum klaren Benennen des Vermutungsstatus eine berechnende Haltung ist – du versprichst dir etwas davon.

Täuschung – das wäre ein übler Geruch – allerdings wärst du nicht der erste, der es versucht.

closs hat geschrieben:Habe ich auch keine Probleme. - Meine Aussage wäre dazu: "Da ich nicht ausschließen kann, dass geistige Wahrnehmung (wie jede Wahrnehmung) komplett gefaked ist, ist alles Vermutung".
Und wieder musst du es verzerren.

Es geht nicht um „komplett gefaked“. Da muss keine „böse Kraft“ sein, die dich täuscht, deine eigenen Wünsche reichen aus -> Autosuggestion (ganz einfach und unspektakulär).

Ich denke, du kannst keine Konsequenzen ziehen, weil du von vornherein die analytische Vorgehensweise als „Abfall von der Wahrheit“, somit als ungeeignet, betrachtest.

Irgendwie bist du in deinem Konzept gefangen:
du musst es glauben, sonst riskierst du den „grossen Preis“.

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#1057 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 16:44

closs hat geschrieben:Der Film ist nicht kommunizierbar ohne Medium - aber er "ist" auch ohne Medium, nachdem er gemacht wurde

In IHM leben, weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17:28)

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NIS
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#1058 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Di 13. Okt 2015, 17:41

Novalis hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Der Film ist nicht kommunizierbar ohne Medium - aber er "ist" auch ohne Medium, nachdem er gemacht wurde

In IHM leben, weben und sind wir“ (Apostelgeschichte 17:28)

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#1059 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 17:53

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum kannst du es nicht als Vermutung formulieren?
Weil das keiner macht - ein Naturwissenschaftler sagt auch nicht: "Ich vermute, dass sich die Erde um die Sonne dreht, weil ich nicht weiss, ob meine Sinne/Messungen trügen oder nicht".
Sorry, lieber closs, aber so was kommt in wissenschaftlichen Diskussionen schlicht NICHT vor.

Geh' mal auf einen naturwissenschaftlichen Kongress und höre dir mal die Aussagen der Vortragenden an.
Du wirst darin keine einzige Behauptung finden. Das Wort "ist" ist in diesen Kreisen verpöhnt, denn jeder dort weiß genau, dass er auch irren könnte.
Wenn es sich um Experimente handelt, wirst du hören, "So-und-so hat herausgefunden, dass...", oder man sagt, "Aus unseren Überlegungen schließen wir, dass...", oder "Wir vermuten, dass..."
Mit einem Wort, ein Wissenschaftler behauptet NICHTS, sondern lässt immer einen Teil Ungewissheit in seinen Aussagen.

Bestes Beispiel dafür ist die 2009 angeblich entdeckten Überlicht-Neutrinos. Da hieß es "Gemäß unseren Messungen, scheinen Neutrinos unter gewissen Umständen sich schneller als Licht zu bewegen". Zum glück hat da Keiner was von Gewissheit gesagt, denn die Messungen stellten sich als falsch heraus und bestätigten wieder einmal die Richtigkeit von Einsteins Modell-Vorstellungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#1060 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Di 13. Okt 2015, 18:07

SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Weil jeder das als Gott bezeichnet, was ihm das Höchste ist.
So beliebig scheint mir das nicht zu sein.

Schau mal genau hin:
„Gott sagt dies und das“
„Gott will dies und das“
„Gott macht dies und das“
„Mit uns geschieht dies und das, wenn wir Gott gefallen bzw. wenn nicht dann…“
„Gott herrscht über alles“
„Gott ist gross“
„Gott wird uns richten“
usw. usw.

Diese Behauptungen gibt es in schier endloser Zahl.
Und sie hatten und haben drastische Auswirkungen auf das Leben.

Dem gegenüber steht, dass offenbar niemand sagen kann, was „Gott“ sein soll, damit all diese Aussagen einen Ausgangspunkt bekommen.
Diesen Ausgangspunkt habe ich Dir doch genannt.
Ich kann höchstens noch ein bisschen an meiner Präzision arbeiten und meinen von Dir zitierten Satz noch ergänzen:
"Weil jeder das als Gott bezeichnet oder wahrnimmt, was ihm das Höchste ist.

SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was eigentlich verstehst Du daran nicht? Stellst Du Dich bewusst dumm, um die anderen zu ärgern?
Ich verstehe ( :-) ) du willst jetzt provozieren.
Nee, ich wollte das wissen.
Darum stelle ich die Frage noch einmal: "Was eigentlich verstehst Du daran nicht?"

SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Dir ist möglicherweise das Gehirn das Wichtigste, also ist für Dich das Gehirn Dein Gott - egal, ob Du das so bezeichnest oder nicht.
Du bist hingerissen vom Gehirn, siehst in ihm lauter ungeahnte Möglichkeiten - nur gibt es eben keine Religion dieses Namens. Aber es ist Deine Religion.
Das Gehirn soll meine Religion sein?
Schlaue Antwort. Du scheinst auch zu der Kategorie der Ausweichler zu gehören?
Ich präzisiere: "nur gibt es eben keinen "Gott" dieses Namens, der in einer desbezüglichen Religion als das Höchste erlebt wird.

SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es ist einfach in jedem Menschen angelegt, irgend etwas als ihr Wichtigstes anzusehen und sich dafür einzusetzen.
Das ist so allgemein formuliert, dass sich das Wort „Gott“ regelrecht auflöst – du hast es ja noch nicht einmal benötigt – sehr gut.
Richtig. Es geht nicht um den Begriff.

SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die einen nicht, weil sie selber nicht wissen, was genau ihnen das Höchste ist, die anderen nicht, weil ihr Schamgefühl ihnen das öffentlich zu schreiben verbietet.
Moment, wenn man etwas nicht weiss, dann ist es doch eindeutig eine Vermutung.
Das ist semantisch nicht korrekt. Wenn man nicht weiß, was einen umtreibt - als Beispiel -, dann vermutet da niemand etwas.

SilverBullet hat geschrieben:Wieso kann man es dann nicht so formulieren?
Sind religiöse Leute, die viel behaupten aber keine Antworten haben, Opfer der Unwissenheit, was ihnen das Höchste ist?
Ich glaube ja. Sie wissen es nicht, darum können sie es auch nicht formulieren.
Du kannst es ja auch nicht formulieren. Du weißt es möglicherweise auch nicht.

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