Ziska hat geschrieben:Hallo Naqual...
Was bedeutet denn das "Kreuz" für dich? Was siehst du dahinter?
Ist es für dich ein Sinnbild für den Opfer-Tod Jesu?
Hi Ziska,
das Wort "Opfer" ist leider schon missverständlich.
Für mich ist das Kreuz (entspricht m.E. nicht der aktuellen kirchenchristlichen Lehre) ein Geschehen, das gleichzeitig ein Symbol war und ist:
Die komplette Selbstaufgabe in der Liebe zu den anderen. Also das Ego ist vollständig überwunden und selbst im entwürdigenden, extrem leidvollen Todeskampf sagt der Betroffene, dass er denen die ihm das angetan haben verzeiht. Das ist - beim Geschehen um das Kreuz - die vollkommenste mögliche Ausprägung, die ein einzelner in Liebe den anderen geben kann: Er verzeiht seinen Feinden (PS: sogar den Ungläubigen!). Jesus sagt: Vater vergib Ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun! - Wer so tun kann (er muss es nicht) der hat das Böse komplett überwunden, außer Gefecht gesetzt.
Das Kreuz verstehe ich "aktiv": Als Aufforderung an seine Nachfolger dem gleichzutun! Natürlich nicht mit einem Märtyertod, sondern es ist das letztendliche Ziel des Weges, das "Inaktiv-machen" ("festnageln") des (psychologisch verstandenen) "alten Menschen" zugunsten des neuen.
Der gläubige Mensch überwindet also seine Natur (Körper) und geht weit darüber hinaus.
Das ist eine erschreckende Botschaft für die Nachfolger. Nix mit: man sei auf einmal sündenlos, weil die Sünde mit dem Kreuz stellvertretend gesühnt worden sei.
Aber mit dem Erschrecken über die Härte der Botschaft ist man in guter Gesellschaft. Die Jünger fragten Jesus auch "wer kann denn dann in den Himmel kommen?" (Gleichnis mit dem Reichen Jüngling, der ALLES verkaufen und den Armen schenken sollte).
M.E. ist gerade in Bezug auf das Kreuz die gemeinste Umdeutung der religiösen Überzeugungen von Jesus geschehen. Der zentralste und folgenschwerste Fehler des dogmengeschichtlichen Christentums.