Halman hat geschrieben:
[...]
Im Übrigen sind die kanonischen Evangelien als konkrete Auslegung des Alten Testaments geschrieben, wodurch alle, aber auch alle einzelnen Passagen der jüdischen Bibel - die dadurch für Christen erst zum "Alten" Testament wird - in ihrem Sinne interpretiert werden müssen. Das wiederum bedeutet, dass man sich bei einer korrekten Interpretation nicht an den ethischen Lehren der Bergpredigt vorbeischummeln kann.
Ich hatte Dir hier schon mal was vom christologischen Prisma geschrieben. Außerdem besteht die Bibel nicht nur aus normativen Texten, sondern enthält auch viele deskriptive Passagen.
Oder willst Du mir wieder Eisegese unterstellen? So vom hohen Ross geht das ganz gut.
Nicht gleich immer auf das Schlimme, sozusagen.
Zu den ethischen Regeln der Bergpredigt: diese Ethik wird nicht nur durch Jesus selbst, sondern auch durch Paulus teilweise wieder aufgehoben.
Gut, wir können jetzt die Höllenthematik und die Judenfeindlichkeit des Paulus hier Vers für Vers noch einmal durchgehen, am ende bleibt die Aussage der Neuen Testaments bestehen, weit ab von der Beliebigkeit ungezählter theologischer und allzu persönlich gefärbter Exegese.
Was die Grausamkteit, auch die Unmenschlichkeit des alttestamentarischen Gottes angeht, das von mir eingestellte Versgut gibt ja hier nur einen geringen Teil dessen wieder, was sich hier an grundsätzlich inhumanen Gottesaussagen wie ein roter Faden durch das Alte Testament zieht und dann in "gemildeter" Form in Neuen Testament wieder anzutreffen ist.
Und ich denke, allein darum und immer wieder nur darum geht es.
Wir leben im nun immerhin 21. Jahrhundert und die vielen geschundenen Völker, die in Leid, Drangsal, Marter und Not auch die "Errungenschaften" des christlichen Glaubens, christlicher Mission und christlicher Willkürherrschaft als die wahren und oft einzigen Ausflüse des Christentums kennen lernen durften, diese Völker haben nun, auch in der durch Aufklärung und der Demokratisierung, von einem liebenden Gott, von einer Verkündung der Nächstenliebe, nun ganz andere Vorstellungen und Einsichten gewonnen.
Eigentlich im Gewonnenhaben nicht nur durch die Aufjlärung gewinnen dürfen, denn die Demokratie, oder die allgemeinen Menschenrechte, auch das sind Optionen, die auch endlich von den Christen anerkannt werden sollten, die immer noch versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen.
Zuletzt - mir geht es um ein für alle Menschen auf allen Verstandesbenen begreifbares Bibelverständnis der grundlegenden Menschlichkeit, die Theologien und welcher Konfession auch immer, die halte ich für nichts nütze.
(Tschuldigung, meine Meinung nach so etlichen Jahren mit der Auseinadersetzung verschiedenster Theologien.)
Nachtrag: krankt das Christentum des Heute nicht auch daran, das die eigentlich doch spirituelle Grundkomponente der christlichen Religion und wie auch immer abhanden gekommen ist?