Savonlinna hat geschrieben:Dann aber realisierte ich, dass ICH ALS MENSCH ebenfalls ständig Nichtzeitliches sah.
Das verstehe ich - trotzdem findet dieses Sehen in der Zeit ab, weil wir in dem Koordinatensystem des Daseins wahrnehmen.
Savonlinna hat geschrieben:Wenn wir nicht wüssten, was Überzeitlichkeit ist, kämen wir ja gar nicht auf die Idee, davon zu reden.
"Wissen" tun wir es nicht (zumindest ich nicht). - Es ist dagegen aus meiner Sicht zweierlei:
1) Ein Empfinden
2) Eine dialektische Schlussfolgerung aus dem Status Quo.
Savonlinna hat geschrieben:Eine Stunde unter starken Schmerzen ist sehr viel länger als eine Stunde zusammen mit einem geliebten Menschen.
Habe ich auch mal erlebt: Als ich nach einer Kopf-OP im Krankenhaus lag, habe ich in meinem Dusel auf die Uhr geguckt - 2 Minuten nach 3 - und nach gefühlten 4 Stunden nochmals - und da war es 4 Minuten nach 4. - komischerweise war mir nicht langweilig.
Savonlinna hat geschrieben:In der Natur gibt es keine Zentimeter und keine Stunde.
Das nicht - aber es gibt Prozesse - Entwicklung. - Und Entwicklung bedarf der Zeit, auch wenn man keine Uhr hat.
Ich glaube tatsächlich, dass das, was man (durchaus mystisch) in der RKK "Visio Beatifica" ("beseligende Schau") nennt, entwicklungs-FREI ist. - Das wäre dann wirklich etwas ganz anderes - aber es gibt Momente, in denen man ganz ansatzweise spürt, was es bedeuten könnte.
ThomasM hat geschrieben:Es gibt auch ganz gute Gründe, warum Überzeitlichkeit logisch in sich widersprüchlich ist. Daher ist es schon die Frage, ob man diese Abstraktion machen darf.
Dialektisch im Sinne der "Aufhebung" meine ich, dass es widerspruchsfrei geht - das müsste man genauer untersuchen.
Für das Thread-Thema wäre das Ergebnis wichtig - denn die Frage, ob Gott in seinen Handlungen willkürlich ist, ist nur möglich, wenn man eine feste Vorstellung in Bezug auf "Zeit" und "Fügung" hat. - Die Antwort wird - eine kecke Vorausssage - sein, dass sich diese Frage erübrigt.
ThomasM hat geschrieben:Physikalisch ist die Zeit eine inhärente Eigenschaft unseres Universums. Die natürlichen Abläufe definieren diese.
Da gehört die Zeit auch hin - das passt.
Andreas hat geschrieben:Die Überzeitlichkeit entspräche der Idee des Komponisten für eine Symphonie, die er in einer Paritur festgehalten hat. Er überblickt die gesamte Symphonie, von ihrem Anfang bis an ihr Ende.
Im Konzertsaal dirigiert er nun sein Werk Takt für Takt und das Publikum erlebt die Musik im Gewand der Zeitlichkeit.
Das ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel - allerdings immer noch im Rahmen menschlicher Vorstellung - aber anders geht's ja auch nicht.