Man sollte dies auch mit den Paulus-Briefen an die Korinther und die Galater in Verbindung setzen.
Einige Korinther meinten, dass alles möglich ist, weil man sowieso errettet, einige Galater wollten sich wieder dem Gesetz des Mose zuwenden und die Gnade des Herrn nicht annehmen. Paulus verärgerte letzteres übrigens weitaus mehr.
Wie Gemeinden heute auch, war die Urgemeinde keine homogene Masse. In jeder Gemeinde wird es die Spannung zwischen Werke und Gnade (der Glaube an den einen Gott allein genügt nicht, man muss die Gnade annehmen!) gegeben haben. In einer Hafenstadt wie in Korinth waren die Verführungen zur Sünde groß, weshalb man, wie heute, gerne Werke weniger im Blick hat. Die Galater hatten eine keltische Kultur, in der Gesetze, vor allen der Ehre, wichtig waren und bereits oberste Priester etabliert. So waren sie empfänglicher für judenchristliche Missionare, die Beschneidung und Leben nach dem Gesetz forderten.
Jakobus war kein Essener, aber er verwendet einige Redewendungen, die auch in Texten aus Qumran gebräuchlich waren. Zudem ist es nicht zu 100 % erwiesen, ob die Qumran-Texte von den Essenern stammen. Die Ausbildung von Paulus war der pharisäischen Strömung der Juden entsprungen, Jakobus war weniger von dieser beeinflusst, hatte wohl aber Verbindungen zu den Essenern. Nach seinem Erlebnis vor Damaskus erkannte Paulus seine Verfehlungen und deshalb war er es, der nun mehr den Part der Errettung aus Gnade übernahm, weil er dies selbst erfahren hat. Jakobus blieb in seinem Umfeld in Jerusalem und betonte mehr die Werke. Beide widersprechen sich nicht, sie weisen lediglich jene zurecht, die billige Gnade oder Gesetzlichkeit fordern.
Die ersehnte Liebe, die man im Glauben im Herzen erfährt, drängt gerade dazu, sich nach außen zu verschenken.
Servus
