@ Münek
Münek hat geschrieben:wenn bei Paulus "im Kontext" wie du schreibst von einer Schlange die Rede ist, darfst du nicht vergessen, dass die Bibelübersetzungen 300 VOR CHRISTUS begannen. Gleichwohl kannte "Paulus" das Auslegen. Das ist rabbinische Tradtion bis heute.
Für das Gröbste ging eine Unterscheidung von "natürlichen" und "geistigen" Begriffen. Die Kirche machte das später in den Allegorien nach. Im hebräischen Wortschatz ist diese *Technik schon dadurch angelegt, dass natürliche Wörter die geistigen Entsprechungen haben und im Prinzip die meisten Begriffe als "System" erklären, z.B. "kaf ja" Hand Gottes wurde das Wort für "Zwang" genommen. Zwingen kann nur ein Mächtigerer. Das "ja" hat auch die Bedeutung "Kraft". Zwang ist ohne loslassen. Das Wort rückwärts gelesen heißt "loslassen". (Es wird ein bisschen anders geschrieben, und leicht anders gesprochen und ist trotzdem als Gedankenstütze zum Zuordnen)
Münek hat geschrieben:Lenchen, du kommst um ein paar Minuten zu spät. Wie würdest Du denn übersetzen?
Im Prinzip haben die Übersetzer eine gute Arbeit getan. Ich habe bisweilen große Mühe die Erzählschnur durchzuziehen.
Die Kirche nahm jedoch nicht die erzählten PRINZIPIEN, sondern richtige Moralregeln. Dazu die folgende Erklärung:
Es gab bereits die Septuaginta, die erste griechische Übersetzung, ab 300 v. Chr. Sie war anfangs begrüßt, danach heftigst umstritten, da es als Unding galt, eine 3D-Welt in ein Schwarz-Weißfoto zu bannen, um das mit heutigen Begriffen auszudrücken. Das Schriftgelehrtentum in Judäa war durch Kriege und Verfolgungen heruntergekommen und längst nicht mehr in dem Stand, der einmal gelobt wurde. Mit Jesu Wirken kam endlich die richtige Anwendung wieder in die Welt (noch weit mehr, aber das wäre hier O.T.). Er sagte ganz einfache Regeln und gab viele Kenntnisse. Über die Erfahrungen der Zeitzeugen Jesu ging eine große Gelehrsamkeit an, der wir weite Teile unserer Kultur verdanken. Hintan blieb das Bibelwissen. Da waren grad die wichtigsten Stationen im Leben Jesu, die Jahrhunderte oft nur durch Bilder in Kirchen vermittelt wurden.
Erst die Reformation brachte "die Bibel" wieder ins Bewusstsein der Leute. Sie war voller Widersprüche. Das dort gepredigte zeigte gegenüber dem Katholischen gewaltige Diskrepanzen, bis schließlich ein kaiserliches Toleranzedigt den allerwildesten Kriegen ein Ende bereitete. Die säkulare Zeitgeschichte, die daraufhin folgte, brauche ich wohl nicht zu zeigen.
Der Islam wollte die "Ungläubigen" viele Jahrhunderte mit dem Schwert bekehren. Arabische Länder hatten eine ähnliche Sicht wie früher, als man die *Auslegung noch kannte.
Das Judentum gab bisher keine Hilfe zur Aufklärung. Es war verfolgt. Wenn du Andreas Eisenmenger "
Entdecktes Judenthum" von 1700 liest, mit dem Untertitel "oder
Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstocke Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, in erschrecklicher Weise lästern und verunehren ...." brauchst du dich nicht mehr über die Judenverfolgungen zu wundern und auch nicht darüber, dass mit der Mehrheit des "Gelehrtentums" keine Chance war, gegen die ach so gelehrten Fakten etwas anderes zu behaupten. ... gar einen Weg zu zeigen, wie ich es mache. Einfach wäre es gewesen, die Wortbegriffe "umzusetzen" und aus den vielen von Einsenmenger zitierten Schriften wieder "fromme Werke" zu machen.
Noch ein kleiner Ausblick zurück:
Durch die Uneinigkeit der jüdischen Bibelschulen kam man im Konzil um 500 n.Chr. zu keiner Einigung. Danach, in den vielen Kriegswirren und Seuchen, fand man in der Zeit der Völkerwanderung nicht mal die Plätze, an denen schon mal Kirchen standen ...
Missioniert wurde Deutschland von schottischen und irischen Mönchen, (ab 600?) die (vermutlich) recht wenig im Sinn hatten, mit den Schäfchen hebräische Vokabeln zu üben.
Eines haben sie in Irland gedoch ganz toll erhalten: "The book of kells" (Das Buch der Kelten). Es ist eine schön gemalte Bibel mit herrlichen Ornamenten. Das Besondere daran ist, dass sie mit diesen Ornamenten (Motive der alten keltischen Mythen) passend die Evangelien schmücken. Das heißt, die ganze alte (analog germanische Philosophie) kam mit den Kenntnissen der Evangelien in eine einheitliche Linie. Dazu gab es ein kleines hebräisches Wortregister für weitere Erklärungen. Neben den Texten waren noch Bilder, die aus heutiger Sicht oft nicht passen. Diese passen jedoch, da die Auslegung praktiziert worden war. Es wurde mit diesen Bildern der "andere" Inhalt dargelegt, während der Erzähltext aus der üblichen Bibel war.
Ein anderes geschicktes Mittel zum mehrdimensionelen Denken waren "Markierungen" in manchen hebräischen Texten. Ein kleines Gekritzel oder die Drei z.B., erinnerte daran, wie oft ein Wort gedacht wird. Wenn man aber Hebräisch kann, so merkt man an den Worterklärungen was zu tun sein. Die Kirche hatte dann auch nach diesem Schema eine analoge Regel: "Glaube, Liebe, Hoffung", mit denen sie die Texte analysierte.
Wenn du mich nach einer "Übersetzung" fragst bin ich immer noch ratlos und suche nach Lösungen das digital darzustellen. Schneller (und auch sicherer, weil mit Textanalysen begründbar) wäre es, einfach Hebräisch zu lernen, wenigstens die Grundprinzipien. Das ist zwingend, besonders für jeden Lehrer.
P.S. vielleicht mag ein MOD das zu einem Hauptthema machen, denn es wäre eine grundlegende Geschichte, die leider nie so richtig in den Medien, im Bewusstein und schon gar nicht in den Schulen in diesem Zusammenhang vorkam.