Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

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Halman
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#941 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Halman » Fr 7. Aug 2015, 22:38

Hemul hat geschrieben:Kommt mir alles irgendwie bekannt vor? :Smiley popcorn:
Natürlich, Du bist ja auch ein alter Fuhrmann. Aber es schmeckt doch immer wieder. ;)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Hemul
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#942 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Hemul » Fr 7. Aug 2015, 22:42

Halman hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Kommt mir alles irgendwie bekannt vor? :Smiley popcorn:
Natürlich, Du bist ja auch ein alter Fuhrmann. Aber es schmeckt doch immer wieder. ;)
Sind wir jetzt wieder per Du? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Münek
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#943 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Fr 7. Aug 2015, 22:51

closs hat geschrieben:Der Begriff "Wissenschaft" bezieht sich bei Geisteswissenschaft darauf, dass man philologische (also im weiteren Sinn auch theologische) Fragestellungen so beantwortet, dass der Weg zu den Antworten logisch und inhaltlich nachvollziehbar ist - insofern intersubjektiv nachvollziehbar ist. - Und: Dass sie nicht im Gegensatz zu historisch-kritischen Erkenntnissen stehen, wobei hier dringend auf den Unterschied zwischen "Erkenntnis" und "Interpretation" hinzuweisen ist.

Na, das ist doch schon mal was, Kurt. Bravo! :thumbup:

Zitat: "Und dass sie nicht im Gegensatz zu historisch-kritischen Erkenntnissen stehen..." :o Sehr richtig. Beim Teutates....
Die historisch-kritischen Ergebnisse bilden in der Tat das Fundament, an das man nicht vorbeikommt. Nicht ohne Grund ist
die HKM Standard-Auslegung an den theologischen Fakultäten. Nicht ohne Grund, mein Lieber!

Es ist also nicht so, dass Satan :devil: diese hochbewerte Auslegungsmethode durch die Hintertür in die Universitäten reinge-
schmuggelt hat. Der Schmuggler bist Du...

Solltest Du es tatächlich geschafft haben, "vom Deiner "Meta-Ebene" in die Realität herabzusteigen?". Ich glaube es nicht...
Dafür bist Du einfach zu verbohrt...


Übrigens: Sollte Dein obiger dringender Hinweis (Unterschied zwischen "Erkenntnis" und "Interpretation") an die Adresse un-
serer wackeren Theologie-Professoren gerichtet sein, bin ich sehr sicher, dass sie Deine ernste Ermahnung KÜNFTIG auf jeden
Fall beherzigen werden
. :lol: :lol: :lol:


Die Jungs kennen noch Frank Zander: "Jetzt kommt Kurt, ohne Helm und ohne Gurt... :thumbup:
Zuletzt geändert von Münek am Fr 7. Aug 2015, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#944 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Fr 7. Aug 2015, 23:30

Anton B. hat geschrieben: Das ist unser heutiger Wissensstand innerhalb der Wissenschaftstheorie, der sich wiederum auf die Untersuchungen Poppers hinsichtlich des Abgrenzungskriteriums stützt. Umgangssprachlich wird sowas als Pseudowissenschaft bezeichnet.
Dazu solltest Du die von Halman eingestellte Paul Hoyningen-Huene-Vorlesung anschauen - dort wird eine andere Meinung vertreten.

Nimmt man Deinen Ansatz zum Maßstab, ist HKM eine Pseudo-Wissenschaft - daswäre der Preis.

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#945 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Fr 7. Aug 2015, 23:38

Pluto hat geschrieben:Man kann z. Bsp. das Modell erstellen, dass es bei Jesus eine Naherwartung gab und diese Vorhersage des Modells mit den Inhalten der Bibel vergleichen. Und siehe da... das Modell wird immer wieder in der hlg. Schrift bestätigt.
Man kann ein anderes Modell unter kanonisch-hermeneutischen Gesichtspunkten erstellen, das auf derselben Basis HKM-spezifischer Erkenntnisse zu anderen Ergebnissen kommt.


Pluto hat geschrieben:Sicher gibt es spätere Aussagen im NT die der Naherwartung Jesus' widersprechen, aber das war lange nach der Kreuzigung, als man merkte, dass es vielleicht doch etwas länger dauern würde.
Aber auch das ist Interpretation - natürlich KANN das richtig sein, ist aber kein sicheres Wissen.

Davon abgesehen, dass hier Rezeptions-Gesichtspunkte nicht berücksichtigt sind -Stichwort "Inkommensurabilität" durch Paradigmen-Wechsel. - Oder etwas praktischer: Wenn - wie ebenfalls nachweisbar - die Falsch-Rezeption des Volks/der Jünger/der Evangelisten ein SChlüsselmotiv der Bibel ist, kann dies beim Paradigmenwechsel AT/NT eine gewichtige Rolle spielen.

Richtig ist, dass man eine Modell so gestalten kann, dass INNERHALB dieses Modells Widersprüche ausgeschlossen sind - aber was hat das mit der Wirklichkeit zu tun?

Pluto hat geschrieben:Genauer gesagt, es gibt keine.
Aber dann wäre auch die HKM dazuzuzählen.

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Andreas
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#946 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Andreas » Fr 7. Aug 2015, 23:39

closs hat geschrieben:Nimmt man Deinen Ansatz zum Maßstab, ist HKM eine Pseudo-Wissenschaft - daswäre der Preis.
:shock:
Das würde dem Münek aber gar nicht gefallen. Hat er sich doch sooo oft auf den den wissenschaftlichen Konsens bezüglich der Naherwartung die Jesus hatte bezogen. :mrgreen:

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#947 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Fr 7. Aug 2015, 23:41

Anton B. hat geschrieben:Von mir aus. Aber korrekt wollen wir es dann ein "Ergebnis" nennen, und keinesfalls "Wissen". Zumindest nicht als Wissen im Sinne von wissenschaftlichem Wissen.
Das ist zwar nicht der Stand der Wissenschafts-Theorie, so wie sie obiger Prof darstellt - aber: Wenn man postuliert, dass "Wissenschaft" identisch ist mit "empirischer Wissenschaft", hast Du recht. - Dann aber gäbe es KEINE Geisteswissenschaft und KEINE HKM im Range einer Wissenschaft.

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#948 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Fr 7. Aug 2015, 23:44

Scrypt0n hat geschrieben:Warum gehst du auf diesen Umstand nicht ein? :)
Weil Widersprüche in einem Gesamtwerk verschiedener Schreiber selbstverständlich sind - manchmal sogar innerhalb des Werks EINES SChreibers.

Natürlich gibt es Hinweise, dass Jesus eine eigene Naherwartung hatte - noch mehr: Man ein Modell so erstellen, dass diese Naherwartung als waharscheinlich erscheint. - Aber es sagt nichts Definitives aus, weil es genauso genau anders rum gewesen sein könnte. - Je nach Hermeneutik wird man zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

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Münek
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#949 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Fr 7. Aug 2015, 23:50

closs hat geschrieben: Eigentlich drängt sich ein ganz anderes Problem in den Vordergrund: Die Vermittlung von Wissenschaft. - Denn man hört im hier gegebenen Zusammenhang selten "Unser gewähltes Modell legt nahe, dass Jesus eine Naherwartung hatte", sondern "Jesus hatte unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten eine Naherwartung" - das sind zwei grund-unterschiedliche Aussagen.

Nun lass mal Deine "Modelle" weg, damit verkomplizierst Du nur alles.

Sieh es doch einfach mal so:

Die Exegeten sehen, dass in den Evangelientexten eindeutig und mehrfach dokumentiert ist,
dass Jesus "wortwörtlich die Nähe der anbrechenden Gottesherrschaft verkündigt hat."

Für die Exegeten stellt sich nur eine Frage:

"Sind diese überlieferten Worte Jesu authentisch oder wurden sie ihm von den Urchristen oder
den Evangelisten "in den Mund gelegt". Das ist alles.

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#950 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Fr 7. Aug 2015, 23:51

Anton B. hat geschrieben: Und hier wird halt um die Frage debattiert: Hatte Jesus als historische Person eine Parusierwartung?
Das könnte man nur dann herausfinden, wenn man sich 2000 Jahre zurück-beamen lassen könnte. - Denn eines sollte klar sein: In Wirklichkeit gab es nicht sowohl einen historischen als auch einen biblischen Jesus, sondern einfach Jesus (das heißt: man würde nach dem Beamen nicht zwei Jesüsser rumlaufen sehen, von denen der eine sagt "Hallo, ich bin der historische" und der andere "Hallo, ich bin der biblische")

Mit anderen Worten: Es ist nicht wissenschaftlich klärbar, ob Jesus eine Parusieerwartung hatte - man kann allenfalls unterschiedliche Perspektiven einnehmen, die Aspekte unterschiedlich bewerten.

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