Pluto hat geschrieben:Das habe ich Zeit meines Lebens nicht getan
Damit sagst du das, was die allermeisten Leute sagen.
Da lohnt es sich doch, auch über das nachzudenken:
Novalis hat geschrieben: Das mag in idealisierten Träumen wahr sein, ist aber etwas Realitätsfremd. Der Mensch tut alles was notwendig ist, um sein Wohlbefinden zu erhalten und zu erhöhen.
Was bedeutet denn überhaupt "Wohlbefinden"?
Wenn wir nach der Maslow'schen Pyramide gehen, ist die unterste Stufe die der Existenz; zu essen, ein Dach über dem Kopf haben, nicht verhungern, nicht verdursten. Ein BGE würde diese Art der Existenz sichern - ein mimimales Wohlbefinden.
Wenn wir aber höher gehen in der Pyramide, entseht vielleicht das Bedürfnis, nicht nur ein billiges Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu haben (mit dem BGE finanzierbar), sondern lieber ein prestigeträchtiges Auto (teuer, mit dem BGE nicht finanzierbar) - um sozialen Status zu haben. Da viele Wert auf Status legen, werden auch viele Arbeit suchen, um sich diesen Traum zu erfüllen.
Für viele heisst Wohlbefinden auch, etwas Interessantes tun. Alpinismus, vielleicht (Teuer, besonders wenn man hohe weit entfernte Berge besteigen will), oder als Erfinder in der Werkstatt basteln (je nachdem, was man für Werkzeug und Maschinen und Material braucht, teuer), oder vielleicht auch ehrenamtliche soziale Arbeit der einen oder andern Art... die durchaus anstrengend, mühselig und frustrierend sein kann, aber die ihren Sinn aus ihren Ergebnissen erhält. Dass dies ein Bedürfnis ist, sieht man ja leicht an den Gattinnen wohlhabender Männer, die sich oft sehr intensiv in solchen Charities engagieren.
Novalis hat geschrieben:Es geht eher um das Bedürfnis nach Arbeits/-und Lebensbedingungen, die gerecht und menschenwürdig ablaufen.
Sehe ich genau so. Darum habe ich immer gerne auf meinem jeweiligen Beruf gearbeitet.
Dann hattest du Glück mit deinem Beruf. Viele Menschen werden leider keineswegs würdig und fair behandelt.
Das Geheimnis eines erfüllten Lebens ist es die Dinge zu tun, die man gut kann, und gerne tut.
All die Leute, die heute irgend etwas tun müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu erarbeiten, koste es was es wolle - haben dieses Glück leider nicht. Nur schon wenn junge Leute die Liste machen von dem, was sie gut können, heisst es oft beim grössten Teil davon: total brotlos! lern erst was Rechtes!
Ich wurde für meine Aufgaben bezahlt, nicht für meine Anwesenheit.
Klingt nach Kaderfunktion. Du Glückskind
Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind den Hungertod, während wir Wessies 30% unserer Lebensmittel wegwerfen. Das ist für mich der Gipfel der Ungerechtigkeit. Aber ich bin bodenständig genug, um zu verstehen, dass es im Leben nicht um Gerechtigkeit, sondern ums eigene Wohlbefinden und das seiner Nächsten geht.
Da ist wieder die Frage: wer sind denn meine "Nächsten"?
für mich sind das im engsten Sinn alle Leute, die ich persönlich kenne, treffe, mit ihnen lebe, oder auch nur die im Bus kurz neben mir sitzen;
Dann, in einem etwas weiteren Sinn, all jene, die dazu beitragen, die Produkte herzustellen, die ich konsumiere, also zB der Kaffeebauer, der meinen Kaffee angebaut hat, den ich hier trinke:
und dann, im weitesten Sinn, die ganze Erde, mit allem, was drauf ist; denn es braucht die ganze Erde, damit die Voraussetzungen gegeben sind, dass ich überlebe.
und solange mir bewusst ist, dass ich durch mein Verhalten dazu beitrage, dass Kinder den Hungertod sterben, kann ich auch nicht davon reden, dass ich nicht eine Motivation hätte, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, als sie jetzt gerade ist. Auch wenn mein Beitrag dazu nur klein ist.
gruss, barbara