Bedingungsloses Grundeinkommen

Säkularismus
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piscator
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#231 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Do 18. Jun 2015, 14:26

erbreich hat geschrieben:Das stimmt nicht. Gerade jene, die sich sehr dafür einsetzen - ideell und finanziell - kommen keineswegs aus einkommensschwachen Schichten. In Deutschland ist das allen voran natürlich z.B. Götz Werner. Aber da wäre beispielsweise auch noch der ehemalige Chefökonom der UBS zu nennen: Klaus Wellershoff. Oder Anton Gunzinger, Unternehmer und Professor an der ETH Zürich.
Dann frage doch mal diejenigen Menschen, die nicht unter die Rubrik "gut situierte" Menschen fallen, sondern ganz normale Arbeitnehmer, Handwerker und kleine Gewerbetreibende. Frage den ungelernten Arbeiter, der lieber arbeitet, als sich Unterstützung beim Amt zu holen. Der wird sich freuen, wenn er abends in der Kneipe von den [d]Schmarotzern[/d] BGE-Beziehern als blöd dahingestellt wird, nur weil er gerne arbeitet.
Es werden sich auch alle anderen Menschen freuen, die ihr Leben lang gespart haben, um im Alter versorgt zu sein.
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erbreich
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#232 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Do 18. Jun 2015, 17:32

piscator hat geschrieben: Frage den ungelernten Arbeiter, der lieber arbeitet, als sich Unterstützung beim Amt zu holen.
Da kann ich gleich mich selber fragen: Ich bin ein ungelehrter Arbeiter (habe es nie bis zu einem Abschluss geschafft). Und ausser dass ich während eines Jahres (bis letzten Herbst) Arbeitslosengeld bekommen habe, kriege ich von keinem Amt Unterstützung.

Es scheint mir dringend nötig, den Begriff Arbeit genauer zu definieren, zumindest zwischen Erwerbsarbeit und unentgeltlicher (Freiwilligen-) Arbeit zu unterscheiden. Ich arbeite sehr gern. Es wäre mir ein Greuel, nichts mehr zu tun zu haben und nur noch faul und gelangweilt rumzulümmeln. Und so geht es vielen. Es gibt nicht nur die Erwerbsarbeitenden und die Schmarotzer. Das ist ein viel zu enges Bild, das der Realität nicht gerecht wird. Dass ich selber seit bald drei Jahren keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehe, liegt daran, dass ich keine mehr gefunden habe, und nicht daran, dass ich ein arbeitsscheuer Schmarotzer wäre.

Der wird sich freuen, wenn er abends in der Kneipe von den [d]Schmarotzern[/d] BGE-Beziehern als blöd dahingestellt wird, nur weil er gerne arbeitet.
Das sind nichts als deine plakativen Vorurteile. Wenn du deiner Erwerbsarbeit grundsätzlich gerne nachgehst und damit dein bGE aufstocken kannst, dann hast du kein Problem damit, wenn andere finden, das bGE reiche für ihren Lebensunterhalt und sie deshalb keinen zusätzlichen Verdienst generieren.

Und ich persönlich bin kein Mensch, der einen andern aufgrund dessen anderer Lebeneinstellung als blöd hinstellt. Um ganz konkret zu werden (es passt hier schön hin): Mit meiner Band, der Ämmitauer Bluus Klinik spiele ich in Kneipen für genau jene Leute, die du hier erwähnt hast. Ohne Gage. Gegen gratis Getränke und eine Mahlzeit.

Es werden sich auch alle anderen Menschen freuen, die ihr Leben lang gespart haben, um im Alter versorgt zu sein.
Auch sie werden bGE-Empfänger sein. Und das, was sie sich erspart haben nimmt ihnen das bGE nicht weg. Dazu sieh dir bitte die zwei schönen - kurz und bündigen - Statements an ganz am Schluss des Films Grundeinkommen - Ein Kulturimpuls (ab 1:35:11 bis 1:36:38). Das erste von Dr. Erich Kitzmüller, Wirtschaftsphilosoph, Uni Klagenfurt, das zweite von Anna K. Dieterle, Rentnerin, Basel.

piscator
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#233 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Fr 19. Jun 2015, 10:49

erbreich hat geschrieben:
Der wird sich freuen, wenn er abends in der Kneipe von den [d]Schmarotzern[/d] BGE-Beziehern als blöd dahingestellt wird, nur weil er gerne arbeitet.
Das sind nichts als deine plakativen Vorurteile. Wenn du deiner Erwerbsarbeit grundsätzlich gerne nachgehst und damit dein bGE aufstocken kannst, dann hast du kein Problem damit, wenn andere finden, das bGE reiche für ihren Lebensunterhalt und sie deshalb keinen zusätzlichen Verdienst generieren.
Das kannst du sehen, wie du willst. Es ist halt doch ein Unterschied, ob jemand für seinen Lebensunterhalt arbeitet oder sich einfach nur von der Allgemeinheit alimentieren lässt. Da hilft auch das ganze wachsweiche Gesäusel der BGE-Befürworter nichts. Das BGE ist kein Menschenrecht und die kleine, aber lautstarke Gruppe der Befürworter hat keinesfalls das alleinige Deutungsrecht darüber.

Die normal arbeitenden Menschen werden dafür - zurecht - kaum Verständnis haben.
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#234 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von barbara » Fr 19. Jun 2015, 20:28

Ich bin ein normal arbeitender Mensch und ich habe vollstes Verständnis für das Grundeinkommen.

gruss, barbara

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erbreich
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#235 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Fr 19. Jun 2015, 21:04

barbara hat geschrieben:Ich bin ein normal arbeitender Mensch und ich habe vollstes Verständnis für das Grundeinkommen.
Na, das ist doch schon was! :thumbup:

piscator hat geschrieben:Die normal arbeitenden Menschen werden dafür - zurecht - kaum Verständnis haben.
Wer nicht versteht, kann kein Verständnis haben.

So wird auch die Bedeutung der Geldschöpfung durch die Hochfinanz nicht verstanden. Ansonsten würde etlichen Lachern beim Auftritt des Satirikers Volker Pispers zu diesem Thema das Lachen im Halse stecken bleiben:

Volker Pispers: Geld ist Fantasie - Menschen werden zu Arbeitssklaven degradiert!

Vollgeld und bedingungsloses Grundeinkommen: Wenn die Arbeiterschaft checken würde, worum es da eigentlich geht und was diese beiden (noch-) Utopien ihr tatsächlich bringen könnten, sie würde sich schleunigst an die Realisierung machen. Aber die Angst ist gross und man vertraut lieber der Hochfinanz, und darein, dass diese schon wissen wird, was gut für den Arbeiter ist. Das könnte zu einem bösen Erwachen aus tiefer Blindgläubigkeit werden... :(

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#236 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Pluto » Fr 19. Jun 2015, 23:54

erbreich hat geschrieben:Wenn die Arbeiterschaft checken würde, worum es da eigentlich geht und was diese beiden (noch-) Utopien ihr tatsächlich bringen könnten, sie würde sich schleunigst an die Realisierung machen. Aber die Angst ist gross und man vertraut lieber der Hochfinanz, und darein, dass diese schon wissen wird, was gut für den Arbeiter ist. Das könnte zu einem bösen Erwachen aus tiefer Blindgläubigkeit werden... :(
Könnte es nicht genau anders herum sein, dass die bGE-Gläubigen hier falsch, und die Finanzleute richtig liegen?

Dann wäre das böse Erwachen, seitens der bGE Vertreter.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#237 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 20. Jun 2015, 02:24

piscator hat geschrieben: Es ist halt doch ein Unterschied, ob jemand für seinen Lebensunterhalt arbeitet oder sich einfach nur von der Allgemeinheit alimentieren lässt. Da hilft auch das ganze wachsweiche Gesäusel der BGE-Befürworter nichts.

Wir leben im 21. Jahrhundert... immer mehr sinnlose und geistig/sinnlich unbefriedigende Arbeiten werden in Zukunft von Maschinen erledigt... Menschen sollten sich stattdessen um wichtigere Aufgaben kümmern. BGE befreit die Leute nur von einem sinnlosen Arbeitszwang, weil die Würde des Menschen wichtiger ist...so wird jeder zum freien Unternehmer und arbeitet freiwillig für einen angemessenen Lohn... wenn wir eine soziale Marktwirtschaft wollen, ist das die Basis... ;)

Ich erinnere an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung:
We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.

Innovation kommt nicht aus Zwang, sondern aus Freiheit und Zeiten der Muße, in denen Menschen in Berührung kommen mit dem inneren Raum der Stille und Inspiration. Ich erinnere außerdem gerne an die Worte von Oscar Wilde: Muße, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen!

Der Mensch ist zu etwas Besserem da, als Schmutz zu entfernen. Oscar Wilde

An der körperlichen Arbeit ist ganz und gar nichts notwendig Würdevolles, und meistens ist sie ganz und gar entwürdigend. Es ist geistig und moralisch genommen schimpflich für den Menschen, irgend etwas zu tun, was ihm keine Freude macht, und viele Formen der Arbeit sind ganz freudlose Beschäftigungen und sollten dafür gehalten werden. Einen kotigen Straßenübergang bei scharfem Ostwind acht Stunden am Tag zu fegen, ist eine widerwärtige Beschäftigung. Ihn mit geistiger, moralischer oder körperlicher Würde zu fegen, scheint mir unmöglich. Ihn freudig zu fegen, wäre schauderhaft. Der Mensch ist zu etwas Besserem da, als Schmutz zu entfernen. Alle Arbeit dieser Art müsste von einer Maschine besorgt werden.

Und ich zweifle nicht, dass es so kommen wird. Bis jetzt war der Mensch bis zu gewissem Grade der Sklave der Maschine, und es liegt etwas Tragisches in der Tatsache, dass der Mensch, sowie er eine Maschine erfunden hatte, die ihm seine Arbeit abnahm, Not zu leiden begann. Das kommt indessen natürlich von unserer Eigentums- und Konkurrenzwirtschaft. Ein einzelner ist der Eigentümer einer Maschine, die die Arbeit von fünfhundert Menschen tut. Fünfhundert Menschen sind infolgedessen beschäftigungslos; und da man ihre Arbeit nicht braucht, sind sie dem Hunger preisgegeben und legen sich auf den Diebstahl. Der einzelne eignet sich das Produkt der Maschine an und behält es und hat fünfhundertmal soviel, als er haben sollte, und wahrscheinlich, was viel wichtiger ist, bedeutend mehr, als er tatsächlich braucht. Wäre diese Maschine das Eigentum aller, so hätte jedermann Nutzen davon. Sie wäre der Gemeinschaft von größtem Vorteil.

Jede rein mechanische, jede eintönige und dumpfe Arbeit, jede Arbeit, die mit widerlichen Dingen zu tun hat und den Menschen in abstoßende Situationen zwingt, muss von der Maschine getan werden. Die Maschine muss für uns in den Kohlengruben arbeiten und gewisse hygienische Dienste tun und Schiffsheizer sein und die Straßen reinigen und an Regentagen Botendienste tun und muss alles tun, was unangenehm ist. Jetzt verdrängt die Maschine den Menschen. Unter richtigen Zuständen wird sie ihm dienen. Es ist durchaus kein Zweifel, dass das die Zukunft der Maschine ist, und ebenso wie die Bäume wachsen, während der Landwirt schläft, so wird die Maschine, während die Menschheit sich der Freude oder edler Muße hingibt - Muße, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen — oder schöne Dinge schafft oder schöne Dinge liest oder einfach die Welt mit bewundernden und genießenden Blicken umfängt, alle notwendige und unangenehme Arbeit verrichten.

Es steht so, dass die Kultur Sklaven braucht. Darin hatten die Griechen ganz recht. Wenn es keine Sklaven gibt, die die widerwärtige, abstoßende und langweilige Arbeit verrichten, wird Kultur und Beschaulichkeit fast unmöglich. Die Sklaverei von Menschen ist ungerecht, unsicher und entsittlichend. Von mechanischen Sklaven, von der Sklaverei der Maschine hängt die Zukunft der Welt ab. Und wenn gebildete und gelehrte Männer es nicht länger nötig haben, in ein fürchterliches Armenviertel hinabzusteigen und schlechten Kakao und noch schlechtere Decken an halbverhungerte Menschen zu verteilen, so werden sie eben köstliche Muße haben, wundervolle und herrliche Dinge zu ihrer eigenen und aller andern Freude zu ersinnen.
http://www.otium-bremen.de/js/index.htm ... -wilde.htm


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#238 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 20. Jun 2015, 03:27

WE ENTER THE MATRIX! ;)




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#239 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 20. Jun 2015, 03:43

Enno Schmidt im Gespräch mit Bruder David:

"Im Kloster sehen wir, obwohl die Gelegenheit gegeben ist, nichts zu tun, dass die Sicherheit bei den meisten Mönchen, eine freudige Betätigung auf ihrem Gebiet auslöst."

"Ohne Sinn zu haben, kann man überhaupt nicht überleben."

"Tu jede Arbeit so, als ob du 1000 Jahre hättest, um sie zu vollenden und zu gleich so, wie wenn du heute noch sterben müsstest."

"Ich bin vollkommen für ein Grundeinkommen und glaube deshalb, dass wenn Christen das durchdenken würden, sie auch für ein Grundeinkommen wären und das würde ich sehr hoffen."


http://www.grundeinkommen.tv
http://www.grundeinkommen.ch


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#240 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Sa 20. Jun 2015, 03:53

Pluto hat geschrieben:Könnte es nicht genau anders herum sein, dass die bGE-Gläubigen hier falsch, und die Finanzleute richtig liegen?
und woran glaubst Du?

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