Ohne Gott keine Moral?

Säkularismus
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Novas
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#131 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 21:56

Queequeg hat geschrieben: "Willst du mir zum Gotte machen, solch ein Jammerbild am Holze!"
(Goethe, Venezianische Epigramme)

Und nun?

Nichts und nun... Goethe war ein außerordentliches Genie und hat sich scheinbar selbst am liebsten widersprochen...
Zuletzt geändert von Novas am Mo 25. Mai 2015, 21:59, insgesamt 2-mal geändert.

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Queequeg
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#132 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 21:57

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Goethe war kein bekennender und auch kein praktizierender Christ, das ist ein Faktum
Stimmt. - Aber er hat das Christentum als solches begriffen und geschätzt - seine Spitzen waren vorwiegend deskriptiver Natur - wie übrigens bei Kant und Marx auch.

Closs, du zählst wieder mal Erbsen, das darunter so manche Puffbohne zu finden ist, das liegt dann in der Natur der Sache.

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#133 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 22:00

Queequeg hat geschrieben:Dein Worte, nicht?
Ja - beim Verfassen selbiger habe ich noch nicht an Spitzfindigkeiten gedacht. - Das Thema war der christliche Einfluss auf Europa - und Europa war damals von Riga bis nach Santiago de Compostella und nicht von Riga nach Malaga. - Und dieses Europa nannte man "Abendland" - ohne genaues Abchecken, wo jetzt die geographischen Grenzen sind, wie wir sie heute kennen. - Siehe Savonlinnas Beitrag.

Rein formal habe ich einen Fehler gemacht - ich hätte kulturelles und geografisches Europa voneinander abgrenzen müssen. - Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass es nötig sein könne.

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#134 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 22:01

Queequeg hat geschrieben:Closs, du zählst wieder mal Erbsen
Das ist jetzt aber nicht gerade weiterführend. - War das zustimmend oder ablehnend gemeint? :geek:

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#135 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 22:02

Queequeg hat geschrieben:Goethe war kein bekennender und auch kein praktizierender Christ, das ist ein Faktum, allerdings wohl weniger für so gewisse christliche Seelenfänger, die aus Einstein dann auch mal gerne einen Christen machen wollen.

Das hat ja auch niemand behauptet. Er war aber auch kein - sagen wir es mal offen und direkt - einfältiger, roher und seelenvergessener Atheist ... er hatte ein großes Gespür für das Spirituelle... seine "echte" Sicht ist vermutlich im Faust dargestellt...

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen.
(Faust I, Vers 1112 1117)

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#136 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 22:03

Novalis hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben: "Willst du mir zum Gotte machen, solch ein Jammerbild am Holze!"
(Goethe, Venezianische Epigramme)

Und nun?

Nichts und nun... Goethe war ein außerordentliches Genie und hat sich scheinbar selbst am liebsten widersprochen...

Sicherlich war Goehte ein Genie, der scheinbare Widerspruch, in seinem Gesamtwerk, ist dieser nicht vielleicht auch seiner geistigen Entwicklung geschuldet?

Denn so viele frohe Tage verbrachte er eigentlich nicht. Um den alten Goethe richtig kennenzulernen, da würde ich dir unbedingt seine Gespräche mit Eckermann empfehlen, dort redet der große Weimarer sehr viel über Gott.
(Ich empfehlre dir die dreibändige Ausgabe des Insel-Verlags, bekommt man heute bei Ebay für ein paar "Pfennige".)

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#137 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 22:08

"Engel (schwebend in der höheren Atmosphäre, Faustens Unsterbliches tragend): „Gerettet ist das edle Glied der Geisterwelt vom Bösen, wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Und hat an ihm die Liebe gar von oben teilgenommen, begegnet ihm die selige Schar mit herzlichem Willkommen." (Johann Wolfgang von Goethe: Der Tragödie zweiter Teil - Kapitel 63 )

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Dantes Himmelsspirale von (W. Blake 1824/27)

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#138 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 22:09

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Dein Worte, nicht?
Ja - beim Verfassen selbiger habe ich noch nicht an Spitzfindigkeiten gedacht. - Das Thema war der christliche Einfluss auf Europa - und Europa war damals von Riga bis nach Santiago de Compostella und nicht von Riga nach Malaga. - Und dieses Europa nannte man "Abendland" - ohne genaues Abchecken, wo jetzt die geographischen Grenzen sind, wie wir sie heute kennen. - Siehe Savonlinnas Beitrag.

Rein formal habe ich einen Fehler gemacht - ich hätte kulturelles und geografisches Europa voneinander abgrenzen müssen. - Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass es nötig sein könne.

Der gute alte Münchhausen hat sich einmal am eigenen Schopfe aus dem Sumpf gezogen, samt anhängenden Pferdchen, vermeide das doch einfach, denn dieses funktioniert nur in..., ja, sagen wir - in Münchausiaden eben.

Noch einmal, in der europäischen Geschichte gab es einschneidende Epochen, in denen das Christentum nicht kultureller und religiöser Alleinherrscher war, und das, das lange bevor die Russen kamen...(und auch ein Zeit blieben, was aber jetzt deutungsfrei bleiben sollte.)

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#139 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 22:14

Novalis hat geschrieben:"Engel (schwebend in der höheren Atmosphäre, Faustens Unsterbliches tragend): „Gerettet ist das edle Glied der Geisterwelt vom Bösen, wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Und hat an ihm die Liebe gar von oben teilgenommen, begegnet ihm die selige Schar mit herzlichem Willkommen." (Johann Wolfgang von Goethe: Der Tragödie zweiter Teil - Kapitel 63 )

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Dantes Himmelsspirale von (W. Blake 1824/27)

Du bist sicherlich ein frommes und sündloses Seelchen, trotzdem endet Faust II folgerndermaßen:

Alles Vergängliche
ist nur ein Gleichnis;
das Unzulängliche,
hier wird's Ereignis;
das Unbeschreibliche,
hier ist's getan;
das Ewig-Weibliche,
zieht uns hinan.

ein dreifach Hoch also auf alle sündlosen Damen und ein fünffaches Hoch und heilig sollen alle - sündigen Damen sein.
(Denn mir war eine schaumgeborene Aphrodite schon immer lieber, als Mutter Theresa, sozusagen.)

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#140 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 22:18

Queequeg hat geschrieben:Noch einmal, in der europäischen Geschichte gab es einschneidende Epochen, in denen das Christentum nicht kultureller und religiöser Alleinherrscher war
Wenn Du damit Mittel- und Süd-Spanien meinst, hast Du recht - aber das hatte ich - ehrlich - vorausgesetzt, und den klassisch-abendländischen Begriff gemeint. - Wer verstehen wollte, hat es auch so verstanden.

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