Magdalena61 hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:Wenn ihn die Vergebung zu weiteren bösen Dingen ermutigt, dann müssten wir die Vergebung im Rahmen der Nächstenliebe sogar verweigern. Weil Liebe heißt, auf das Gute des anderen bedacht zu sein.
*gefällt mir*
Ob wir das immer richtig erkennen... was
gut ist für den anderen? Von mir würde ich das nicht behaupten wollen
Wir sind begrenzt im Wissen in Raum und Zeit. Diese Begrenzung wird uns sicher nicht angelastet, wir sind so geschaffen. . Es geht hier für mich immer um die richtigen Beweggründe beim Handeln.
Wir würden schon in einem Paradies auf Erden leben, wenn jeder nur ein paarmal am Tag bessere Absichten hätte.
Aber so viel weiß ich: Ich möchte nicht die Sünde eines anderen durch (m)eine zweifelhafte und grenzenlose Vergebungsbereitschaft sozusagen "unterschreiben" müssen.
Nein sicher nicht. Wichtig ist, auf den anderen nicht böse zu werden. Sonst hat man im Einzelfall vor dem Bösen kapituliert.
Man kann aber in Liebe falschen Bestrebungen konsequent entgegnen.
Natürlich ist dies eine hohe Kunst. Sonst gäbe es ja auch keine "Weisheit" (als das Vermögen Wissen sinnvoll einzusetzen).
Naqual hat geschrieben:Das steht nun aber doch wirklich oft genug im NT.
Mt 6,12 , Mt 6,14 , Mt 6,15 , Mt 18,35 , Mk 11,25
Lk 6,37 , Lk 7,47 , Lk 11,4
Wie wollte man für sich selbst Vergebung von Gott empfangen wollen, wenn man selbst nicht dazu bereit ist, anderen zu vergeben?
Wie bringst du die Bibelstellen da oben jetzt mit dem Satz da oben zusammen, in bestimmten Fällen "Vergebung im Rahmen der Nächstenliebe zu verweigern"?
Danke für die Nachfrage, sie war auch sicher nötig. Ich sehe zwei Stufen der Vergebung. Die eine, und die wichtigste: innerlich bin ich nicht (mehr) böse auf den anderen, sondern sogar bestrebt Gutes für ihn zu bewirken. Dies ist die Vergebung, die die Bibelstellen meint. Dies sollte immer der Fall sein. Bedingungslos.
Ich hatte Vergebung noch etwas drastischer definiert: Vergebung (ist erst abgeschlossen) ist, wenn der Zustand vor der Tat hergestellt wurde (ist GRUNDSÄTZLICH anzustreben). Das Problem ist, dass diese vollständig vollkommene Vergebung nicht von mir abhängt, sondern vom Gegenüber. Also ich kann nicht auf den Zustand vor der Tat zurückgreifen, wenn der Typ uneinsichtig ist, es ihm nicht leid tut und er an möglichst viele Wiederholungen denkt. Denn dann beginnt eine Verantwortung von mir für das Wohl des anderen.
Kann ich denn selbst entscheiden, ob ich vergebe oder nicht? Meistens hat man ja keine Lust dazu. Weil man verletzt, betrogen... gelinkt... geschädigt wurde, weil man persönlich betroffen ist und Nachteile/ Verluste in Kauf nehmen muß.
Ich denke, dass man hier sehr in sich gehen muss und analysieren. Vor allem gegenüber sich selbst ehrlich (demütig) ohne zu verdrängen, weil es um Dinge geht, die von Gott vielleicht nicht so gewollt sind.
Es ist natürlich immer die eigene Entscheidung, aber eine ganzheitliche. Nur "rational" wäre hier einfach. Die Gefühle sollten schon mitziehen, da sonst sinnlos.
Die Frage ist dann, was hilft mir.
Ein guter Mechanismus bei mir ist es, wenn der andere etwas getan hat, was ich auch schon einmal getan habe oder mir selbst sogar noch zutraue. Das ist Vergebung sogar leicht. (Das wertet übrigens das Kreuz auch noch einmal auf, wenn wie Jesus ein Unschuldiger vergibt, der es also von sich selbst nicht kennt)
Das andere ist es, den anderen als Geschöpf Gottes zu sehen und die Dinge zu finden, bei denen dies zum Ausdruck kommt.
Das nächste ist es gedanklich sich in seine Vorgeschichte zu versetzen (soweit bekannt). Wir wären oft um keinen Deut anders, wenn wir das bisherige Leben des anderen für uns gehabt hätten.
Hilfreich kann auch sein, bevor man diesbezüglich in sich geht, erst den geistigen Zustand zu verbessern in dem an selbst ist. Also man beschäftigt sich z.B. mit der Liebe mit ganz konkreten "Bildern" oder Erlebnissen, etwas, das einen beeindruckt. Mein Lieblingsbeispiel sind immer die Marien-Ikone des Ostens. Auf dem Bild ist eine Mutter mit ihrem Kind. Nun versetzt man sich in die Mutter und versucht so zu empfinden wie sie gegenüber dem Kind. Dann tauscht man die Seiten und "übernimmt das Kind". Wichtig ist, sich dabei Zeit zu nehmen und hineinzufühlen. Dann erreicht man zum "Vergebungsrelevanten Ereignis" eine innere Distanz, aber hat das richtige "Gemüt". Und dann sieht man vieles entspannter in Bezug hierauf. Und liebevoller.