Aberglaube im 21. Jahrhundert

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Novas
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#251 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Novas » Do 9. Apr 2015, 14:28

Münek hat geschrieben:Wenn es um Wahrheit und Ehrlichkeit geht, gibt es nicht verschiedene Ansätze.

Wahrheit ist ein großes Wort. Es gibt eine Wahrheit/Wirklichkeit, aber Menschen nähern sich ihr aus verschiedenen Blickrichtungen. DER WEG, von dem Jesus sprach, ist das Leben in der Gegenwart Gottes. Das ist für ihn die Wahrheit. Und er lehrt, wie wir in ihr Leben können. Die Evangelien beschreiben einen mystischen Weg der geistigen Heilung und Freiheit. Das hat oberste Priorität.

closs
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#252 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Do 9. Apr 2015, 16:11

Savonlinna hat geschrieben:Was die Wissenschaft machen kann, ist: Modelle zu errichten, die eine mögliche Interpretation erlauben. Und verschiedene Theologen haben verschiedene Modelle; es wird eigentlich immer nur beschrieben, wozu man heute neigt. Und das wechselt, fast alle paar Jahre.
Das wäre eine (durchaus willkommene) Ehrenrettung der historisch-kritischen Forschung. - Warum stellt man sie dann so grob dar? Als würden sie ihr eigenes Geschäft nicht verstehen?

Novalis hat geschrieben:Dass die Naherwartung des Reiches Gottes von Jesus so oder anders verstanden werden kann, ist ebenfalls selbstverständliches Resultat der historisch-kritischen Forschung.
Man könnte also (je nach Modell) innerhalb der historisch-kritischen Forschung auf dieses oder jenes Ergebnis kommen? - Wenn Du das meinst: Sehe ich genauso.

Mein Eindruck insgesamt ist, dass die Wissenschaft selbst sehr diszipliniert arbeitet und all das weiß, was Du dankenswerterweise in Erinnerung rufst. - Warum aber wird die Wissenschaft immer wieder von außen her ideologisiert? - Wo sind die Wissenschaftler, die sich das verbitten?

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#253 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 16:18

Ach nee,

unsere charmante, intelligente SAVONLINNA ist wieder aus dem "Nichts" aufgetaucht, um uns
in unserem kleinen Forum durch ihre Anwesenheit und Cleverness zu beehren.

Bleib mal hier, Schatz. :Herz: Und renne nicht gleich wieder wegen Kurts abwegig-tollkühnen Glau-
bensakrobatiken weg. :D

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#254 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 16:33

Novalis hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn es um Wahrheit und Ehrlichkeit geht, gibt es nicht verschiedene Ansätze.

Wahrheit ist ein großes Wort. Es gibt eine Wahrheit/Wirklichkeit, aber Menschen nähern sich ihr aus verschiedenen Blickrichtungen. DER WEG, von dem Jesus sprach, ist das Leben in der Gegenwart Gottes. Das ist für ihn die Wahrheit. Und er lehrt, wie wir in ihr Leben können. Die Evangelien beschreiben einen mystischen Weg der geistigen Heilung und Freiheit. Das hat oberste Priorität.

Schön,

das ist aber kein Grund, historische Fakten beiseite zu schieben. Wer so etwas macht, setzt sich nicht ohne Grund
dem Verdacht aus, es mit der WAHRHEIT nicht so genau nehmen zu wollen.

Die "intellektuelle Redlichkeit" ist der "Wahrheitsmaßstab". Wer versucht, sich "geistig" oder "mystisch" daran vor-
beizumogeln, macht sich selber was vor, unterliegt seinen Wunschvorstellungen und der Selbsttäuschung.

Wer die Ehrlichkeit missachtet und mit Füßen tritt, macht sich unglaubwillig. Da nützen auch keine selbstgesetz-
ten "obersten" Prioritäten, die nur im Kopf existieren und sonst nirgendwo!


PS

Denn dann taucht sofort Pippi Langstrumpf auf: " Widdewiddewitt und drei macht neune...Ich mach mir MEINE Welt". :D

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#255 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Do 9. Apr 2015, 17:37

Münek hat geschrieben:das ist aber kein Grund, historische Fakten beiseite zu schieben.
Das will doch keiner. - Aber es ist eben KEIN "historisches Faktum", dass (bspw.) Jesus selbst eine Naherwartung hatte. - Man kann das allenfalls (wie vieles) aus sekundären Textvorlage heraus-interpretieren - und das ist bei entsprechender Begründung auch ok. - Aber es ist kein "historisches Faktum".

Münek hat geschrieben:Wer die Ehrlichkeit missachtet und mit Füßen tritt, macht sich unglaubwillig.
Stimmt. - Die Ehrlichkeit ist jedoch wahrscheinlich gar nicht das Problem - das Problem ist der jeweilige Ansatz mit seinen jeweiligen Setzungen.

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#256 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 17:50

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der theologischen Wissenschaft deshalb unlautere Motive zu unterstellen, ist grotesk
Solange Wissenschaft und Glaube/geistige Perspektive nicht getrennt sind (was Du doch genau auch willst), und die Wissenschaft wissenschaftliche Beobachtungen mit geistigen Aussagen vermengt, bleibt dieser Vorwurf aufrecht.

Die Wissenschaft vermengt nichts...

Diese absurde Vorstellung existiert nur in Deinem Kopf. Wer hier "vermengt", bist allein Du.
Dass Du das nicht merkst, ist Deiner glaubensmäßigen Borniertheit geschuldet.

PS

Wenn Dir heute Jesus erschiene und einräumte, er hätte sich mit seiner "Naherwartung"
geirrt, würdest Du ihm wahrscheinlich widersprechen und ihm sagen: "Nein, Jesus, Du hast
Dich nicht geirrt. Du musst die Ankunft des Gottesreiches "geistig" sehen."


:lol: :lol: :lol: Sorry. :lol:

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#257 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Rembremerding » Do 9. Apr 2015, 18:14

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was die Wissenschaft machen kann, ist: Modelle zu errichten, die eine mögliche Interpretation erlauben. Und verschiedene Theologen haben verschiedene Modelle; es wird eigentlich immer nur beschrieben, wozu man heute neigt. Und das wechselt, fast alle paar Jahre.
Das wäre eine (durchaus willkommene) Ehrenrettung der historisch-kritischen Forschung. - Warum stellt man sie dann so grob dar? Als würden sie ihr eigenes Geschäft nicht verstehen?
In den 1990ern begann man beispielsweise die Werke Homers zu zerpflücken, indem man fast jeden Vers einem anderen Autor zuordnete. Dabei wurde die Kritik und angeblich fehlende Authenzität der Werke so überhöht, dass bis zum Ende des Jahrtausends keine konstruktive Forschung mehr möglich war. Der Inhalt, der Text an sich und der darin innewohnende Informationsschatz geriet völlig in den Hintergrund. Etwa seit 2004 wendet sich in dieser Hinsicht das Blatt wieder, man blickt nun erneut auf Gesamtwerk, Kontext und kulturelles sowie psychisches Umfeld des Schreibers.

Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland eine theologische Richtung, die den jüdisch-kulturellen Anteil und dort vor allen die Kabbala als Einfluss in der Hl. Schrift überhöhte. Es wurde nur noch hebräische Buchstaben- und Zahlenakrobatik betrieben, überall "lauerte" eine Über- und Nebenbedeutung, alles wurde verkompliziert, bis die geistigen Grundlagen, der Inhalt des Textes an sich und das eigentliche Wirken des Herrn hinter dieser verkopften Lehre verschwand. Durchsetzen konnte sich diese Lehre natürlich dank des Hl. Geistes nicht, aber sie blieb all den wenigen ein Trost, die Gott nicht in ihrem Herzen erkennen wollen/können und lieber danach trachten ihn verstandesgemäß unter Kontrolle zu halten.
Es gab auch verstärkt seit Ende der 1920er Jahre eine "nationalsozialistische" Theologie, die sogar eine eigene Bibelübersetzung hervorbrachte.

Zu aller Zeit gab es also eine zeitgemäße Herangehensweise, Modelle für die Interpretation der Texte, auch außerhalb der Hl. Schrift. Diese kommen und gehen. Sie beeinträchtigen aber in keiner Weise den Glauben und das Heilswerk Gottes. Deshalb ist es völlig absurd beides mit der historisch-kritischen Forschung "ergründen", ja in Frage stellen zu wollen. Es wäre so, als wolle man mit der Textanalyse der Gebrauchsanweisung eines Radios dessen Funktion und die Existenz von Radiowellen an sich in Frage stellen.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

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#258 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 18:16

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:das ist aber kein Grund, historische Fakten beiseite zu schieben.
Das will doch keiner. - Aber es ist eben KEIN "historisches Faktum", dass (bspw.) Jesus selbst eine Naherwartung hatte. - Man kann das allenfalls (wie vieles) aus sekundären Textvorlage heraus-interpretieren - und das ist bei entsprechender Begründung auch ok. - Aber es ist kein "historisches Faktum".

Historiker halten sich an historische Fakten.

Im Markusevangelium (1, 14 ff.) heißt es unzweideutig zu Jesu Predigt:

"Die Zeit ist erfüllt - und das Reich Gottes ist herbeigekommen." :o

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#259 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Münek » Do 9. Apr 2015, 18:31

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:das ist aber kein Grund, historische Fakten beiseite zu schieben.
Das will doch keiner. - Aber es ist eben KEIN "historisches Faktum", dass (bspw.) Jesus selbst eine Naherwartung hatte. - Man kann das allenfalls (wie vieles) aus sekundären Textvorlage heraus-interpretieren - und das ist bei entsprechender Begründung auch ok. - Aber es ist kein "historisches Faktum

Nix sekundäre Textvorlagen.

Riskiere doch einfach mal einen Blick in die primären Textvorlagen. Das sind die Evangelien. :D
Da werden sie geholfen!

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#260 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Savonlinna » Do 9. Apr 2015, 18:55

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was die Wissenschaft machen kann, ist: Modelle zu errichten, die eine mögliche Interpretation erlauben. Und verschiedene Theologen haben verschiedene Modelle; es wird eigentlich immer nur beschrieben, wozu man heute neigt. Und das wechselt, fast alle paar Jahre.
Das wäre eine (durchaus willkommene) Ehrenrettung der historisch-kritischen Forschung. - Warum stellt man sie dann so grob dar? Als würden sie ihr eigenes Geschäft nicht verstehen?
siehe unten

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Dass die Naherwartung des Reiches Gottes von Jesus so oder anders verstanden werden kann, ist ebenfalls selbstverständliches Resultat der historisch-kritischen Forschung.
Man könnte also (je nach Modell) innerhalb der historisch-kritischen Forschung auf dieses oder jenes Ergebnis kommen? - Wenn Du das meinst: Sehe ich genauso.
Erst mal: das Zitierte ist nicht von Novalis, oder? Oder er hat zufällig Wort für Wort das Gleiche geschrieben wie ich. :)

Zum Inhaltlichen: Man untersucht in der historisch-kritischen Forschung die einzelnen Bibelautoren getrennt - versucht also herauszufinden, welches Jesus-Bild sie jeweils hatten und woher sie es hatten. Da hilft natürlich, wenn eine sachgemäße Stilanalyse vorliegt, die es erlaubt, verschiedene biblische Bücher demselben Autor zuzuordnen. Dann kann man auch zu klären suchen, ob dieser Autor überhaupt Jesus je gesehen hat und auf welche Quellen er sich bezieht. Hat man die Quellen halbwegs identifiziert - durch Vergleich meist -, dann kann man auch erkennen, wo der Autor die Quellen verändert hat - auch wenn er Jesus nie im realen Leben begegnet ist.
Das alles sind natürlich immer nur vorläufige Ergebnisse; es tauchen ja ab und zu neue Quellen auf, die alles wieder über den Haufen werfen. Oder es kommen neue Interpretationsansätze, an die bisher noch keiner gedacht hat und die auf manche oder viele überzeugend wirken.

Was ich vor allem sagen wollte: welche Auffassung der biblische Autor X vom - sagen wir - Reich Gottes hatte, kann bei einem biblischen Autor Y anders aussehen.

closs hat geschrieben:Mein Eindruck insgesamt ist, dass die Wissenschaft selbst sehr diszipliniert arbeitet und all das weiß, was Du dankenswerterweise in Erinnerung rufst. - Warum aber wird die Wissenschaft immer wieder von außen her ideologisiert? - Wo sind die Wissenschaftler, die sich das verbitten?
Zu letzterem: Die Religionswissenschaftler und wissenschaftlichen Theologen würden sicher öffentlich Stellung beziehen, wenn eine Ideologisierung der historisch-kritischen Forschung in Papierform zu kaufen wäre.
Es gibt Ideologisierungen anderer Wissenschaften, wo das auf jeden Fall der Fall ist.

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