Symbolsprache in der Bibel
#1 Symbolsprache in der Bibel
Eine Frage, die ich schon häufiger gelesen hatte, lautet: Ist die Bibel wörtlich oder sinnbildlich zu verstehen. Meine Antwort darauf lautet: Sowohl als auch.
Doch in den Diskussionen fällt mir auf, dass die wörtliche Auslegung der Bibel im Trend ist. Dabei enthält die Bibel meiner Meinung nach sehr viel Symbolsprache, Allegorien und Metaphorik.
Dass kingt vielleicht ein wenig hochtrabend, doch dahinter verbirgt sich gar nicht sowas Wildes. So kann man das Meer (die Wasser) als Symbol für Chaos deuten, aber einen Brunnen als Symbol für Leben. (Dies ist jetzt nur ein Beispiel, welches mir aufgrund eines Bibelgespräches im Sinn habe.)
Was meint ihr dazu? Wo sehr ihr Symbolik, wo Buchstäbliches?
Doch in den Diskussionen fällt mir auf, dass die wörtliche Auslegung der Bibel im Trend ist. Dabei enthält die Bibel meiner Meinung nach sehr viel Symbolsprache, Allegorien und Metaphorik.
Dass kingt vielleicht ein wenig hochtrabend, doch dahinter verbirgt sich gar nicht sowas Wildes. So kann man das Meer (die Wasser) als Symbol für Chaos deuten, aber einen Brunnen als Symbol für Leben. (Dies ist jetzt nur ein Beispiel, welches mir aufgrund eines Bibelgespräches im Sinn habe.)
Was meint ihr dazu? Wo sehr ihr Symbolik, wo Buchstäbliches?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
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#2 Re: Symbolsprache in der Bibel
Es hapert doch schon bei den einfachsten Begriffen.Halman hat geschrieben:Was meint ihr dazu? Wo sehr ihr Symbolik, wo Buchstäbliches?
Menschensohn = Mensch
Gottessohn = gläubiger Mensch
Satan = jeder beliebige Gegenspieler
#3 Re: Symbolsprache in der Bibel
Da kommt es auf den Kontext an.JackSparrow hat geschrieben:Es hapert doch schon bei den einfachsten Begriffen.Halman hat geschrieben:Was meint ihr dazu? Wo sehr ihr Symbolik, wo Buchstäbliches?
Menschensohn = Mensch
Gottessohn = gläubiger Mensch
Satan = jeder beliebige Gegenspieler
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
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#4 Re: Symbolsprache in der Bibel
Gott = Kaiser VespasianHalman hat geschrieben:Da kommt es auf den Kontext an.
Jesus = Titus Flavius
Reich Gottes = Römisches Reich
Himmel = Rom
Tag des Gerichts = Tag der Eroberung Jerusalems
Schon haben wir einen rein weltlichen Kontext erschaffen. Wer möchte widerlegen?
#5 Re: Symbolsprache in der Bibel
Er-Schaffen ist das richtige Wort. - Unsere heutigen Koordinaten erlauben es nicht, zwischen "finden" und "er-finden" zu unterscheiden - und schon ist erlaubt, was gefällt.JackSparrow hat geschrieben:Schon haben wir einen rein weltlichen Kontext erschaffen.
Diese Entwicklung hat ihren Ursprung in der Romantik (die übrigens alles andere als "romantisch" ist) - die Atomisierung der Orientierung - siehe Friedrich Schlegel/55. Lyceumsfragment:
„Ein freier Mensch müsste sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimmt, zu jeder Zeit und zu jedem Grade.“
Dies ist die Geburtsstunde des Lobbyismus, der Meinungs-Gesellschaft, der beliebigen Selbst-Verwirklichung. - Und schon kann man beliebig zu allem einen beliebigen Kontext erschaffen.
#6 Re: Symbolsprache in der Bibel
closs hat geschrieben:„Ein freier Mensch müsste sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimmt, zu jeder Zeit und zu jedem Grade.“
Es geht ja gar nicht anders.
#7 Re: Symbolsprache in der Bibel
Meinst Du das so, wie es Schlegel verstanden hat? - War es nie anders?Novalis hat geschrieben:Es geht ja gar nicht anders.
#8 Re: Symbolsprache in der Bibel
Jesus verkündete keinen anderen Gott als den des Tanach. Dieser Gott,JackSparrow hat geschrieben:Gott = Kaiser VespasianHalman hat geschrieben:Da kommt es auf den Kontext an.

In den Evangelien und der Apostelgeschichte wird u.a. auf das Buch Jesaja Bezug genommen und damit deutlich gemacht, dass der vom Propheten verkündete Gott der Juden gemeint ist und kein römischer Kaiser. Die Jesaja-Rolle aus Qumran stammt aus dem 2. Jhd. v. Chr.
Kaiser Vespasian bildet in keinster Weise einen Kontext zum biblischen Gott.
Ich vermag keinerlei Verbindung zwischen Vespasians Sohn Titus und Jeschua ben Mirjam zu erkennen, außer der jesuanischen Prophezeiung über Jerusalem (Titusbogen).JackSparrow hat geschrieben:Jesus = Titus Flavius
Keine der spärlichen außerbiblischen historischen Belege für Jesus deutet auf Titus hin. Auch in der Bibel sucht man dergleichen vergeblich.
Augustinus von Hippo interpretierte die alte katholische Kirche als das Himmelreich und wenn man den Bogen weiter spinnt, könnte man das katholische römische Reich als "Reich Gottes" deuten. Dies wäre allerdings eine nach-apostolische und außerbiblische Umdeutung, wie unmissverständlich aus den JohEv hervorgeht:JackSparrow hat geschrieben:Reich Gottes = Römisches Reich
Zitat aus Joh 18,36:
Mein Reich* ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.
*o. meine Königsherrschaft
Der Römerbrief spricht mit keinen Wort für diese These. Rom war eine Stadt, die offenkundig mit einem σωμα ψυχικον (soma psychikón) betretbar war, der Himmel aber nur mit einem σωμα πνευματικον (soma pneumatikon). {vgl. bitte 1Kor 15:44 u. 1Kor 15:50}JackSparrow hat geschrieben:Himmel = Rom
Hier gibt es tatsächlich eine Verbindung, insbesondere in der jesuanischen Prophezeiung im LukEv. Doch die nach der Zerstörung Jerusalems geschriebene Offenbarung des Johannes blickt in die Zukunft und kann daher mit dem "Tag des Gerichts" nicht dieses Ereignis meinen. Die christliche Eschatologie erschöpft sich nicht im jüdisch-römischen Krieg, auch wenn hier eine Beziehung sehr wohl besteht.JackSparrow hat geschrieben:Tag des Gerichts = Tag der Eroberung Jerusalems
Die Vernichtung Jerusalems wird hier zum Symbol für eine umfassenderes Ereignis - ἉÏμαγεδών.
²Grafikquelle
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#9 Re: Symbolsprache in der Bibel
Wie JackSparrow richtig betont hat, hapert es doch in allen Ecken an der Genauigkeit und er bringt auch die richtige Zuordnung, die "Einfärbung":Halman hat geschrieben:Doch in den Diskussionen fällt mir auf, dass die wörtliche Auslegung der Bibel im Trend ist. Dabei enthält die Bibel meiner Meinung nach sehr viel Symbolsprache, Allegorien und Metaphorik.
Tag des Gerichts = Tag der Eroberung Jerusalems
Himmel = Rom


... "Frevelei" wird möglich, sobald mit Allegorien gearbeitet wird - die missbräuchlich Anwendung finden. Ganz bewusst habe ich die "Allegorie" weggelassen, weil die nämlich fast immer in die Sackgasse geführt hat, zu "Scheinlösungen" hin. Da wurde nie mehr weiter geforscht. Völlig zufrieden, mit seiner kleinen Eingebung vom Hl.Geist, wie man meinte, war ein wunderbar beglückendes Gefühl: "ich hab's!"
Weit mühervoller ist das Nachgehen und Suchen vom:
Wie ist das nun tatsächlich?
Wo steht JHWH im NT?Halman hat geschrieben:Jesus verkündete keinen anderen Gott als den des Tanach.
Ich verstehe zwar, was du ausdrücken willst, aber die Kommunikation ist "geschwollen", mit Bruch, ohne direktes Denken. Aus Jesu Reden kennen wir: "ich gehe zum Vater oder der Vater und ich sind eins." Gut, Vater ist ein anders Wort. Der Mensch verknüpft dann - Gott ist Vater. Das stimmt in gewisser Weise, wirft aber eine Menge Fragen auf - bei sexueller Aufklärung. Als nächstes ist die Frage dran - wie Adam entstand. Da weiß die modernen Naturwissenschaft nichts über die eine Entstehung der Menschen aus Lehm zu erklären. Die Schlussfolgerung lautet dann:
Die Bibel schreibt Blödsinn. Die Alten haben nichts gewusst!
Der Mensch hört bekannte Worte, aber er "versteht" sie nicht und generiert unverstandene Sätze - daher ungläubig machende Allegorien.
Mit anderen Worten gesagt: Du kriegst nicht den Bogen zum Titus und Kaiser Vespasian, zum ":-)", vor allem einen Genickbruch von den Göttervorstellungen.
Wörtliche Interpretation:
Sie nimmt die Wortbegriffe, die in der hebräischen Bibel ERKLÄRT werden. Jawohl ich schrei: "erklärt". Das erscheint wie eine Allegorie, ist es aber nicht, weil da passende Überschreibungen eintreten. Den Text liefert das AT. Das erklärt JHWH. Ein Atheist könnte hier rumbrüllen, es gibt Gott doch nicht, wenn JHWH übersetzt lautet: Gegenwart (hwh) in die Zukunft gesetzt - oder "Wie es sein soll". Das ist eben nicht die einzige Aussage, aber es gibt ein Erklärungspotential, das wir nicht verwenden konnten.
Damit ist die "Götterverehrung" eines Kaisers - der etwas richtet und in Gang bringt - in etwa verständlich. Dazu kommt noch, wenn Jesus "Vater" sagt. Da kommt einerseits die Abstammung, Gesetze Abrahams (Wunschdenken und seine Regeln Zurückhaltung, Erlösung, hohe Ideale) und darüber hinaus spricht er noch von anderen Welten. Dann noch eine Ebene weiter vom Schöpfer selbst und noch weiteren höheren Lagen.
Kommt in das Gefüge auch nur eine einzige schräge Allegorie, dann ist da nichts mehr im Lot.
Man hat das GANZE nicht verstanden. Wenn das Gefüge aber passt, reicht das Simple ebenso.
Hier siehst du schon das Chaos der Allegorie, die nicht zu den eigentlichen Wurzeln kann.Halman hat geschrieben:So kann man das Meer (die Wasser) als Symbol für Chaos deuten, aber einen Brunnen als Symbol für Leben. (Dies ist jetzt nur ein Beispiel, welches mir aufgrund eines Bibelgespräches im Sinn habe.)
Gereimt wurde im AT bei "maim" Wasser - das "ma im" - was ist vielleicht.
#10 Re: Symbolsprache in der Bibel
closs hat geschrieben:Meinst Du das so, wie es Schlegel verstanden hat? - War es nie anders?Novalis hat geschrieben:Es geht ja gar nicht anders.
Weil jeder Gott auf eigene Weise begegnen muss, sonst ist der Glaube nur aus zweiter Hand übernommen. Wie Goethe meinte: wenn ihr's nicht fühlt ihr werdet's nicht erjagen, wenn's euch nicht aus der Seele dringt und mit urkräftigem Behagen, die Herzen aller Hörer zwingt... Im Hinblick auf die originäre Architektur sagte er sehr schöne Worte:
Hättest du mehr gefühlt als gemessen, wäre der Geist der Massen über dich gekommen, die du anstauntest, du hättest nicht so nur nachgeahmt, weil sie's taten und es schön ist; notwendig und wahr hättest du deine Plane geschaffen, und lebendige Schönheit wäre bildend aus ihnen gequollen.
Er sprach zwar über die Architektur, aber diese Einstellung zieht sich durch sein gesamtes Werk. Bei Faust "quillt" und "drängt" die Erkenntnis aus der Seele. Er reflektierte stets die Dichotomie von Gelehrsamkeit ("Bücherwissen") und echter Empfindung ("Seele"). Für ihn ist die "Seele" oder das "Herz" die wesentliche Erkenntnisinstanz und ihr Kommunikationsweg.
Beispielsweise Johann Jakob Rambach sprach in seiner Hermeneutik von der Emotion, als "Canal" der Erkenntnis. Beim Faust finden wir entsprechend immer wieder den Bezug zum Herz, dem Gefühl und den Sinnen.