
Hallo und einen schönen Tag an die Forengemeinde!

Hier eine gekürzte Zusammenfassung einer Abhandlung über die Sprache(n) in der Zeit Jesu, wen es interessiert. Vieles wird Euch schon bekannt sein. Natürlich seid Ihr eingeladen auch Eure Erkenntnisse über den Themenbereich hier beizutragen.
Alle Quellen, die über Jesus berichten, sind in griechisch verfasst, müssen deshalb ursprünglich aber nicht in griechisch geschrieben worden sein. Nur wenige Worte Jesu sind im originalen Wortlaut erhalten. So „Abba“ oder „Eli, Eli, lema sabachtani"(vielleicht später dazu mehr).
Das Hl. Land war zur Zeit Jesu mehrsprachig (siehe Inschrift des Pilatus an Jesu Kreuz), denn man sprach aramäisch, hebräisch, griechisch und lateinisch. Die meisten Bewohner konnten mehrere Sprachen, wenn auch unterschiedlich gut und in verschiedenen Situationen. Es gab verschiedene Bevölkerungsgruppen und Religionen und diese ethnischen und religiösen Unterschiede spiegelten sich auch in der Sprache wider. Der bedeutende Teil der Bevölkerung waren Juden, aber auch jene waren sprachlich nicht einheitlich.
Das Hl. Land gehörte damals zum Römischen Reich, die Sprache der herrschenden Klasse, der Verwaltung, war die der Osthälfte des Römischen Reiches: griechisch. Lateinisch war die Sprache des Zentrums, Rom, die vor allem im zentralisierten Militär wichtig war. Als Unruheherd hatte in der Provinz Palästina das Militär und damit Latein einen höheren Stellenwert.
Hebräisch (von [H]Eber, ein Urenkel von Sem)
Die Sprache gehört zur semitischen (von Sem, einem der Söhne Noahs) Sprachfamilie. Sie hatte ihre Heimat im Vorderen Orient und der arabischen Halbinsel. Das moderne Hebräisch, Arabisch, Maltesisch und einige der äthiopischen Sprachen sind bis heute in Gebrauch.
Hebräisch war die Sprache des Volkes Israel, wobei „Sprache“ und „Volk“ keine fest umrissenen Begriffe sind. In manchen Geschichtsphasen kann man eher vom „Dialekt“ und „Stamm“ sprechen. Älteste erhaltene hebräische Inschriften stammen aus dem 1. Jh. v. Christus. Inschriften von Nachbarvölkern, etwa den Moabitern im heutigen Jordanien, zeigen, dass sich deren Sprache/Dialekt nicht stark vom Hebräischen unterschied. Hebräisch war während der israelitischen Monarchie Landessprache.
Im babylonischen Exil (6. Jh. v. Chr.) hatten die Israeliten intensiven Kontakt zu Aramäisch, nehmen die aramäische Schrift an, um hebräisch zu schreiben. Nach dem Exil wurde weiterhin hebräisch gesprochen, Texte aus jener Zeit besitzen nun aber eine Vielzahl an aramäischen Fremdwörtern, was auf einen Bedeutungsgewinn von Aramäisch hinweist.
Seit 1948 (Funde in Qumran) weiß man, dass Hebräisch in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten nicht ausgestorben war. Die Verfasser dieser Texte schrieben keinesfalls in einer toten Sprache, imitierten also nicht nur die biblische Sprache.
Das moderne Hebräisch ist übrigens eine Wiederbelebung der alten biblischen Sprache als einigendes Band für Juden aus verschiedenen Ländern. Dieses Hebräisch nennt sich offiziell „Ivrit“ und hat sich in den 100 Jahren, seit es nun gesprochen wird, auch weiterentwickelt. Moderne Israelis haben deshalb Schwierigkeiten die hebräische Bibel zu verstehen.
Wo wurde nun zur Zeit Jesu hebräisch gesprochen und wo nicht?
Neue Funde und Forschungen ergeben, dass in Judäa und in der Gegend um Jerusalem hebräisch zumindest von der mehrheitlich jüdischen Bevölkerung gesprochen wurde. Anders jedoch in Galiläa, der Heimat Jesu. Dort gibt es keine Belege für eine hebräische Umgangssprache zur Zeit Jesu. Jedoch blieb die Sprache der Liturgie, vor allen der Lesungen, auch dort hebräisch, und nichts deutet darauf hin, dass die Zeitgenossen Jesu ihn nicht verstanden hätten, als er in Nazaret aus dem Propheten Jesaja vorlas. Galiläische und judäische Juden hatten natürlich Kontakt zueinander und zu den Wallfahrtfesten zog man nach Jerusalem. Es gibt keine Hinweise darauf, dass galiläische Juden Schwierigkeiten hatten, sich in Judäa verständlich zu machen. So kann man davon ausgehen, dass die Bevölkerung in Galiläa auch gute hebräische Sprachkenntnisse vorweisen konnte, auch wenn es nicht die alltägliche Umgangssprache, ihre Muttersprache war, denn diese war Aramäisch.
Im Johannesevangelium werden Ortsbezeichnungen überliefert, die als „hebräisch“ gekennzeichnet sind: Betesda, Gabbata und Golgota, ebenso der Titel Rabbuni. Dabei sind Gabbata, Golgota und Rabbuni aber klar aramäisch. Es liegt aber keine Unkenntnis des Evangelisten vor, sondern „hebräisch“ hieß damals nicht „in hebräischer Sprache“, vielmehr deutete man dadurch an, dass die Ortsbezeichnungen in der Sprache der Juden, der Hebräer waren. So ist auch die Angabe des Kirchenhistorikers Eusebius von Caesarea (260-340) zu verstehen, der überliefert, dass das Matthäusevangelium ursprünglich hebräisch abgefasst wurde. Dabei meinte er genauso allgemein „in der Sprache der Juden“.
Danke fürs bis hierher lesen. Später mehr über Aramäisch, Griechisch und Lateinisch.
Servus
