ich wollte heute mal einiges über Jesus und Paulus schreiben. Für mich stellt es sich so dar daß Jesus die Religion stark von Gesetzen beschneiden will, daß er eigentlich nur die 10 Gebote als Gottes Gesetz behält und die Menschen auffordert ihre Rechtssysteme von Gottes Gesetz abzugrenzen und dabei nur segensvolle Gesetze zu beachten. Dadurch erst kamen wir zu Entwicklungen nach denen wir heute Steinigungen jeder Art ablehnen und bestimmte Dinge die noch im Altertum als Sünde galten, nicht mehr als Sünde ansehen bzw sie nicht mehr strafrechtlich verfolgen.
Dabei nutzte Jesus oft Ironie und sinnvolle Übertreibung als Mittel der Rhetorik in seinen Aussagen. Beispielsweise sagt er ja in der Bergpredigt folgendes:
Matthäus 5:17-20
17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen.[d] Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!
18 Denn wahrlich[e], ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe[f] noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel.
20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!
In diesem Teil seiner Bergpredigt stellt Jesus das Gesetz Gottes heraus und trennt es von dem Rest der Gesetze der Bibel. Das machte er durch zwei Gleichnisse deutlich. Er sagt daß kein Buchstabe oder Strichlein vom Gesetz vergeht, was sich auf das Faktum bezieht daß die 10 Gebote auf Steintafeln geschrieben standen während das Gesetz des Moses auf Papyrus oder Pergament stand. Worte die man nämlich auf Papyrus oder Pergamente schreibt kann man ändern indem man radiert und neu darauf schreibt, was im Altertum gängige Praxis war da man so das Papyrus bzw das Pergament mehrmals benutzen konnte. Mit Steintafeln geht das aber nicht, man kann den Text der einmal auf sie eingraviert wurde nicht ändern.
Das andere Gleichnis hier ist das des kleinsten Gebots. Ich glaube hier bezieht sich Jesus auf "Du sollst nicht töten", was von der Länge der Worte der Gebote her das kleinste Gebot im jüdischen Gesetz ist. Wer nicht tötet hat laut Jesus also eine weitgehende Übertreffung der Gerechtigkeit der Pharisäer erreicht, die zwar allesamt viele Gebote hatten und hielten, doch dabei auch Steinigungsgeboten folgten und bestimmte schlechte Gebote aus dem Gesetz des Moses beachteten die für mancherlei Dinge die nicht böse waren (HS, Transsexualität, Sabbathbruch, Speisegebote, usw) Todesstrafen vorsahen.
Paulus macht aber nun aus dieser Basispredigt von Jesus, der Bergpredigt, nichts und läßt sie sausen und nimmt das Gesetz als Grundlage für das Gericht Gottes über uns. Er sieht Jesus als unseren Anwalt und vergißt Jesus' Aussage daß Gott nicht richtet, sondern stattdessen nur aufrichtet und ausrichtet, das Gericht Gottes ist bei Jesus kein Kriminalgericht mehr sondern gehört zu den friedlichen Begegnungen mit Gott die durch das Prinzip der Gnade mit dem Zeichen des Kreuzes verbunden sind und daß nun daher Gott selbst für Sünder keine Rache übt sondern sie mit Liebe und einfacher Vergebung (Vergebung gibt es nicht in einem strafrechtlichen Konzept) empfängt. Bei Paulus ist zwar das Gesetz abgetan, doch dann gilt es doch wieder wenn er sagt, "Wir richten das Gesetz auf", und er nutzt es auch immer noch um die Sünden zu identifizieren die nach seiner Meinung einen Menschen in eine Verurteilung durch Gott bringen.
Der eklatante Rückschritt dieser Theologie besteht für mich zum einen darin daß zum einen Gott der Vater als unnahbar dargestellt wird und nicht mehr als die Liebesquelle die doch Jesus erst zu uns sandte. Zum anderen wird Gott durch Jesus ersetzt und die vielen Gebote gelten wieder und für die Menschen wird wieder nichts erreicht denn statt eines harten und richtenden Gottvaters haben wir nun einen harten und richtenden Gottsohn, es wird also nichts gewonnen.
Paulus ist für mich daher ein ziemlich komplizierter Mensch. Sein Schlechtes bestand in seiner Unfähigkeit seine alten pharisäischen Vorstellungen nicht auf das Jesuanische anzuwenden, sein Gutes bestand darin daß er selbst nach seiner Bekehrung nicht mehr vom religiösen Haß getrieben war sondern sich in Liebe besonders den Schwachen und den Unbedeutenden unter den Menschen verbunden fühlte.
Das was mich wirklich stört ist seine große Sündenliste die er im Römerbrief erstellt. Denn so schlecht wie Paulus die Menschen macht, sind sie in Wirklichkeit nicht. Ich bin ein ziemlich normaler Mensch und traf wie jeder andere Mensch in meinem Leben auf viele Leute, und kaum einer dieser Menschen (von denen viele Nichtchristen waren), waren solche Übeltäter wie sie Paulus im Römerbrief beschreibt. Ich bin auch der Meinung daß man mit Bibelaussagen so ziemlich jeden Menschen einfangen und irritieren kann. Es ist wie bei Theologien der Erbsünde, am Ende muß man sich noch dafür entschuldigen daß man geboren wurde. Solche Einstellungen werden weder Gott gerecht, denn er ist Liebe, Licht und Frieden und tritt nicht für Strafgerichte noch für Rache ein, noch werden sie dem Menschen gerecht der in Gottes Ebenbild steht und neben seinen Fehlern und Unreinheiten noch sehr viel Gutes und Richtiges und Tiefes an sich hat und beweist. Und es ist ein Unterschied ob ich die menschlichen Fehler ALLESAMT als Verbrechen sehe oder sie eher so einordne daß der Mensch nicht perfekt sein kann und daß darin ein guter Sinn steckt.
So, das war's für heute abend. Ich wünsche euch ein fröhliches Weihnachtsfest! Gott segne euch!
Daniel